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#11 – Sternenstaub-Detektive: Pulsare


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DIY Radioteleskop für Pulsare: Ein Leitfaden für Selbermacher

Die Identifizierung von Pulsaren mit einem selbstgebauten Radioteleskop und SDR-Technik ist ein faszinierendes, aber auch anspruchsvolles Projekt. Dieser Leitfaden beleuchtet die technischen Anforderungen, notwendige Bauelemente, geeignete Software und die Herausforderungen, die es zu meistern gilt.

1. Einleitung

Pulsare, schnell rotierende Neutronensterne, senden gebündelte Radiowellen ins All, die auf der Erde als periodische Pulse empfangen werden können. Ihre Signale sind extrem schwach und erfordern präzise Technik und sorgfältige Datenverarbeitung. Mit der richtigen Ausrüstung und viel Geduld ist eine Detektion aber auch für ambitionierte Amateure möglich.

2. Technische Anforderungen
2.1 Antennenschüssel (Dish)

Die Größe der Antennenschüssel ist entscheidend für die Sammelleistung des Teleskops. Je größer der Durchmesser, desto mehr Signal kann gesammelt werden und desto besser ist das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR).

  • **Einsteiger:** Für erste Versuche mit stärkeren Pulsaren sollten Sie eine Schüssel mit einem **Mindestdurchmesser von 3 Metern** anstreben [1, 2]. Eine umgebaute Satellitenschüssel oder eine Eigenkonstruktion aus Metallgitter sind hier Optionen.
  • **Fortgeschritten/Wissenschaftlich nutzbar:** Um zuverlässiger Pulsare zu detektieren und auch schwächere Signale erfassen zu können, sind Schüsseln von **3,5 bis 6 Metern** Durchmesser empfehlenswert. Professionelle Radioteleskope verwenden deutlich größere Anlagen (z.B. 30m) [1].
  • **Frequenz:** Eine gängige Frequenz für die Radioastronomie ist die **21-cm-Wasserstofflinie bei 1420 MHz** [1, 2]. Es gibt aber auch Pulsare, die bei niedrigeren Frequenzen (z.B. 422 MHz oder 608-611 MHz) beobachtet werden können [2], was unter Umständen kleinere oder einfachere Antennenstrukturen wie große Yagi-Antennen ermöglicht [4].
  • 2.2 SDR-Empfindlichkeit (Noise Figure, NF)

    Die Empfindlichkeit des Software Defined Radios (SDR) wird maßgeblich durch seine Rauschzahl (Noise Figure, NF) und die Systemrauschtemperatur (Tsys) beeinflusst. Eine niedrige Rauschzahl ist entscheidend.

    • **RTL-SDR:** Diese kostengünstigen USB-Sticks sind als fähig für Pulsardetektion erwähnt [1, 2, 3, 4, 5]. Sie haben eine typische NF von ca. **3,5 dB bis 6,7 dB** (gemessen) [3].
    • **SDRplay RSP1A:** Bietet eine bessere Leistung und eine höhere Auflösung (14-Bit-ADC) [7].
    • **HackRF One:** Hat eine NF von ca. **8,9 dB (ohne externen LNA)** [6].
    • **USRP B210:** Verfügt über einen 12-Bit-ADC und bis zu 56 MHz Bandbreite [3].
    • Wichtig ist, dass die **Gesamtrauschtemperatur des Systems (Tsys)** so niedrig wie möglich ist. Ein professionelles 30m-Teleskop hatte eine Tsys von etwa 110°K. Das Ziel für Amateure ist, diesen Wert durch Optimierung (insbesondere des LNAs) deutlich zu senken, z.B. auf 50°K, was das SNR erheblich verbessert [1].

      3. Weitere Bauelemente zur Signalverstärkung und Empfindlichkeitserhöhung

      Um das extrem schwache Pulsarsignal aus dem Hintergrundrauschen herauszufiltern, sind zusätzliche Komponenten unerlässlich.

