
Sign up to save your podcasts
Or
Es ist später Herbst, der erste Schnee schimmert von den Bergspitzen ins Tal. Entlang der zahlreichen Serpentinen schlängen wir uns langsam den Berg hinauf. Nachdem wir eine Schranke passiert und mehrere Durchfahrt-Verboten-Schilder hinter uns gelassen haben, verlassen wir den Wald und sehen das erste Mal die Weite der Chiemgauer Alpen. Zumindest das, was der Himmel an diesem Tag preisgeben möchte.
Schon am Morgen hatte ich gespürt, dass ich an diesem Tag so einiges lernen würde. Doch wie immer rechnete ich mit vielem, nur nicht damit, was tatsächlich passieren sollte.
So hatte ich auch nicht kommen sehen, dass die erste Lektion des Tages ein neuer Schalter in meinem Auto sein würde: die Nebelschlussleuchte.
Der Nebel hatte sich bereits auf dem Weg zum Treffpunkt am Spitzingsee eindrucksvoll angekündigt. Sichtweite: Zwei Meter. Das mit geringer Geschwindigkeit vor mir fahrende Auto konnte ich nur noch an einem rot schimmernden Licht erahnen. Ich liebe den Herbst für eben diese seltenen Eindrücke. So tuckerte ich genüsslich die Straße hinauf, in Vorfreude auf das, was mich an diesem Tag erwarten sollte.
Am Spitzingsee angekommen traf ich Martina und ihren Lebensgefährten Andi, um von hier gemeinsam das letzte Stück aufzufahren und anschließend den Aufstieg zur Alm zu bestreiten.
Nun, oberhalb der Nebelbank, offenbart sich die ganz Weite der Berge. Ich spüre die melancholische Stille der rot-braunen Natur, die ich, angereichert mit weißen Tupfern, so bisher nur selten zu Gesicht bekommen habe. Und das, obwohl ich einen guten Teil meiner Jugend in den bayerischen Alpen verbringen durfte.
Am Ende der Zufahrtstraße angekommen, satteln wir um und steigen zu Fuß den Hütten entgegen. Zunächst zur unteren Alm auf 1.474 Meter, dann weiter zur oberen Alm auf 1.636 Meter über dem Meeresspiegel. „Wer stramm geht, schafft die Entfernung in vierzig Minuten“, versichert mir Martina gutmütig.
Einen Weg gibt es nicht. Dafür stapfen wir entlang breiter Wiesen, die im Winter als Skipisten dienen. Wer nicht aufpasst, kann hier schnell bis zum Knie im Matsch versinken. Doch folge ich vertrauensvoll den sicheren Schritten von Martina den Hang empor.
Weiter oben verschwinden wir kurzzeitig auf einem Trampelpfad durch ein Waldstück, ehe wir hinter einem Hügel die untere Alm vor uns sehen. Der Schornstein qualmt und der herrliche Duft des brennenden Holzofens strömt uns aus der Ferne entgegen.
Hier verweilen wir nur kurz, wärmen uns ein wenig auf und bekommen etwas Wegzehrung vom Winterpächter der Alm. Mit Wienerle und etwas Brezn im Bauch wandern wir der oberen Hütte entgegen. Nach wenigen Metern ruft mich Martina zur Seite. „Schau hier, das ist unser Wacholderwesen.“
Für Martina gibt es hier oben viele Wesen. Sie meint damit Dinge und Gefühle, die
Es ist später Herbst, der erste Schnee schimmert von den Bergspitzen ins Tal. Entlang der zahlreichen Serpentinen schlängen wir uns langsam den Berg hinauf. Nachdem wir eine Schranke passiert und mehrere Durchfahrt-Verboten-Schilder hinter uns gelassen haben, verlassen wir den Wald und sehen das erste Mal die Weite der Chiemgauer Alpen. Zumindest das, was der Himmel an diesem Tag preisgeben möchte.
Schon am Morgen hatte ich gespürt, dass ich an diesem Tag so einiges lernen würde. Doch wie immer rechnete ich mit vielem, nur nicht damit, was tatsächlich passieren sollte.
So hatte ich auch nicht kommen sehen, dass die erste Lektion des Tages ein neuer Schalter in meinem Auto sein würde: die Nebelschlussleuchte.
Der Nebel hatte sich bereits auf dem Weg zum Treffpunkt am Spitzingsee eindrucksvoll angekündigt. Sichtweite: Zwei Meter. Das mit geringer Geschwindigkeit vor mir fahrende Auto konnte ich nur noch an einem rot schimmernden Licht erahnen. Ich liebe den Herbst für eben diese seltenen Eindrücke. So tuckerte ich genüsslich die Straße hinauf, in Vorfreude auf das, was mich an diesem Tag erwarten sollte.
Am Spitzingsee angekommen traf ich Martina und ihren Lebensgefährten Andi, um von hier gemeinsam das letzte Stück aufzufahren und anschließend den Aufstieg zur Alm zu bestreiten.
Nun, oberhalb der Nebelbank, offenbart sich die ganz Weite der Berge. Ich spüre die melancholische Stille der rot-braunen Natur, die ich, angereichert mit weißen Tupfern, so bisher nur selten zu Gesicht bekommen habe. Und das, obwohl ich einen guten Teil meiner Jugend in den bayerischen Alpen verbringen durfte.
Am Ende der Zufahrtstraße angekommen, satteln wir um und steigen zu Fuß den Hütten entgegen. Zunächst zur unteren Alm auf 1.474 Meter, dann weiter zur oberen Alm auf 1.636 Meter über dem Meeresspiegel. „Wer stramm geht, schafft die Entfernung in vierzig Minuten“, versichert mir Martina gutmütig.
Einen Weg gibt es nicht. Dafür stapfen wir entlang breiter Wiesen, die im Winter als Skipisten dienen. Wer nicht aufpasst, kann hier schnell bis zum Knie im Matsch versinken. Doch folge ich vertrauensvoll den sicheren Schritten von Martina den Hang empor.
Weiter oben verschwinden wir kurzzeitig auf einem Trampelpfad durch ein Waldstück, ehe wir hinter einem Hügel die untere Alm vor uns sehen. Der Schornstein qualmt und der herrliche Duft des brennenden Holzofens strömt uns aus der Ferne entgegen.
Hier verweilen wir nur kurz, wärmen uns ein wenig auf und bekommen etwas Wegzehrung vom Winterpächter der Alm. Mit Wienerle und etwas Brezn im Bauch wandern wir der oberen Hütte entgegen. Nach wenigen Metern ruft mich Martina zur Seite. „Schau hier, das ist unser Wacholderwesen.“
Für Martina gibt es hier oben viele Wesen. Sie meint damit Dinge und Gefühle, die