Rudolf Virchow zählt zu den Schlüsselgestalten des 19. Jahrhunderts. Er wirkte nicht nur als Arzt und Wissenschaftler, sondern auch als Sozialreformer. Weltruhm erlangte er mit der von ihm entwickelten Zellularpathologie, nach der Krankheiten auf einer Störung der Körperzellen und ihrer Funktionen beruhen. Damit revolutionierte er die Medizin seiner Zeit und stellte sie auf eine naturwissenschaftliche Basis. In Berlin machte er sich als Stadtverordneter verdient, sorgte z. B. für den Bau einer Kanalisation, für kommunale Krankenhäuser und einen zentralen, sauberen Schlachthof. Rudolf Virchow gehörte zu Gründern der linksliberalen Fortschrittspartei, war Mitglied des Preußischen Landtags und des Deutschen Reichstags, interessierte sich für Anthropologie, Archäologie und Frühgeschichte und engagierte sich für die Gründung mehrerer Museen in Berlin. Der vielfach Begabte handelte zeitlebens nach der Devise "Politik ist nichts weiter als Medizin im Großen".