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Mit der Hebamme Evi spreche ich über das Wochenbett, in dem Frauen nach der Geburt liegen. Evi gibt wertvolle Tipps und Einblicke – auch in ihre Arbeit als Hebamme. Viel Spaß!
Du hast hier die Möglichkeit, die Folge als Podcast zu hören oder auch als Interview zu lesen:
– Über Evi
Evi ist Hebamme seit 2010 – zwischen dem schriftlichen Examen und der mündlichen Prüfung hat sie ihren Sohn zur Welt gebracht. Evi hatte selbst kein Wochenbett – deshalb ist es zu ihrem Herzensthema geworden und sie möchte Mamas in dieser so wichtigen Lebenszeit unterstützend begleiten.
Evi, Du hast das klassische Wochenbett für Dich ja gar nicht genutzt!
Genau das ist ja heutzutage auch eine riesen Herausforderung: Das Wochenbett ist verloren gegangen. Zum Glück sagen uns Hebammen wie Du, dass es eine wichtige Zeit ist. Aber erklär doch mal:
Das Wochenbett beschreibt die ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt. Zum einen hast Du körperlich viele Umstellungsprozesse. Ganz banal: die Gebärmutter muss sich zurückbilden, man hat den Wochenfluss (also die Blutungen), Du hast generell auch einfach die körperliche Erschöpfung von der Geburt. Man hat bei der Geburt einen gewissen Blutverlust, was physiologisch völlig ok ist. Der Körper braucht aber eine gewisse Zeit, um damit klarzukommen. Die Hormone müssen sich auf nicht-schwanger einstellen. Das dauert.
Du sprichst vom klassischen Hormonabfall.
Es ist also ganz normal, dass man zwei Monate braucht, um das alles zu ‘erlernen’?
Grundsätzlich finde ich immer: Sich schon vor der Geburt mit dem Partner / der Partnerin zusammensetzen und wirklich über diesen Zeitraum zu sprechen. Wie stellt man sich als Paar das eigentlich vor, diese ersten Wochen mit Baby? Das ist nämlich echt spannend. Oft sind da ganz unterschiedliche Ideen vorhanden. Zum Beispiel was den Besuch angeht. Der Mann denkt: ‘Klar kommt meine Mama zu Besuch und die wohnt dann hier und unterstützt uns.’ Und die Frau denkt sich vielleicht: ‘Auf die Schwiegermama habe ich aber keine Lust.’ Einmal hinsetzen und vorher durchsprechen, das ist ganz wichtig. Zum anderen: Was steht an Alltagsdingen an? Hier geht es um Einkäufe, es muss mal geputzt und gewaschen werden, wie verteilt sich das alles und was kann man nach Außen abgehen? Vielleicht gibt es eine Freundin, die mal eine Suppe vorbeibringen kann. Auch als Frau sollte man sich vorher fragen, was man braucht. Essen ist immer ein großes Thema, man sollte vorkochen und auch für ausreichend Klopapier sorgen. So viel wie möglich aus dem Wochenbett rausschieben. Damit man dann wirklich die Zeit richtig in Ruhe genießen kann und keine großen Verpflichten hat und einfach in den Tag hineinleben kann.
Lass uns mal konkret werden:
Für das Baby ist es auch häufig Stress, wenn so viel Besuch und Aufruhr herrscht, richtig?
Nur im Bett bleiben und probieren sich bedienen lassen! Wie darf so eine Wochenbettzeit aussehen?
Falls Du Dich auch gerade auf dein Wochenbett vorbereitest, dann findest Du hier meine Wochenbett Checkliste mit allen wirklich wichtigen Anschaffungen.
Gerade in der ersten Woche nach der Geburt sollte man viel liegen, allein, um den Beckenboden zu schonen und Geburtsverletzungen heilen zu lassen. Es heißt ja nicht ohne Grund Wochenbett. Das heißt nicht, dass man acht Wochen liegt. Aber die ersten sieben bis zehn Tage sollte man im Bett verbringen, danach die Woche langsam ums Bett. Und dann darf man auch mal aus dem Haus raus. Die Frauen merken intuitiv, dass es ihnen ganz gut tut, mal die Füße still zu halten. Es ist ja trotzdem viel, was im Körper abläuft. Und wenn man die ersten Male rausgeht, nimmt man bitte eine Bezugsperson mit, falls man sich doch mal schummrig fühlt.