      • **Low Noise Amplifier (LNA):** Ein entscheidendes Element! Der LNA muss **direkt am Antennenfeed** platziert werden, um das schwache Signal sofort nach dem Empfang zu verstärken, bevor es durch das Koaxialkabel Rauschen aufnimmt [8].
        • **Anforderungen:** Eine Rauschzahl von **< 1 dB** und eine Verstärkung von **15-20 dB** sind ideal [8].
        • **Empfehlungen:** Komponenten wie der **PGA-103+** oder **PSA-5043+** (Minicircuits) sind beliebte Basis für DIY-LNAs [8]. Fertige Module wie der **NooElec SAWBird+ H1** (speziell für 1420 MHz) [9] oder der **GPIO Labs Hydrogen Line Pre-filtered LNA** sind ebenfalls sehr gut geeignet und oft bereits mit integrierten Filtern versehen.
        • **Bandpassfilter:** Unabdingbar, um starke Interferenzen außerhalb des gewünschten Frequenzbandes (z.B. von Mobilfunkmasten, WLAN) zu unterdrücken, die den LNA übersteuern könnten. Platzierung idealerweise **vor dem LNA** [8].
        • **Bias-Tee:** Ermöglicht die Stromversorgung des LNAs über dasselbe Koaxialkabel, das auch das Signal zum SDR leitet. Viele moderne SDRs (z.B. RTL-SDR Blog V3, SDRplay RSP1A) haben einen **integrierten Bias-Tee** [8].
        • **Feedhorn (Speisehorn):** Die Komponente, die das Signal von der Parabolspiegeloberfläche sammelt und zum LNA leitet. Für 1420 MHz sind zylindrische Hohlleiter-Feedhorns oder Helix-Antennen beliebte DIY-Optionen.
        • **Koaxialkabel:** Zwischen LNA und SDR sollte ein **kurzes, hochwertiges Koaxialkabel** (geringe Dämpfung, z.B. RG-58, RG-213 oder LMR-400) verwendet werden.
        • **USB-Verlängerung:** Für längere Distanzen zwischen SDR und Computer ist ein **hochwertiges, abgeschirmtes USB 3.0 Verlängerungskabel** empfehlenswert, um Datenverlust und Rauschen zu vermeiden.
        • **Stromversorgung:** Der LNA benötigt eine stabile Gleichstromversorgung (typischerweise 3.3V-5V).
        • 4. Geeignete SDR-Geräte und Zwischenelemente

          Die Auswahl des SDRs hängt maßgeblich von Ihrem Budget und Ihren Ambitionen ab.

          4.1 SDR-Geräte
          • **RTL-SDR Blog V3/V4 (Einsteiger):**
            • **Vorteile:** Extrem kostengünstig (~20-30€), große Community, integrierter Bias-Tee. Gute Empfindlichkeit für den Preis.
            • **Nachteile:** 8-Bit-ADC (geringere Dynamik), kann durch starke Signale leicht übersteuert werden, typischerweise nur 2.4 MHz Bandbreite.
            • **SDRplay RSP1A (Fortgeschritten):**
              • **Vorteile:** Bessere Empfindlichkeit und Dynamik (14-Bit-ADC), breiterer Frequenzbereich, bis zu 10 MHz Bandbreite, integrierter Bias-Tee [7].
              • **Nachteile:** Höherer Preis (~120-150€), proprietäre Software für die Steuerung.
              • **HackRF One (Fortgeschritten):**
                • **Vorteile:** Sehr breiter Frequenzbereich (1 MHz – 6 GHz), Transmit-Fähigkeit, 20 MHz Bandbreite.
                • **Nachteile:** 8-Bit-ADC, höhere Eigenrauschzahl als RSP1A ohne externen LNA, höherer Preis (~250-350€).
                • **Ettus USRP B210 (Wissenschaftlich nutzbar):**
                  • **Vorteile:** Hohe Auflösung (12-Bit-ADC), sehr große Bandbreite (bis 56 MHz), MIMO-fähig, externe Taktsynchronisation (wichtig für präzise Timing-Messungen) [3].
                  • **Nachteile:** Sehr hoher Preis (~1500-2000€+), komplex in der Anwendung.
                  • 4.2 Auf dem Markt erhältliche Zwischenelemente
                    • **Filter:** Neben den bereits genannten speziellen LNA+Filter-Modulen gibt es auch dedizierte **Bandpassfilter** für spezifische Frequenzbänder, z.B. für 1420 MHz. Achten Sie auf geringe Einfügedämpfung und gute Selektivität. (Kosten: ca. 30-100€)
                    • **LNAs:** Fertige **Low Noise Amplifier Module** von Herstellern wie NooElec [9] oder GPIO Labs sind oft die beste Wahl, da sie für den vorgesehenen Frequenzbereich optimiert sind und gute Leistung bieten. (Kosten: ca. 40-70€)
                    • **Feedhorns:** Kommerzielle **Feedhörner für 1420 MHz** sind erhältlich, können aber auch mit etwas handwerklichem Geschick selbst gebaut werden. (Kosten: ca. 100-300€ für kommerzielle, Materialkosten für DIY geringer).
                    • 5. Kostenübersicht und Kategorisierung

                      Die Kosten können stark variieren, je nachdem, wie viel Sie selbst bauen und welche Komponenten Sie wählen.

