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Es war unerwartet schnell dunkel geworden. Dennoch betrat sie entspannten Schrittes die dunkelste Stelle des Englischen Gartens. Das heruntergefallene Herbstlaub knisterte unter ihren Füßen. Im Hintergrund dröhnte das Rauschen der entfernten Schnellstraße im Feierabendverkehr.
Ein dunkel gekleideter Mann bewegte sich unauffällig hinter ihr her. Er tänzelte am Wegesrand und beobachtete die Situation von allen Seiten. Plötzlich nahm der Mann etwas aus einer Tasche und ging geradewegs auf sie zu.
So könnte der neue München-Krimi beginnen. Doch ist dies die Geschichte von Tina Multhaupt. Der Mann, das war ich. Die Frau: Tina. Und der Gegenstand: Meine Kamera.
Warum so düster? Weil der erste Satz stimmte: Es war unerwartet schnell dunkel geworden an diesem eiskalten Novembernachmittag in München.
Wir hatten uns bei Tina zu Hause zum Interview verabredet und über das tolle und intensive Gespräch die Zeit vergessen. Als wir an unserer Shootinglocation ankamen, umarmte uns die Dunkelheit.
Für einen Moment waren wir ratlos ob der Situation. Denn unser Gespräch war alles andere als düster gewesen. Im Gegenteil: Es hat mir offenbart, wie echte Zuversicht geht.
Tina ist in diesem Jahr mit Multipler Sklerose diagnostiziert worden. Doch statt sich der Depression um eine unheilbare Krankheit im eigenen Körper hinzugeben, sagt sie: "Naja, nützt ja nichts. Ich kann ja jetzt nicht einfach in das schwarze Loch reinspringen, das sich mir anbietet. Dafür habe ich noch viel zu viel vor."
Sie lässt es so einfach klingen wie eine Akrobatin, die dem Publikum mit ihrem Lächeln absolute Leichtigkeit suggeriert. Doch ist es nicht schwer zu erahnen, welche geistige und körperliche Anstrengung hinter dem Gesagten stecken muss. Immer wieder frage ich mich, wie ich wohl mit so einer Diagnose umgehen würde.
Statt von Ultra-Marathons auf Feierabendrunden downzugraden, sagt sie "Jetzt erst recht" und meldete sich prompt für einen 85 km Lauf durch die Alpen an. Im kommenden Jahr steht sogar ein 100 Meilen Lauf an (das sind ca. 180 km). Geschätzte Laufzeit: 30 Stunden, nonstop.
Wir spazierten eine Weile durch ein Wäldchen, bis wir zum Kleinhesseloher See kamen. Immer wieder begnenten uns dieselben Jogger auf ihren unendlichien Runden durch den Park.
Doch was nun tun mit der Lichtsituation und den für dieses Podcastformat obligatorischen Fotos?
Der See machte sich vor uns wie ein schwarzes Loch breit. Ungefähr so wie das Loch, das wir während unseres Gesprächs gedanklich mehrfach umkreisten. Dessen Abrisskanten so brüchig sind, dass es sehr leicht ist hineinzufallen. Wieder sprachen wir darüber, wie Tina es schafft, sich bringt-ja-nichts-sagend davon zu entfernen und nach vorne zu blicken.
Wir entschlossen uns also, dieses Loch zu charakterisieren und ihre Haltung dazu in Bildern wiederzugeben. So wie sie ihr Leben annimmt, versuchte ich die Lichtsituation anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Ob das gelungen ist? Entscheidet ihr.
Wenn ich etwas aus unserem Gespräch mitnehmen konnte, dann, dass es nichts bringt, nach hinten zu schauen und zu lamentieren, warum etwas nun so ist, wie es ist.
Jede Sekunde, die wir uns damit beschäftigen, ist
Es war unerwartet schnell dunkel geworden. Dennoch betrat sie entspannten Schrittes die dunkelste Stelle des Englischen Gartens. Das heruntergefallene Herbstlaub knisterte unter ihren Füßen. Im Hintergrund dröhnte das Rauschen der entfernten Schnellstraße im Feierabendverkehr.
Ein dunkel gekleideter Mann bewegte sich unauffällig hinter ihr her. Er tänzelte am Wegesrand und beobachtete die Situation von allen Seiten. Plötzlich nahm der Mann etwas aus einer Tasche und ging geradewegs auf sie zu.
So könnte der neue München-Krimi beginnen. Doch ist dies die Geschichte von Tina Multhaupt. Der Mann, das war ich. Die Frau: Tina. Und der Gegenstand: Meine Kamera.
Warum so düster? Weil der erste Satz stimmte: Es war unerwartet schnell dunkel geworden an diesem eiskalten Novembernachmittag in München.
Wir hatten uns bei Tina zu Hause zum Interview verabredet und über das tolle und intensive Gespräch die Zeit vergessen. Als wir an unserer Shootinglocation ankamen, umarmte uns die Dunkelheit.
Für einen Moment waren wir ratlos ob der Situation. Denn unser Gespräch war alles andere als düster gewesen. Im Gegenteil: Es hat mir offenbart, wie echte Zuversicht geht.
Tina ist in diesem Jahr mit Multipler Sklerose diagnostiziert worden. Doch statt sich der Depression um eine unheilbare Krankheit im eigenen Körper hinzugeben, sagt sie: "Naja, nützt ja nichts. Ich kann ja jetzt nicht einfach in das schwarze Loch reinspringen, das sich mir anbietet. Dafür habe ich noch viel zu viel vor."
Sie lässt es so einfach klingen wie eine Akrobatin, die dem Publikum mit ihrem Lächeln absolute Leichtigkeit suggeriert. Doch ist es nicht schwer zu erahnen, welche geistige und körperliche Anstrengung hinter dem Gesagten stecken muss. Immer wieder frage ich mich, wie ich wohl mit so einer Diagnose umgehen würde.
Statt von Ultra-Marathons auf Feierabendrunden downzugraden, sagt sie "Jetzt erst recht" und meldete sich prompt für einen 85 km Lauf durch die Alpen an. Im kommenden Jahr steht sogar ein 100 Meilen Lauf an (das sind ca. 180 km). Geschätzte Laufzeit: 30 Stunden, nonstop.
Wir spazierten eine Weile durch ein Wäldchen, bis wir zum Kleinhesseloher See kamen. Immer wieder begnenten uns dieselben Jogger auf ihren unendlichien Runden durch den Park.
Doch was nun tun mit der Lichtsituation und den für dieses Podcastformat obligatorischen Fotos?
Der See machte sich vor uns wie ein schwarzes Loch breit. Ungefähr so wie das Loch, das wir während unseres Gesprächs gedanklich mehrfach umkreisten. Dessen Abrisskanten so brüchig sind, dass es sehr leicht ist hineinzufallen. Wieder sprachen wir darüber, wie Tina es schafft, sich bringt-ja-nichts-sagend davon zu entfernen und nach vorne zu blicken.
Wir entschlossen uns also, dieses Loch zu charakterisieren und ihre Haltung dazu in Bildern wiederzugeben. So wie sie ihr Leben annimmt, versuchte ich die Lichtsituation anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Ob das gelungen ist? Entscheidet ihr.
Wenn ich etwas aus unserem Gespräch mitnehmen konnte, dann, dass es nichts bringt, nach hinten zu schauen und zu lamentieren, warum etwas nun so ist, wie es ist.
Jede Sekunde, die wir uns damit beschäftigen, ist