Eigentlich wollte Mary Leakey nur Gassi gehen. Doch die Hunde-Runde in der Olduvai-Schlucht in Tansania führte sie zu einer der größten Entdeckungen der Paläontologie: Am Ende einer Wasserrinne fand die archäologische Zeichnerin 1959 den bis dahin ältesten, vollständig erhaltenen Schädel eines menschlichen Vorfahren. Der Wasserlauf hatte ihn freigelegt. Der Fund, den ihr Mann Louis Leakey fast in einer unbedeutenden Schublade verschwinden lassen hätte, brachte der Geschichte von der Wiege der Menschheit einen neuen Standort: Ging man bis dato davon aus, sie stünde in China, wurde nun Afrika immer wahrscheinlicher. Auch nach dem Tod ihres berühmten Mannes organisierte sie weiter Ausgrabungen, bei denen 1978 in der Nähe von Laetoli die berühmt gewordenen Fußspuren zweier aufrecht nebeneinander laufender Vormenschen entdeckt wurden. Mary Leakey deutete sie als Spuren von Individuen der Gattung Homo, andere Forscher ordneten sie der Gattung Australopithecus zu. Bis heute gilt Mary Leakey, die Maler-Tochter aus London, die zeitlebens ohne Studienabschluss blieb, als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Archäologie. Da sich auch ihre Söhne Jonathan und vor allem Richard mit Fossilien-Funden einen Namen machten, wurden die Leakeys zur berühmtesten Anthropologen-Dynastie des Jahrhunderts, nach der sogar ein Asteroid benannt ist.