                      5.1 Einsteiger (ca. 100 – 300€)

                      Ziel: Erste Schritte im Radioempfang und Versuch der Pulsardetektion der stärksten Objekte mit grundlegender Ausrüstung.

                      • **Antenne:** Umgebaute, alte Satellitenschüssel (oft kostenlos oder 50-100€ gebraucht) oder kleine DIY-Mesh-Antenne (Material ca. 50-100€).
                      • **SDR:** RTL-SDR Blog V3/V4 (ca. 20-30€).
                      • **LNA:** Günstiger LNA mit geringer Rauschzahl (z.B. PGA-103+ basierend, ca. 20-50€) oder fertiges Modul (ca. 40-70€).
                      • **Filter:** Einfacher Bandpassfilter (ca. 20-50€).
                      • **Kabel/Verbinder:** Standard Koaxialkabel und Adapter (ca. 20-50€).
                      • **Sonstiges:** Stativ/Halterung, Kleinteile.
                      • 5.2 Fortgeschritten (ca. 500 – 1500€)

                        Ziel: Zuverlässigere Detektion von stärkeren Pulsaren, verbesserte Messgenauigkeit.

                        • **Antenne:** Selbstgebaute 3,5 – 5m Mesh-Schüssel (Material ca. 200-500€) oder kommerziell erhältlicher Wifi-Dish.
                        • **SDR:** SDRplay RSP1A (ca. 120-150€) oder HackRF One (ca. 250-350€).
                        • **LNA:** Hochwertiger, rauscharmer LNA (z.B. NooElec SAWBird+ H1, ca. 40-70€).
                        • **Filter:** Spezieller, hochwertiger Bandpassfilter für 1420 MHz (ca. 50-100€).
                        • **Feedhorn:** Kommerzielles 1420 MHz Feedhorn oder optimierter DIY-Bau (ca. 100-300€).
                        • **Montierung:** Stabile, präzise nachführbare Montierung (DIY oder modifiziert, ca. 100-300€).
                        • **Kabel/Verbinder:** Hochwertige, verlustarme Kabel und N-Typ-Verbinder (ca. 50-100€).
                        • **PC:** Dedizierter Rechner für die Datenverarbeitung (vorhandener PC reicht meist, aber hohe CPU-Anforderungen bei Verarbeitung).
                        • 5.3 Wissenschaftlich nutzbar (ab 2000€)

                          Ziel: Potenziell auch schwächere Pulsare detektieren, präzise Zeitmessungen, Forschungsprojekte.

                          • **Antenne:** Große, präzise 5-6m Schüssel (oft nur gebraucht erhältlich, sonst mehrere Tausend Euro) oder Array von kleineren Antennen.
                          • **SDR:** Ettus USRP B210 (ca. 1500-2000€) oder ähnliche professionelle SDR-Plattformen.
                          • **LNA:** Professioneller, gekühlter LNA (Spezialanfertigung oder High-End-Produkt).
                          • **Filter:** Hochwertige, kundenspezifische Filterlösungen.
                          • **Referenztakt:** GPSDO (GPS Disciplined Oscillator) für hochpräzisen Takt des SDRs (ca. 100-300€), entscheidend für präzises Timing.
                          • **Montierung:** Professionelle, hochpräzise azimutale/äquatoriale Montierung mit Motorsteuerung und Encoder (mehrere Tausend Euro).
                          • **PC:** Leistungsstarker Workstation-PC mit viel RAM und schneller SSD für die Datenverarbeitung.
                          • 6. Software-Empfehlungen

                            Die Software ist der Schlüssel zur Verarbeitung der Rohdaten und zur Entdeckung von Pulsaren.

