Geboren am 2.10.1616 in Glogau, Schlesien; gestorben 16.7.1664 in Glogau. Sohn eines evangelischen Archidiakons. Eigentlicher Name: Greif. Schwere Kindheit während des Dreißigjährigen Krieges. 1631 Gymnasium Görlitz, 1632 Fraustadt, 1634 Danzig. 1638 Sprachenstudium in Leyden (Gryphius beherrschte ca. 10 Sprachen). 1644 Reisen nach Den Haag, Paris, Marseille, Florenz, Rom, Venedig und Straßburg. Ab 1647 in Fraustadt.
Dichter des deutschen Barock; Verfasser von Dramen, Trauer- und Lustspielen. Ebenso großer Lyriker. Geprägt von tiefem Pessimismus. In den geistlichen Liedern Niederschlag seiner leidgeprüften Zeit.
An sich selbst
XLVIII.
MIr grauet vor mir selbst / mir zittern alle Glider
Wenn ich Lipp' und Nas' und beyder Augen Klufft /
Die blind vom wachen sind / des Athems schwere Lufft
Betracht' / und die nun schon erstorbnen Augen-Lieder.
Die Zunge / schwartz vom Brand fällt mit den Worten nider /
Vnd lalt ich weiß nicht was; die müd e Seele rufft /
Dem grossen Tröster zu / das Fleisch reucht nach der Grufft /
Die Aertzte lassen mich / die Schmertzen kommen wider /
Mein Cörper ist nicht mehr als Adern / Fell'/ und Bein.
Das Sitzen ist mein Tod / das Ligen meine Pein.
Die Schenckel haben selbst nun Träger wol vonnöthenl
Was ist der hohe Ruhm / und Jugend / Ehr und Kunst?
Wenn dise Stunde kompt: wird alles Rauch und Dunst.
Vnd eine Noth muß uns mit allem Vorsatz tödten.