Grundsätzlich ist es abhängig von der Geburt und wie es der Frau geht. Der erste Spaziergang darf 10 bis 15 Minuten dauern, zum Beispiel geht man einmal um den Block. Langsam und mit Begleitung. Einfach mal gucken, wie es einem geht. Nach der Zeit draußen sollte man danach die gleiche Zeit im Liegen verbringen.
Das ist bei vielen wahrscheinlich intuitiv aber nicht bei allen möglich. Wenn man sich jetzt überlegt: Alleinerziehende, oder wenn keine Familie um einen rum ist, es gibt ja so viele Lebensumstände. Was ist zum Beispiel, wenn man mehrere Kinder hat… ? Aber lass uns erst mal überlegen: Man hat keine Familie und es ist schwierig, sich Unterstützung zu holen. Was sind weitere Wege, wie man sich diese Zeit erleichtern kann?
Ein großer Punkt ist, selbst ohne Familie oder mit arbeitenden Partner, wirklich schon im Vorfeld zu lernen um Hilfe zu fragen. Das sind manchmal wirklich banale Sachen, also so Alltagssachen: Das Spülmaschinenmittel ist zum Beispiel alle. Das fällt dir ein, wenn du gerade einkaufen warst und wieder zu Hause bist. Trau Dich und schreib einer Freundin: Könntest Du mir bitte XYZ und vielleicht noch Brot vom Bäcker mitbringen? Und schon muss man einmal weniger das Haus verlassen. Es sind ja oft gar nicht die großen Sachen, sondern die banalen kleinen Sachen. Oder Du merkst, dass da noch eine Ladung Wäsche ist, die Du nicht wegräumen kannst. Davon geht die Welt nicht unter.
Das ist so schwer! Man hat den Anspruch, es muss alles sein wie vorher. Oft dachte ich auch, es würde mir besser gehen, wenn um mich herum Ordnung herrscht. Und schon war ich am Aufräumen. Und eigentlich weiß ich, dass mein Körper Ruhe braucht. Es ist also eine Kopfsache.
“Ich fühle mich nicht wohl in dem Chaos, aber ich darf es lernen, dass es dazugehört, weil hier jetzt auch ein Kind ist” – Loslassen.
Die eigenen Erwartungen zu verändern. Und das in ganz ganz vielen Bereichen als Mama. Es kommt dann doch immer ganz anders. Haushalt ist ja nur einer von ganz vielen Bausteinen.
Du hast auch den Baby Blues angesprochen. Das ist ja auch typisch im Wochenbett.
Da passiert ganz ganz viel. Zum einen ist das ein rein hormonelles Ding: Die Plazenta löst sich und dadurch verschiebt sich der ganze Hormonhaushalt. Das ist nicht eine krasse Stunde, sondern ein Prozess. Das dauert einige Tage. Und in der Regel kommen bei den meisten Frauen, wenn dann auch der Milcheinschuss dazu kommt, das emotionale Chaos. Das High das man nach der Geburt hat geht, und irgendwann kommt diese Erschöpfung. Bei den meisten Frauen ist das zwischen dem dritten und fünften Tag, wo man dann auch noch gerade aus dem Krankenhaus entlassen wird. Vielleicht hast Du auch noch einen knackigen Milcheinschuss und weißt gar nicht, wie Du Dich bewegen sollst und dann schicken die Dich nach Hause. Da denken viele ‘Ich schaff das gar nicht’. Da wird es insgesamt zu viel. Da müssen die Frauen einfach weinen. Das ist total hilfreich, denn: Über Tränen baut der Körper Stresshormone ab. Das heißt, in dem Moment alles laufen lassen: Nur zu! Das ist völlig in Ordnung. Dabei nicht denken, ‘ich schaff das nicht’. Es ist einfach viel und braucht ein bisschen. Tief durchatmen und Babysteps machen. Sich Hilfe holen, mit dem Partner reden. Da braucht man einfach Support.
„Ein ganz ganz großer Teil ist die emotionale Begleitung.”