                            6.1 Datenakquisition (SDR-Steuerung)
                            • **SDR# (SDRSharp):** Beliebte, benutzerfreundliche Software für Windows. (Download)
                            • **SDR Console:** Umfangreiche Software für Windows mit vielen Funktionen. (Download)
                            • **Cubic SDR:** Multiplattform-Software für Linux, macOS, Windows. (Download)
                            • **SDRuno:** Speziell für SDRplay-Geräte optimiert [7]. (Download)
                            • **GNU Radio:** Eine freie Software-Entwicklungsumgebung für SDR [3]. Sehr flexibel, aber mit steiler Lernkurve. (Download)
                            • **rtl_sdr:** Kommandozeilen-Tool für RTL-SDR, ideal für die direkte Aufnahme von Rohdatenströmen. (Teil des RTL-SDR Pakets, oft in Linux-Distributionen enthalten)
                            • 6.2 Pulsar-Signalverarbeitung

                              Die Pulsar-Signalverarbeitung erfordert spezialisierte Software, die komplexe Algorithmen wie die De-Dispersion und Epoch-Folding implementiert. Diese Tools haben eine hohe Lernkurve, da sie primär für professionelle Radioastronomen entwickelt wurden und meist auf Linux laufen.

                              • **PRESTO (PulsaR Exploration and Search TOolkit):**
                                • Die **Referenzsoftware** für die Pulsarsuche und -analyse. Umfasst Module zur RFI-Entfernung, De-Dispersion, Faltung (Folding) und Periodensuche [10, 11].
                                • **Schwierigkeit:** Sehr komplex, erfordert Linux-Kenntnisse und Einarbeitung in die Kommandozeile. (Offizielle Webseite)
                                • **PSRCHIVE:**
                                  • Umfassende Suite zur Analyse und Visualisierung von Pulsardaten. Ergänzt PRESTO [11].
                                  • **Schwierigkeit:** Ebenfalls komplex, Linux-basiert. (Offizielle Webseite)
                                  • **TEMPO / TEMPO2:**
                                    • Softwarepakete zur hochpräzisen Zeitmessung von Pulsaren (Timing) und zur Erstellung von Ephemeriden (Vorhersage der Pulsarposition und -perioden) [12].
                                    • **Schwierigkeit:** Für fortgeschrittene Nutzer. (TEMPO Webseite)
                                    • **`rapulsar.exe`:**
                                      • Ein älteres, Windows-basiertes Tool für die synchrone Integration von Pulsarsignalen [2, 5].
                                      • **Schwierigkeit:** Etwas einfacher, aber limitierter in den Funktionen.
                                      • **GNU Radio (mit spezifischen Blocks):**
                                        • Erfahrene Benutzer können eigene Signalverarbeitungsabläufe in GNU Radio erstellen, z.B. unter Verwendung von „Filterbank“-Blöcken zur De-Dispersion [3, 10].
                                        • **Schwierigkeit:** Erfordert Programmierkenntnisse und tiefes Verständnis der Signalverarbeitung.
                                        • 7. Physikalisches Hintergrundwissen
                                          7.1 Was sind Pulsare?

                                          Pulsare sind extrem dichte, schnell rotierende **Neutronensterne**, die nach dem Kollaps massereicher Sterne (Supernova) entstehen. Sie besitzen extrem starke Magnetfelder. Entlang ihrer Magnetfeldachsen emittieren sie gebündelte Radiostrahlung [3, 6, 13]. Da die Rotationsachse oft nicht mit der Magnetfeldachse übereinstimmt, überstreicht dieser „Leuchtturm“-Strahl bei jeder Rotation die Erde, was wir als regelmäßige Pulse wahrnehmen.

                                          7.2 Dispersion Measure (DM) und De-Dispersion

                                          Radiowellen verschiedener Frequenzen werden beim Durchqueren des interstellaren Mediums (IMS) durch freie Elektronen unterschiedlich stark abgebremst. Niedrigere Frequenzen werden stärker abgebremst als höhere Frequenzen. Dies führt dazu, dass die Pulse bei niedrigeren Frequenzen später ankommen als bei höheren Frequenzen. Die Stärke dieser Verzögerung wird durch die **Dispersion Measure (DM)** beschrieben, die ein Maß für die Gesamtzahl der freien Elektronen zwischen dem Pulsar und uns ist [4].

