Einstein

Chip im Hirn – Hoffnung für Gelähmte

12.03.2020 - By Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)Play

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Seine Schritte aus dem Rollstuhl machten Querschnittgelähmten Hoffnung: Der Zürcher David Mzee konnte vor vier Jahren dank Chip im Rückenmark wieder gehen. Doch bis heute bleiben seine Schritte wacklig und klein. Nun wollen die Lausanner Forschenden den grossen Schritt wagen: mit einem Chip im Kopf.

Wie geht es David Mzee heute? Und wie will ihm die Forschung in Zukunft weitere Fortschritte ermöglichen? «Einstein» wagt den Blick in die Zukunft der Behandlung von Querschnittgelähmten. Eine Zukunft, die unter anderem auch Elon Musk bereits eingeläutet hat. Eine Zukunft, in der Querschnittgelähmte wieder freihändig gehen können?

Forschung an Ratten

10 Jahre vor den ersten wackligen Schritten von David Mzee standen querschnittgelähmte Ratten. Die Forschenden hatten sie mit der elektrischen Stimulation des gelähmten Teils der Wirbelsäule wieder zum Gehen gebracht. Doch konnte das auch beim Menschen funktionieren?

David Mzee war einer von drei Studienteilnehmenden. Alle hatten keine komplette, sondern eine teilweise Lähmung. Ihr Rückenmark war also nicht komplett durchtrennt. David Mzee wurde, ähnlich wie bei den Ratten, eine Elektrodenplatte auf das Rückenmark operiert. Über eine externe Steuerung kann er so bis heute Bewegungen in seinen Beinen provozieren.

Erste Erfolge, dann der Rückschlag

Doch nicht nur das: Dank der Stimulation lernten die noch verbliebenen gesunden Nervenfasern in Davids Rückenmark die Funktion der abgetrennten Fasern zu übernehmen. So kann David Mzee bald auch ohne Stimulation seine Beine wieder besser kontrollieren.

Doch heute, vier Jahre nach seinen ersten Schritten als Querschnittgelähmter, sind die Fortschritte nur noch gering. So arbeiten die Lausanner Forschenden bereits an der nächsten Evolutionsstufe – auch mit David Mzee. Statt über einen Laptop oder eine Steuereinheit sollen die Elektroden im Rückenmark direkt über die Hirnströme gesteuert werden – über einen Chip im Hirn.

Die Zukunft gehört dem Chip im Hirn

Auf diese Technologie setzt auch der Tesla-Gründer Elon Musk. Vor wenigen Monaten hat er ein Schwein präsentiert, dem ein Hirnimplantat eingesetzt worden ist. Dieses kann die Bewegungsabsichten des Tieres aufzeichnen. Auch an Menschen sind bereits Versuche gemacht worden. Eine gelähmte Person konnte so einen Roboterarm steuern.

Doch die Technologie hat noch Schwächen. Die Implantate können Infektionen auslösen, was bereits zum Abbruch von Studien geführt hat. Die Lausanner Forschenden setzen darum auf ein Implantat, das die Hirnströme nicht im Innern des Hirns, sondern auf dessen Oberfläche misst. Bereits im kommenden Jahr wollen sie erste Versuche mit querschnittgelähmten Personen machen. Bei Affen hat das bereits funktioniert. Denkt der Affe ans Gehen, schickt das Implantat die Informationen an die Elektroden im Bein, und das gelähmte Tier kann wieder gehen. Bei diesem Versuch möchte David Mzee nicht schon wieder Pionier sein. Zuerst will er sich auf seine bevorstehende Rolle als Vater konzentrieren. Aber bei der Version 2.0, da sei er dann wieder dabei.

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