Ein langes Leben voller Widersprüche endet an diesem 28. Januar 2002. In Astrid Lindgrens Büchern findet sich eine märchenhafte Kinderidylle, eine heile Welt mit roten Häusern und weißen Ecken, glücklichen Kindern in freier Natur – deutsche Leserinnen und Leser lassen sich nur allzu gerne von der Bullerbü-Romantik verzaubern. Das Werk der Autorin durchziehen noch andere Themen: Emanzipation, Selbstbestimmung, Tod. Themen, die aus ihrem eigenen, bewegten Leben direkten Einfluss in ihre Literatur finden. Und so freundlich ihre Bücher mit Kindern umgehen – als Handelnde der Geschichte und als Rezipienten –, so grausam geht Lindgren mit ihren eigenen Kindern um: Ihren Sohn verstößt sie zunächst, seine Kindheit wird alles andere als glücklich.