In den ersten zehn Tagen nach der Geburt hast du bis zu 20 Besuche. Grundsätzlich könnte ich als Hebamme in den ersten Tagen zweimal am Tag hingehen. Ergänzend gibt es telefonische Beratung. Ansonsten hat man Anspruch für den kompletten Wochenbettzeitraum, der auf zwölf Wochen erweitert werden kann. Und die komplette Stillzeit, es ist wirklich sehr sehr großzügig. Die Pauschale komplett auszunutzen, da muss man eine Frau schon sehr intensiv betreuen.
Das wissen nämlich viele Frauen nicht: Dass sie nach vier Monaten auch noch Hilfe bekommen können. Beim Abpumpen oder wenn sie zufüttern möchten und auf einmal Probleme beim Stillen haben. Auch da hat man noch Anspruch auf Hebammenhilfen, auch mit zwei Jahren noch wenn man da stillt.
Hebammen sind so ein Geschenk! Aber wie ist das eigentlich in anderen Ländern?
Sag doch nochmal bitte:
Eine Doula hat bei weitem nicht so eine ausführliche Ausbildung wie eine Hebamme. Sie sind mehr die emotionalen Begleiterinnen. Mit dem medizinischen Part haben sie nichts zu tun, sie dürfen keine Infusionen oder Medikamente geben. Sie sind für die emotionale Unterstützung da, massieren die Frau mal bei der Geburt oder holen ihr Wasser. Manche machen das bei der Geburt und es gibt die postpartum Doula – das ist total schön, weil sie den emotionalen Support bieten. Nicht so medizinisch, aber viele unterstützen dann auch bei den liegengebliebenen Haushaltssachen. Gehen einkaufen, Räumen ein bisschen auf, kümmern sich um das größere Kind, das gibt es sogar als Nachtdoula. Das ist da anders als hier in Deutschland. Aber das ist dann auch alles privat, dafür kommen die Eltern auf. Ich weiß noch: Die Hebammen, die ich begleiten durfte, haben damals pro Geburt 5.000 Dollar genommen. Ich dachte das wäre krass viel Geld. Und es war weniger als die Hälfte, was man im Krankenhaus hätte zahlen müssen.
Ich weiß nur, dass die Versicherung für freiberufliche Hebammen unglaublich hoch ist. Das ist ein Aspekt, der trifft dich primär, wenn du als Hebamme auch Geburten anbieten möchtest. Es gibt zwei Versicherungsstufen: Mit dem Angebot von Geburten (9000 Euro im Jahr). Und wir verdienen nicht mal ein zehntel mit einer Geburt. Der andere Part der Versicherung ist günstiger und ohne Geburtshilfe. Wenn Du über die Krankenkasse abrechnest, bist Du an deren Gebührenordnung gebunden. Und das ist natürlich als Selbstständige sehr schwierig: Du hast mit Raummiete zu tun, gleichzeitig kannst Du Deine Bezahlung nicht anpassen. Du hast einen sehr fordernden Beruf was deine Arbeitszeiten angeht, Du kannst ja nichts planen. Es gibt viele Einschnitte im Privatleben. Je nachdem, was man für ein Arbeitspensum hat, ist das in der Freiberuflichkeit schwierig. Vertretung finden ist wahnsinnig kompliziert mittlerweile. Im Raum Frankfurt schreiben die Frauen bis zu 60 Hebammen an, um Hilfe zu bekommen. So geht’s uns als Kollegin halt auch. Drei Wochen Urlaub im Sommer? Schwierig.
Also vor allem ist es die finanzielle Bürde, die den Beruf erschwert. Und auch wenig Nachwuchs bringt, oder?
“Die meisten Kolleginnen hören nicht auf, weil der Beruf ihnen keinen Spaß macht. Sondern weil die Umstände nicht passen. Und die Leidtragenden sind die Frauen.”
Sofort. Sobald man den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hält. Direkt mehrere Hebammen kontaktieren, damit man auf der sicheren Seite ist. Selbst damit wird es noch schwierig wahrscheinlich. Und viele Frauen trauen sich am Anfang nicht, weil sie die ersten 8 bis 12 Wochen abwarten wollen. Auch dafür sind wir Hebammen zuständig. Auch bei einer Fehlgeburt sind wir als Ansprechpartnerinnen da und begleiten die Frauen. Damit man als Frau nicht alleine ist und auch in diesem Wochenbett Unterstützung erhält.
