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Die Sonne leuchtet über der Stadt. Ungefähr so intensiv wie seine Augen kurz vorher. Wir hatten über die Fähigkeit des Menschen gesprochen, sich selbst zu betrügen. Dafür brennt er.
Wir stehen auf einer Terrasse im siebten Stock des neuen Wiener Universitätsgebäudes und blicken auf eine der unzähligen Kirchendächer um uns herum. „Das hier ist der Stephansdom … oder die Augustinerkirche. Oder was ganz anderes … Naja, auf jeden Fall ist das hier nebenan die Votivkirche. Ist nicht so einfach, sind alle gotisch und haben ne Spitze, wird schon stimmen. Sorry, ich bin nicht wegen der Kirchen hier.“
Und damit trifft Prof. Robert Böhm den Nagel auf den Kopf. Böhm ist zum Arbeiten hier – so wie immer. Er ist ein Arbeitstier, das seinesgleichen sucht. Seine Freunde nennen ihn „Psycho“ und zwar schon länger, als er Psychologe ist.
Böhm ist eine dieser Ausnahmeerscheinungen, für die selbst die komplizierteste Versuchsanordnung keine Arbeit, sondern pures Vergnügen ist. Und doch ist er kein verkopfter Fachnerd. Seine Forschung sieht er ganz nah am Menschen. Sie befasst sich mit der Frage, wie wir Entscheidungen treffen. Sein Ziel ist es, herauszufinden, wie wir unseren eigenen Ansprüchen gerecht werden können. Denn das, berichtet er, würden wir sehr häufig nicht schaffen.
Nimmt selbst auch gerne den Fahrstuhl hoch – runter zum Ausgleich dann aber schon die Treppe
„Wir wollen gesünder leben und uns besser ernähren, entscheiden uns aber dennoch jeden Morgen für den Fahrstuhl, anstatt die Treppe zu nehmen. Wir möchten das Klima retten, fahren aber doch lieber mit dem SUV zum Biomarkt. Mir geht es nicht darum, Menschen zu überzeugen oder Marketing für die gute Sache zu machen“, sagt er mir, während wir langsam den Aufzug im Obergeschoss der Universität betreten.
Eine Sekunde später springen wir Richtung Tür und schaffen es gerade noch, den automatischen Schließmechanismus des Fahrstuhls zu stoppen und diesen ohne Quetschungen zu verlassen. Als ob nichts gewesen wäre, gehen wir schweigend die sieben Stockwerke hinunter.
„Ich möchte, dass Menschen sich so verhalten wie ihre eigenen Präferenzen sind. Würden wir das alle machen, wäre schon viel erreicht. Wer möchte schon das Klima zerstören, die Weltmeere verdrecken oder den eigenen Kindern eine kaputte Welt hinterlassen?“, stellt er rhetorisch in den Raum, als die Entfernung zum Fahrstuhl dies erlaubte.
In 15 Jahren Forschung hat er zwölf Stationen absolviert. Davon eine renommierter als die andere: Kent, Utrecht, Arizona, Stanford, Kopenhagen und jetzt Wien. Seine erste Professur an der RWTH Aachen erhielt er mit 30 Jahren. Damit war er seinerzeit einer der jüngsten Professoren Deutschlands.
Sein Lebenslauf liest sich wie eine Erfolgsgeschichte, die für Hollywood allein deswegen nicht interessant wäre, weil sie ohne Mühe, Konflikte oder Liebesgeschichte auskommt. Doch ganz so einfach sei es nicht, erklärt er. Er sei nicht in Wien, weil das sein Traumjob sei, sondern weil es ein Job ist – ein unbefristeter. Das sei in
Die Sonne leuchtet über der Stadt. Ungefähr so intensiv wie seine Augen kurz vorher. Wir hatten über die Fähigkeit des Menschen gesprochen, sich selbst zu betrügen. Dafür brennt er.
Wir stehen auf einer Terrasse im siebten Stock des neuen Wiener Universitätsgebäudes und blicken auf eine der unzähligen Kirchendächer um uns herum. „Das hier ist der Stephansdom … oder die Augustinerkirche. Oder was ganz anderes … Naja, auf jeden Fall ist das hier nebenan die Votivkirche. Ist nicht so einfach, sind alle gotisch und haben ne Spitze, wird schon stimmen. Sorry, ich bin nicht wegen der Kirchen hier.“
Und damit trifft Prof. Robert Böhm den Nagel auf den Kopf. Böhm ist zum Arbeiten hier – so wie immer. Er ist ein Arbeitstier, das seinesgleichen sucht. Seine Freunde nennen ihn „Psycho“ und zwar schon länger, als er Psychologe ist.
Böhm ist eine dieser Ausnahmeerscheinungen, für die selbst die komplizierteste Versuchsanordnung keine Arbeit, sondern pures Vergnügen ist. Und doch ist er kein verkopfter Fachnerd. Seine Forschung sieht er ganz nah am Menschen. Sie befasst sich mit der Frage, wie wir Entscheidungen treffen. Sein Ziel ist es, herauszufinden, wie wir unseren eigenen Ansprüchen gerecht werden können. Denn das, berichtet er, würden wir sehr häufig nicht schaffen.
Nimmt selbst auch gerne den Fahrstuhl hoch – runter zum Ausgleich dann aber schon die Treppe
„Wir wollen gesünder leben und uns besser ernähren, entscheiden uns aber dennoch jeden Morgen für den Fahrstuhl, anstatt die Treppe zu nehmen. Wir möchten das Klima retten, fahren aber doch lieber mit dem SUV zum Biomarkt. Mir geht es nicht darum, Menschen zu überzeugen oder Marketing für die gute Sache zu machen“, sagt er mir, während wir langsam den Aufzug im Obergeschoss der Universität betreten.
Eine Sekunde später springen wir Richtung Tür und schaffen es gerade noch, den automatischen Schließmechanismus des Fahrstuhls zu stoppen und diesen ohne Quetschungen zu verlassen. Als ob nichts gewesen wäre, gehen wir schweigend die sieben Stockwerke hinunter.
„Ich möchte, dass Menschen sich so verhalten wie ihre eigenen Präferenzen sind. Würden wir das alle machen, wäre schon viel erreicht. Wer möchte schon das Klima zerstören, die Weltmeere verdrecken oder den eigenen Kindern eine kaputte Welt hinterlassen?“, stellt er rhetorisch in den Raum, als die Entfernung zum Fahrstuhl dies erlaubte.
In 15 Jahren Forschung hat er zwölf Stationen absolviert. Davon eine renommierter als die andere: Kent, Utrecht, Arizona, Stanford, Kopenhagen und jetzt Wien. Seine erste Professur an der RWTH Aachen erhielt er mit 30 Jahren. Damit war er seinerzeit einer der jüngsten Professoren Deutschlands.
Sein Lebenslauf liest sich wie eine Erfolgsgeschichte, die für Hollywood allein deswegen nicht interessant wäre, weil sie ohne Mühe, Konflikte oder Liebesgeschichte auskommt. Doch ganz so einfach sei es nicht, erklärt er. Er sei nicht in Wien, weil das sein Traumjob sei, sondern weil es ein Job ist – ein unbefristeter. Das sei in