Das kleine Häuschen von Anna Gius ist kaum zu sehen zwischen den Hochhäusern in der Bozner Kaiserau. Allein seien sie hier gewesen, als ihr Mann und sie das Haus gebaut haben, meint Anna Gius. „Aber das macht nichts, die Anderen brauchen ja auch einen Platz zum Wohnen“. So begrüßt uns herzlich die 88-Jährige Anna Gius am 6. September 2013. In ihrer Küche werden wir aufmerksam bewirtet. Dann erzählt uns Anna Gius von ihrer Reise von Südtirol über die Steiermark nach Cilli im damaligen Jugoslawien und wieder zurück nach Südtirol. Ihr offener Geist schwingt dabei immer mit.
Anna Gius gehört zu den 10 Zeitzeug*innen, die für das Theaterprojekt „Option. Spuren der Erinnerung“ auf der Bühne standen. Sie erzählt, dass sie in ihrem Leben immer Glück gehabt habe und wenn man in ihre leuchtenden, lebensbejahenden Augen schaut, ist dies auch sofort spürbar. Zum 90. Geburtstag fährt Anna Gius mit ihren Kindern und Schwiegerkindern nach Cilli, um dort die Grauen des Krieges aufzuarbeiten. Von einer großen Last befreit, kehrt Anna Gius zurück. 2019 hätte sie im Rahmen der Wiederaufnahme noch einmal auf der Bühne stehen sollen. Zwei Wochen davor stirbt sie im Alter von 93 Jahren. Ihr großes Anliegen, die Geschehnisse und die Propaganda rund um die Option nicht zu vergessen, zieht nun weitere Kreise. Somit geht ihr Wunsch in Erfüllung.