Ich habe auch schöne Fragen von meiner Community zum Wochenbett!
Im Grunde sollte man vieles von den Sachen, die fürs erste Wochenbett gelten, zumindest anpeilen. Gleichzeitig muss man da auch realisieren, dass dieses Wochenbett nicht 1:1 umzusetzen ist. Die Fragen und Herausforderungen sind oft beim zweiten Kind auch ganz anders als beim ersten Baby. Beim zweiten Kind weiß man schon viel mehr, (“Ja, es ist normal, dass unser Kind achtmal am Tag flüssigen Stuhlgang hat”). Da stresst man sich nicht mehr drüber. Dafür sind es eher so Themen wie das Geschwisterkind. Wenn der große Bruder das kleine Baby streicheln möchte, motorisch noch nicht so geübt ist und es eher in einem Hauen endet, möchte man auch nicht ständig ‘nein’ zu dem Kind sagen. Gleichzeitig muss man dem Kind auch klar machen: ‘Nein, du kannst nicht auf meinem Bauch rum springen, während ich stille.’ Auch hier wird Unterstützung wieder wichtig. Je nach Alter des ersten Kindes kann man sich mal fragen, wer im Freundeskreis die ersten Wochen mit auffangen kann. Gibt es jemanden aus der KiTa, der das erste Kind mit auf den Spielplatz nehmen kann? Oder kann die Oma nachmittags einen Besuch zum Zoo machen? Da geht es weniger um Einkäufe, sondern mehr darum, wer kann mir das Kind abnehmen und ihm einen Benefit geben. Wenn das Kind in einem Alter ist, wo das nicht gut funktioniert und der Papa mehr ran muss: Jemanden holen, der den Papa entlastet. Sowas im Vorfeld klären, wie kann man das gut gestalten.
Das kommt auf das Kind an. In meiner Beobachtung ist es für viele Kinder angenehmer, wenn es bei einem gewissen Rhythmus bleibt. Wenn es noch in der Eingewöhnungsphase ist, ist es unglaublich schwierig, auch für die Mama das emotional zu schaffen. Aber wenn das Kind gut in der KiTa angekommen ist, und das Prozedere auch schon kennt, wenn es da gerne hingeht, dann würde ich tendenziell eher dazu raten, das beizubehalten. Dann hat das Kind ein paar Stunden den gewohnten Alltag und die Mama den Luxus, Zeit nur mit dem Neugeborenen zu verbringen. Was man beim ersten Kind oft wunderschön zelebrieren kann, ist beim zweiten oder dritten Kind oft Mangelware. Die Kinder laufen dann ja auch mehr mit.
Das ist Typsache. Ich habe mal eine Frau beim dritten Kind betreut, für sie war klar, dass es das letzte Kind ist. Sie hat sich im Schlafzimmer verbarrikadiert, den anderen gesagt, ‘ihr könnt machen was ihr wollt, ich bin hier oben.’ Das war total süß und die hat das knallhart durchgezogen, weil sie wusste, wie wertvoll diese Zeit ist. Die hat das total zelebriert.
Für das erste Kind ist es eine Herausforderung, wenn Du auf einmal keine Zeit mehr hast, Bauklötze zu spielen, weil Du stillst oder die Flasche gibst. Das geht gerne mit Frust einher.
Du willst weitere Wochenbett-Tipps? Hier geht’s zum Blogartikel “Meine 9 Wochenbett-Tipps”.
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Der Beitrag Wochenbett erschien zuerst auf KINGABABY.
By Victoria Kinga5
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Mit der Hebamme Evi spreche ich über das Wochenbett, in dem Frauen nach der Geburt liegen. Evi gibt wertvolle Tipps und Einblicke – auch in ihre Arbeit als Hebamme. Viel Spaß!
Du hast hier die Möglichkeit, die Folge als Podcast zu hören oder auch als Interview zu lesen:
– Über Evi
Evi ist Hebamme seit 2010 – zwischen dem schriftlichen Examen und der mündlichen Prüfung hat sie ihren Sohn zur Welt gebracht. Evi hatte selbst kein Wochenbett – deshalb ist es zu ihrem Herzensthema geworden und sie möchte Mamas in dieser so wichtigen Lebenszeit unterstützend begleiten.