                                          Um den Pulsarpuls wieder „scharf“ zu machen und seine gesamte Energie zu bündeln, muss dieser Effekt korrigiert werden. Dieser Prozess wird **De-Dispersion** genannt. Dabei werden die bei höheren Frequenzen früher angekommenen Signalanteile künstlich verzögert oder die bei niedrigeren Frequenzen später angekommenen Signalanteile zeitlich vorverlegt. Dies ist entscheidend, da ohne De-Dispersion der Puls über viele Frequenzkanäle verschmiert wäre und im Rauschen verschwinden würde [3, 4, 5].

                                          7.3 Epoch-Folding (Faltung)

                                          Pulsare senden ihre Signale mit einer festen Periode. Das **Epoch-Folding** ist eine Technik, bei der viele aufeinanderfolgende Pulse des Pulsars basierend auf seiner bekannten Periode übereinandergelegt und gemittelt werden. Dabei addieren sich die kohärenten Pulsarsignale auf, während das inkohärente Hintergrundrauschen statistisch gemittelt und reduziert wird. Der SNR verbessert sich dabei proportional zur Quadratwurzel der Anzahl der gemittelten Pulse [2, 4, 5]. Über Stunden oder Tage gesammelte Daten können so selbst extrem schwache Pulsare sichtbar machen.

                                          7.4 Signal-Rausch-Verhältnis (SNR)

                                          Das SNR ist das Verhältnis der Signalstärke zur Rauschstärke. Je höher das SNR, desto klarer ist das Pulsarsignal erkennbar. Das SNR verbessert sich durch:

                                          • Größere Antenne (mehr Signal).
                                          • Rauschärmere Elektronik (insbesondere LNA).
                                          • Größere Bandbreite (mehr Datenpunkte).
                                          • Längere Integrationszeiten (durch Epoch-Folding, Mittelung).
                                          • Minimierung von RFI.
                                          • 8. Schwierigkeiten und Fallstricke

                                            Die Pulsar-Detektion ist kein triviales Unterfangen. Hier sind die größten Herausforderungen:

