PinG-Podcast "Follow the Rechtsstaat"

Follow the Rechtsstaat Folge 49

10.20.2023 - By Prof. Niko HärtingPlay

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Der Datenschutz hat auch in Deutschland lange Zeit um Anerkennung ringen

müssen – gerade Gerichte bezogen sich lieber auf das gut bekannte Allgemeine

Persönlichkeitsrecht als auf dieses „neue Grundrecht“. Das beginnt sich mit der

DSGVO zu ändern, allerdings lässt sich fragen, ob Gerichte dabei nicht

manchmal übers Ziel hinausschießen.

In der Rubrik „Querbeet“ stellt Niko Härting (ab Minute 00:57) die Überlegungen

des Deutschen Anwaltvereins zu einem Vorschlag der EU Kommission vor, ein

digitales gesetzliches Zahlungsmittel – den „digitalen Euro“ – einzuführen und

was das für anonymes Bezahlen bedeutet.

Zwei aktuelle Gerichtsentscheidungen verdienen danach (ab Minute 11:22)

besondere Aufmerksamkeit: Das OLG Köln (Az. 15 U 3/23) wendet im Falle eines

Sternekochs, der sich unversehens als Werbebotschafter für Kaviar in einem

Verkaufskatalog wiederfand, den Art. 82 DSGVO an, betrachtet also die

entgangene fiktive Lizenzgebühr als datenschutzrechtlichen Schaden. Stefan

Brink und Niko Härting diskutieren, ob das ein Fehlgriff sein könnte, der Schule

macht. Denn die Beweislasten sind im Zivilrecht für Kläger häufig ungünstiger

verteilt als im Datenschutzrecht, das dem verantwortlichen Verarbeiter Nachweis-

und Rechenschaftspflichten auferlegt.

Das VG Frankfurt/Oder (Urteil vom 29.7.2023, Az. 2 K 1199/18 / ab Minute

20:05) fing sich von Niko Härting in der aktuelle Zeitschrift CR das Verdikt

„krasses Fehlurteil“ ein, weil es Sachdaten aus einer Denkmalakte pauschal als

personenbezogen einordnete. Der Personenbezug ist in Art. 4 Nr. 1 DSGVO (und

seinem Erwägungsgrund 26) zwar äußerst weit gefasst, aber damit jedes Datum

wegen seines Bezugs zum (Grundstücks-)Eigentümer für personenbezogen zu

halten, überzeugt nicht recht.

Abschließend (ab Minute 29:55) kommt ein Fehltritt der Stadt Köln zur Sprache,

die auf dem kommunalen Open Data Portal mehr als 45.000 geblitzte Raser samt

Kfz-Kennzeichen bloßstellte – eine evidente Datenpanne. Wie sich öffentliche

Stellen in solchen Fällen zu verhalten haben und was ihnen an Sanktionen (nicht)

droht, diskutieren die Hosts wie immer (fast) erschöpfend.

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