Evi, Du hast das klassische Wochenbett für Dich ja gar nicht genutzt!
Genau das ist ja heutzutage auch eine riesen Herausforderung: Das Wochenbett ist verloren gegangen. Zum Glück sagen uns Hebammen wie Du, dass es eine wichtige Zeit ist. Aber erklär doch mal:
Das Wochenbett beschreibt die ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt. Zum einen hast Du körperlich viele Umstellungsprozesse. Ganz banal: die Gebärmutter muss sich zurückbilden, man hat den Wochenfluss (also die Blutungen), Du hast generell auch einfach die körperliche Erschöpfung von der Geburt. Man hat bei der Geburt einen gewissen Blutverlust, was physiologisch völlig ok ist. Der Körper braucht aber eine gewisse Zeit, um damit klarzukommen. Die Hormone müssen sich auf nicht-schwanger einstellen. Das dauert.
Du sprichst vom klassischen Hormonabfall.
Es ist also ganz normal, dass man zwei Monate braucht, um das alles zu ‘erlernen’?
Grundsätzlich finde ich immer: Sich schon vor der Geburt mit dem Partner / der Partnerin zusammensetzen und wirklich über diesen Zeitraum zu sprechen. Wie stellt man sich als Paar das eigentlich vor, diese ersten Wochen mit Baby? Das ist nämlich echt spannend. Oft sind da ganz unterschiedliche Ideen vorhanden. Zum Beispiel was den Besuch angeht. Der Mann denkt: ‘Klar kommt meine Mama zu Besuch und die wohnt dann hier und unterstützt uns.’ Und die Frau denkt sich vielleicht: ‘Auf die Schwiegermama habe ich aber keine Lust.’ Einmal hinsetzen und vorher durchsprechen, das ist ganz wichtig. Zum anderen: Was steht an Alltagsdingen an? Hier geht es um Einkäufe, es muss mal geputzt und gewaschen werden, wie verteilt sich das alles und was kann man nach Außen abgehen? Vielleicht gibt es eine Freundin, die mal eine Suppe vorbeibringen kann. Auch als Frau sollte man sich vorher fragen, was man braucht. Essen ist immer ein großes Thema, man sollte vorkochen und auch für ausreichend Klopapier sorgen. So viel wie möglich aus dem Wochenbett rausschieben. Damit man dann wirklich die Zeit richtig in Ruhe genießen kann und keine großen Verpflichten hat und einfach in den Tag hineinleben kann.
Lass uns mal konkret werden:
Für das Baby ist es auch häufig Stress, wenn so viel Besuch und Aufruhr herrscht, richtig?
Nur im Bett bleiben und probieren sich bedienen lassen! Wie darf so eine Wochenbettzeit aussehen?
Falls Du Dich auch gerade auf dein Wochenbett vorbereitest, dann findest Du hier meine Wochenbett Checkliste mit allen wirklich wichtigen Anschaffungen.
Gerade in der ersten Woche nach der Geburt sollte man viel liegen, allein, um den Beckenboden zu schonen und Geburtsverletzungen heilen zu lassen. Es heißt ja nicht ohne Grund Wochenbett. Das heißt nicht, dass man acht Wochen liegt. Aber die ersten sieben bis zehn Tage sollte man im Bett verbringen, danach die Woche langsam ums Bett. Und dann darf man auch mal aus dem Haus raus. Die Frauen merken intuitiv, dass es ihnen ganz gut tut, mal die Füße still zu halten. Es ist ja trotzdem viel, was im Körper abläuft. Und wenn man die ersten Male rausgeht, nimmt man bitte eine Bezugsperson mit, falls man sich doch mal schummrig fühlt.
Grundsätzlich ist es abhängig von der Geburt und wie es der Frau geht. Der erste Spaziergang darf 10 bis 15 Minuten dauern, zum Beispiel geht man einmal um den Block. Langsam und mit Begleitung. Einfach mal gucken, wie es einem geht. Nach der Zeit draußen sollte man danach die gleiche Zeit im Liegen verbringen.
Das ist bei vielen wahrscheinlich intuitiv aber nicht bei allen möglich. Wenn man sich jetzt überlegt: Alleinerziehende, oder wenn keine Familie um einen rum ist, es gibt ja so viele Lebensumstände. Was ist zum Beispiel, wenn man mehrere Kinder hat… ? Aber lass uns erst mal überlegen: Man hat keine Familie und es ist schwierig, sich Unterstützung zu holen. Was sind weitere Wege, wie man sich diese Zeit erleichtern kann?