                                            • **Extrem schwache Signale:** Pulsare sind Billionen Kilometer entfernt. Ihre Signale sind oft schwächer als das Eigenrauschen der Elektronik oder das atmosphärische Rauschen.
                                            • **Hintergrundrauschen:** Thermisches Rauschen aus der Umgebung (Himmel, Erde) und den elektronischen Komponenten überlagert das schwache Pulsarsignal.
                                            • **Radiofrequenz-Interferenzen (RFI):** Der größte Feind der Radioastronomie. WLAN, Mobiltelefone, Mikrowellenherde, Computer, Schaltnetzteile, Fernsehempfänger, lokale Radiosender – all diese Quellen strahlen im Radiospektrum und können das empfangene Signal vollständig überdecken [4, 6, 11].
                                            • **Antennenpräzision:** Pulsare sind Punktquellen. Die Antenne muss sehr präzise ausgerichtet und bei längeren Beobachtungen der scheinbaren Bewegung des Himmels nachgeführt werden (Tracking).
                                            • **Datenvolumen und -verarbeitung:** Stundenlange Aufnahmen mit hoher Abtastrate (z.B. 10 MS/s oder mehr) erzeugen riesige Datenmengen, die eine hohe Rechenleistung und spezialisierte Software erfordern [4].
                                            • **Taktstabilität des SDRs:** Eine präzise und stabile Zeitbasis (Taktrate) des SDRs ist entscheidend für genaue Pulsar-Periodenmessungen und die De-Dispersion [2, 4]. Temperaturdrift kann hier zum Problem werden.
                                            • 9. Optimierung für den DIY-Ansatz und Praxis-Tipps
                                              9.1 Antennenkonstruktion und -platzierung
                                              • **Reflektor:** Alte Satellitenschüsseln (3m+) sind ein guter Startpunkt. Alternativ können Sie einen Reflektor aus einem Holz- oder Metallrahmen und feinem Metallgitter (Maschenweite kleiner als λ/10, z.B. 1,4 cm bei 1420 MHz) bauen. Achten Sie auf eine möglichst präzise Parabolform.
                                              • **Standort:** Wählen Sie einen Beobachtungsort fernab von Städten, Industriegebieten und dicht besiedelten Gebieten, um RFI zu minimieren. Ein abgelegenes Feld oder ein ländlicher Garten sind ideal.
                                              • **Montierung:** Für einfache Beobachtungen reicht eine feste Ausrichtung (Drift-Scan), bei der das Teleskop fest auf einen Bereich des Himmels zeigt und das Objekt durch die Erdrotation durch das Blickfeld „driftet“. Für längere Integrationen ist eine stabile, idealerweise motorisierte Montierung mit Nachführung (äquatorial oder azimutal mit präziser Steuerung) notwendig.
                                              • 9.2 RFI-Minimierung und Abschirmung
                                                • **Frequenzwahl:** Wählen Sie Frequenzbänder, die von terrestrischen Störquellen weniger frequentiert sind, oder nutzen Sie zugewiesene Radioastronomie-Bänder (z.B. 1400-1427 MHz).
                                                • **Abschirmung:**
                                                  • **LNA/Feedhorn:** Umhüllen Sie den LNA und das Feedhorn mit einem gut schließenden, geerdeten Metallgehäuse oder Alufolie.
                                                  • **SDR und PC:** Platzieren Sie das SDR und den PC so weit wie möglich von der Antenne entfernt. Verwenden Sie hochwertige, abgeschirmte USB-Kabel. Umschließen Sie das SDR und den PC (oder zumindest das Netzteil) mit einem Metallgehäuse oder stellen Sie sie in einen Faradayschen Käfig.
                                                  • **Kabel:** Verwenden Sie ausschließlich hochwertige, doppelt oder dreifach geschirmte Koaxialkabel und USB-Kabel.
                                                  • **Erdung:** Sorgen Sie für eine saubere Erdung aller Komponenten (Antenne, LNA, SDR, PC).
                                                  • **Störquellen eliminieren:** Schalten Sie in Ihrer Umgebung alle nicht unbedingt benötigten elektronischen Geräte (WLAN, DECT-Telefone, dimmbare Lampen, LED-Beleuchtung) aus. Schaltnetzteile sind berüchtigte Störquellen – verwenden Sie lineare Netzteile, wo möglich.
                                                  • 9.3 Kalibrierung und Test
                                                    • **Sonnenausrichtung:** Nutzen Sie die Sonne als starke Radioquelle, um Ihre Antenne grob auszurichten und zu testen.
                                                    • **50-Ohm-Abschluss:** Verwenden Sie einen 50-Ohm-Abschlusswiderstand am Antenneneingang des LNAs oder SDRs, um das Eigenrauschen des Systems ohne Antennensignal zu messen. Dies hilft, die Systemrauschtemperatur zu bestimmen.
                                                    • 9.4 Datenverarbeitung und Geduld
                                                      • **Lange Integrationszeiten:** Planen Sie Beobachtungszeiten von mehreren Stunden bis zu Tagen ein, um genügend Daten für die Faltung zu sammeln.
                                                      • **Rechenleistung:** Für PRESTO und die Verarbeitung großer Datenmengen benötigen Sie einen leistungsstarken Computer (schneller Prozessor, viel RAM, SSD).
                                                      • **Community:** Tauschen Sie sich in Amateur-Radioastronomie-Foren und -Gruppen aus. Dort finden Sie Unterstützung, Tipps und können von den Erfahrungen anderer lernen.
                                                      • 10. Verlinkte Quellen

                                                        Die Informationen für diesen Leitfaden wurden aus einer Vielzahl von Quellen zusammengetragen, darunter Websites von Amateur-Radioastronomen, Fachartikel und Herstellerangaben.

                                                        1. British Astronomical Association – Pulsar Observing with a Small Radio Telescope
                                                        2. RTL-SDR.com – Pulsar Tag (verschiedene Artikel)
                                                        3. Green Bank Observatory – Pulsar Detecting with Software Defined Radio
                                                        4. Weber State University – Radio Pulsars
                                                        5. SDRplay Community – Pulsar Observation with the RSPdx
                                                        6. RTL-SDR.com – Building a 1420 MHz Radio Telescope Part 2 (LNA and Filter)
                                                        7. SDRplay – RSP1A
                                                        8. RTL-SDR.com – Building a 1420 MHz Radio Telescope Part 2 (LNA and Filter)
                                                        9. NooElec SAWBird+ H1 Product Page
                                                        10. GNU Radio Documentation – Pulsar Processing with GNU Radio and PRESTO
                                                        11. PRESTO (PulsaR Exploration and Search TOolkit) Official Website
                                                        12. PSRCHIVE Official Website
                                                        13. TEMPO Official Website
                                                        14. McGill University – Pulsar Physics
                                                        15. Quelle: https://g.co/gemini/share/73e0176449b3

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