Ein Zeichen der letzten Tage vor der Wiederkunft des HERRN hat mit Bibellehre und -auslegung zu tun, denn 2. Timotheus 4,4 sagt: „Denn es kommt eine Zeit, da werden die Menschen der gesunden Lehre ´des Evangeliums` kein Gehör mehr schenken. Stattdessen werden sie sich Lehrer aussuchen, die ihren eigenen Vorstellungen entsprechen und die ihnen das sagen, was sie hören möchten“ (ngü).
Nehemia 8,5-8
Dieser Text stammt aus der Zeit, als die Juden aus der Verbannung in Babylon und Persien nach Israel zurückgekehrt waren. Sie bauten den Tempel auf Erlass des persischen Königs Kyros II.(520- 515 v.Chr.) wieder auf und unter Nehemia wurde die Stadtmauer Jerusalems wiederhergestellt. Als nächstes wurde der Gottesdienst wieder organisiert und die Zurückgekehrten im Gesetz des Moses unterrichtet. In unserem Text berührt mich persönlich die Ehrerbietung , die diese Juden dem Wort Gottes entgegenbrachten: „ als er es öffnete, stand das ganze Volk auf.“ Einige Verse vor unserem Text lesen wir: „So brachte am ersten Tag des siebten Monats der Priester Esra das Gesetz vor die Versammlung, vor Männer und Frauen, und vor jeden, der zu hören verstand. Und er las daraus vor auf dem Platz, der vor dem Wassertor war, vom [ersten Tages]licht bis zum Mittag in Gegenwart der Männer und Frauen und [aller], die es verstehen konnten. Und die Ohren des ganzen Volkes wa-ren auf das Buch des Gesetzes [gerichtet]“ (Nehemia 8,2-3).
Sowohl die Leiter der Juden, die geistlichen (zB Ezra) und die regierenden (zB Nehemia), als auch das Volk erkannte die absolute Notwendigkeit ihren Neuanfang als Nation auf der Grundlage des Wortes Gottes und dessen richtiger Auslegung zu beginnen. Noch im selben Kapitel wird darauf hingewiesen, was passiert, wenn das Wort Gottes nicht die Grundlage des Glaubens und des Lebens ist: „Und die ganze Versammlung, [alle], die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, machten Laubhütten und wohnten in den Hütten. Denn die Söhne Israel hatten es nicht [mehr] so gehalten seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, bis auf jenen Tag. Und es war eine sehr große Freude“ (Vers 17). Das bedeutet, dass Israel ca. 700 (!) Jahre dieses vom Gesetz Mose vorgeschriebene Fest (3. Mose 23) nicht gefeiert hatte.
Die 70-jährige babylonische Verbannung ergab sich übrigens aus der Zahl der nicht eingehaltenen Sabbath-Jahre: „Und sie mußten ihm und seinen Söhnen als Sklaven [dienen], bis das Königreich der Perser zur Herrschaft kam, damit erfüllt würde das Wort des HERRN durch den Mund Jeremias, bis das Land seine Sabbate ersetzt bekam. All die Tage seiner Verwüstung hatte es Ruhe, bis siebzig Jahre voll waren“ (2. Chronik 36,20-21). In anderen Worten führte u.a die Nichtbeachtung des einen Gebotes dazu, dass Israel 70 Jahre in Gefangenschaft leben musste.
Wer das Wort Gottes nicht kennt, versteht und umsetzt oder einfach ablehnt, wird die Konsequenzen zu tragen haben. Wer regelmäßige und im gewissen Sinne systematische Lehre und Unterweisung im ganzen Wort Gottes aus dem Gemeindeleben verbannt, wird früher oder später einen Preis dafür bezahlen. Die Gläubigen müssen so im Wort Gottes unterwiesen werden, dass keine „geistlichen“ Disziplinen zu toten Routinen oder Ritualen werden, sondern Lebensspender bleiben. Israel hatte in seiner Geschichte mehrfach aufgehört bestimmte Dinge zu tun oder zu feiern, weil sie vermutlich mangels Unterweisung schlicht und ergreifend vergessen hatten, warum und wozu sie sie tun sollten.