Er war ein Finanzmagnat seiner Zeit, die Geschichtsbücher vergaßen ihn aber später rasch: Gerson von Bleichröder war der Bankier Bismarcks. 1822 geboren, wurde er zum reichsten Mann Preußens. 1855 übernahm er das vom Vater gegründete Bankhaus, finanzierte Kriege, Bergwerke und den Gotthard-Tunnel, aber auch ausländische Staatshaushalte. Weil er dadurch in ganz Europa Vertrauen genoss, spannte ihn Bismarck als inoffiziellen Bot- und Kundschafter ein. Als ungetaufter Jude wurde Bleichröder 1872 in den Adelsstand erhoben. Er verkehrte in den besten Kreisen Preußens und wurde doch die Zielscheibe – wie Fritz Stern schreibt – "für die Gehässigkeit, die Frustration und das Ressentiment, das in der deutschen Gesellschaft eiternd um sich fraß".