Die herk¨ommlichen Wellenfeldbearbeitungen der CMP-Refraktionsseismik basieren auf
N¨aherungsl¨osungen f¨ur kleine Schichtneigungen. Dieser Ansatz hat sich f¨ur Schichtneigungswinkel
bis zu ca. 100 bew¨ahrt. Mit gr¨oßer werdendem Neigungswinkel verschlechtern
sich die Ergebnisse der CMP-Refraktionsseismik aber zunehmend. Große Neigungswinkel
machen sich in zu hoch bestimmten Wellenausbreitungsgeschwindigkeiten und einer
schlechteren Fokussierung auf gemeinsame Untergrundabschnitte durch die CMPSortierung
bemerkbar.
Die Probleme falsch bestimmterWellenausbreitungsgeschwindigkeiten und die schlechtere
Fokussierung auf gemeinsame Untergrundspunkte, sind auch aus den Anf¨angen der
CMP-Reflexionsseismik bekannt. Es gelang zuerst Judson, Shultz und Sherwood (1978)
mit der Einf¨uhrung eines zus¨atzlichen Korrekturschritts das CMP-Konzept so zu erweitern,
daß auch das reflektierte Wellenfeld von geneigten Schichtgrenzen korrekt bearbeitet
werden konnte. Ihr Verfahren, das sie DEVILISH nannten, wurde durch eine Vielzahl von
Autoren weiter verbessert und ist heute unter dem Namen DMO weitl¨aufig in der Seismik
bekannt. Die DMO hat sich zum Standardschritt in der modernen seismischen Datenverarbeitung
etabliert.
Die vorliegende Arbeit besch¨aftigt sich erstmals mit der M¨oglichkeit einer DMOKorrektur
f¨ur die CMP-Refraktionsseismik. Zu diesem Zweck mußte zun¨achst das DMOKonzept
aus der Reflexionsseismik in die Refraktionsseismik ¨ubertragen und in mathematischen
Grundgleichungen quantifiziert werden. F¨ur eine Erprobung der Refraktions-DMO
an seismischen Daten mußte man aus den Grundgleichungen einen geeigneten Algorithmus
konstruieren.
Die ¨Ubertragung des DMO-Konzepts aus der Reflexionsseismik in die Refraktionsseismik
erfolgte in Kapitel 3. In Kapitel 4 wurden die zugeh¨origen Grundgleichungen mit
Hilfe des Hales-Kreises nach Hales (1958) hergeleitet. Es zeigt sich, daß die gewonnenen
Grundgleichungen nicht mehr von der Zeit- bzw. der Ortskoordinate abh¨angen. Weil
auch die LMO-Korrektur unabh¨angig von der Zeit ist, sind LMO und Refraktions-DMO,im Gegensatz zu NMO und Reflexions-DMO, im Processing kommutativ. Die Kommutativit
¨at vereinfacht das urspr¨unglich in Analogie zur Reflexionsseismik entwickelte Processing.
Die Stapelung kann nach DMO (ohne vorherige LMO) mit den neigungsfreien
Stapelgeschwindigkeiten entlang schr¨ager Geraden erfolgen. F¨ur die iterative Geschwindigkeitsbestimmung
ben¨otigt man statt LMO-, DMO- und inverser LMO-Korrektur nur
eine einfache DMO-Korrektur. Diese Erkenntnis f¨uhrt zu dem in Kapitel 3 beschriebenen
Processingvorschlag.
Aus den Grundgleichungen konnte in Kapitel 4 ein DMO-Algorithmus entwickelt
werden. Dieser Algorithmus wirkt auf die fouriertransformierten COF-Wellenfelder. Der
Weg ¨uber den Frequenz-Wellenzahl-Bereich hat sich auch schon bei der Reflexions-DMO
bew¨ahrt (s. z.B. Hale, 1984; Jakubowicz, 1990). Ein o®ensichtlicher Vorteil beim Wechsel
des Koordinatensystems ist, daß die recht komplizierte und numerisch aufwendige
Operation der Faltung zu einer einfachen Multiplikation des Spektrums mit einem Operator
wird. Im DMO-Verfahren von Hale (1984) macht sich der Autor einen heuristischen
Ansatz zunutze. Es zeigt sich in dieser Arbeit, daß dieser heuristische Ansatz von Hale
(1984) auch f¨ur die Refraktions-DMO funktioniert. Der gewonnene DMO-Operator (Gl.
4.64) f¨ur die Spektren der COF-Familien wurde auf dem Rechner implementiert. Bei der
Implementierung der Refraktions-DMO f¨ur diskrete Wellenfelder m¨ussen die Eigenarten
der Diskreten Fouriertransformation beachtet werden. Zur Vermeidung des wrap-around-
E®ekts wurde deshalb eine Option zum Anf¨ugen von Nullspuren vorgeschlagen. Die bei
Migrationsalgorithmen immer auftretenden, st¨orenden Ausschmierungen an den Enden
der Laufzeitkurven, konnten durch eine Option zur Beschr¨ankung der ¨O®nungsweite teils
unterdr¨uckt werden.
Die Grundgleichungen lassen sich auch f¨ur eine theoretische Vorhersage ¨uber die Wirkungsweise
des Prozesses bei