Diese Arbeit präsentiert Ergebnisse an piezoelektrischen Materialien aus der Langasitfamilie,
die unter extremen Bedingungen untersucht wurden. Die Einkristalle aus dieser Familie, vor
allem La3Nb0.5Ga5.5O14 (LNG) und La3Ta0.5Ga5.5O14 (LTG), sind vielversprechende
Materialien für Oberflächenwellen (OFW) –Substratmaterialien, die in der mobilen
Kommunikationstechnik der Frequenzsteuerungsgeräte (mobile Kommunikation, Sensoren,
usw.) und bei Hochtemperatur- OFW- Anwendung finden. Mit LNG und LTG OFW-Sensorelementen
können physikalische Meßgrößen, wie Druck und Temperatur erfaßt
werden. Aus diesem Grund sind die Strukturuntersuchungen an LNG und LTG bei
verschiedenen Drucken und Temperaturen extrem wichtig.
Die Struktur von LNG und LTG ist unter normalen Bedingungen trigonal mit der
Raumgruppe P321.
In der Struktur sind die schweren Atome polyedrisch von Sauerstoffatomen koordiniert. Vier
Polyedertypen bilden decaedrisch-oktaedrische und tetraedrische Schichten. Diese sind in
einer A-B- Stapelfolge senkrecht zur c-Achse angeordnet.
Die Kristallstrukturen von LNG und LTG wurden mittels Röntgenstrukturanalyse an LNG-
und LTG- Einkristallen in Hochdruck- Diamant -Stempel Zellen unter Druck bis 23GPa
untersucht. Die Proben für diese Forschungsarbeit wurden von den Forschungsgruppen von B.
V. Mill (Rußland) und J. Bohm (Deutschland) freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Als
druckübertragende Medien wurden Alkohol und Helium benutzt. a- Quarz Kristalle und die
Rubinfluoreszenzmethode wurden zur Druckmessung herangezogen. Die Experimente mit
Röntgenstrahlung wurden im eigenen Labor und am Hamburger Synchrotronstrahlungslabor
(HASYLAB, Beamline D-3) durchgeführt.
Die Gitterkonstanten und Reflexintensitäten von LNG und LTG wurden unter Drucken bis
22,8 beziehungsweise 16.7GPa gesammelt. Innerhalb des erforschten Druckbereichs nimmt
das c/a- Verhältnis von 0,6232 bis 0,6503 für LNG und von 0,6227 bis 0,6350 für LTG zu.
Folglich ist die a-Achse die an stärksten komprimierte Richtung in beiden Substanzen. Damit
zeigen LNG und LTG unter Druck ein anisotropes Verhalten, das durch unterschiedliche
Bindungsstärken in den Richtungen parallel zu den a- beziehungsweise c- Achsen bedingt ist.
Unter hydrostatischem Druck ist die Komprimierung der c- Richtung (also zwischen den
Schichten) steif, was wegen der weniger flexiblen Verknüpfung der Polyeder (gemeinsame
Kanten) verständlich ist. Demgegenüber ist die Komprimierung innerhalb der ab- Ebene (also innerhalb der Schichten) größer und kann hauptsächlich durch die abnehmenden Volumina
und Verzerrungen der Polyeder erreicht werden.
Weil die Kristallstrukturen von LNG und LTG wegen der hohen Symmetrie und der
Polyederkopplungen sehr steif sind, führt die Komprimierung dieser Strukturen zu einer
Zunahme der internen Spannungen und endet bei einem Druck von 12.4(3)GPa für LNG und
11.7(3)GPa für LTG mit einem Phasenübergang in Strukturen mit niedrigerer Symmetrie. In
dem untersuchten Druckbereich sind die Kompressibilitäten entlang der c-Achse fast
identisch für LNG und LTG. Andererseits sind die Druckabhängigkeiten der a
Gitterparameter dieser Materialien nur für die Ausgangsphase ähnlich, während die
Achsenkompressibilitäten für die Hochdruckphasen von LNG und von LTG unterschiedlich
sind. Die Volumenkompressibilitäten des trigonalen LNG und LTG sind 0.007GPa -1 , die
entsprechenden Kompressionsmodule sind 145(3)GPa und 144(2)GPa.
Der Kompressionsmechanismus von LNG und LTG kann wie folgt beschrieben werden:
Eine Erhöhung des Drucks verursacht eine Reduzierung der Gittervolumina von LNG und
LTG. Folglich verringern sich die Abstände zwischen den Ionen. Auf diese Weise werden die
größten Kationen (La 3+ ) innerhalb der ab- Fläche verschoben, um die Abstände zwischen den
positiv geladenen benachbarten Ionen (Ga 3+ /Nb 5+ (Ta 5+ )) zu maximieren. Auf die gleiche
Weise bewegen sich die tetraedrisch koordinierten Ga 3+ -Ionen. Wegen der Anionen-Kationenbindungsverkürzung
versuchen die Polyeder zu rotier