Ein großer Punkt ist, selbst ohne Familie oder mit arbeitenden Partner, wirklich schon im Vorfeld zu lernen um Hilfe zu fragen. Das sind manchmal wirklich banale Sachen, also so Alltagssachen: Das Spülmaschinenmittel ist zum Beispiel alle. Das fällt dir ein, wenn du gerade einkaufen warst und wieder zu Hause bist. Trau Dich und schreib einer Freundin: Könntest Du mir bitte XYZ und vielleicht noch Brot vom Bäcker mitbringen? Und schon muss man einmal weniger das Haus verlassen. Es sind ja oft gar nicht die großen Sachen, sondern die banalen kleinen Sachen. Oder Du merkst, dass da noch eine Ladung Wäsche ist, die Du nicht wegräumen kannst. Davon geht die Welt nicht unter.
Das ist so schwer! Man hat den Anspruch, es muss alles sein wie vorher. Oft dachte ich auch, es würde mir besser gehen, wenn um mich herum Ordnung herrscht. Und schon war ich am Aufräumen. Und eigentlich weiß ich, dass mein Körper Ruhe braucht. Es ist also eine Kopfsache.
“Ich fühle mich nicht wohl in dem Chaos, aber ich darf es lernen, dass es dazugehört, weil hier jetzt auch ein Kind ist” – Loslassen.
Die eigenen Erwartungen zu verändern. Und das in ganz ganz vielen Bereichen als Mama. Es kommt dann doch immer ganz anders. Haushalt ist ja nur einer von ganz vielen Bausteinen.
Du hast auch den Baby Blues angesprochen. Das ist ja auch typisch im Wochenbett.
Da passiert ganz ganz viel. Zum einen ist das ein rein hormonelles Ding: Die Plazenta löst sich und dadurch verschiebt sich der ganze Hormonhaushalt. Das ist nicht eine krasse Stunde, sondern ein Prozess. Das dauert einige Tage. Und in der Regel kommen bei den meisten Frauen, wenn dann auch der Milcheinschuss dazu kommt, das emotionale Chaos. Das High das man nach der Geburt hat geht, und irgendwann kommt diese Erschöpfung. Bei den meisten Frauen ist das zwischen dem dritten und fünften Tag, wo man dann auch noch gerade aus dem Krankenhaus entlassen wird. Vielleicht hast Du auch noch einen knackigen Milcheinschuss und weißt gar nicht, wie Du Dich bewegen sollst und dann schicken die Dich nach Hause. Da denken viele ‘Ich schaff das gar nicht’. Da wird es insgesamt zu viel. Da müssen die Frauen einfach weinen. Das ist total hilfreich, denn: Über Tränen baut der Körper Stresshormone ab. Das heißt, in dem Moment alles laufen lassen: Nur zu! Das ist völlig in Ordnung. Dabei nicht denken, ‘ich schaff das nicht’. Es ist einfach viel und braucht ein bisschen. Tief durchatmen und Babysteps machen. Sich Hilfe holen, mit dem Partner reden. Da braucht man einfach Support.
„Ein ganz ganz großer Teil ist die emotionale Begleitung.”
In den ersten zehn Tagen nach der Geburt hast du bis zu 20 Besuche. Grundsätzlich könnte ich als Hebamme in den ersten Tagen zweimal am Tag hingehen. Ergänzend gibt es telefonische Beratung. Ansonsten hat man Anspruch für den kompletten Wochenbettzeitraum, der auf zwölf Wochen erweitert werden kann. Und die komplette Stillzeit, es ist wirklich sehr sehr großzügig. Die Pauschale komplett auszunutzen, da muss man eine Frau schon sehr intensiv betreuen.
Das wissen nämlich viele Frauen nicht: Dass sie nach vier Monaten auch noch Hilfe bekommen können. Beim Abpumpen oder wenn sie zufüttern möchten und auf einmal Probleme beim Stillen haben. Auch da hat man noch Anspruch auf Hebammenhilfen, auch mit zwei Jahren noch wenn man da stillt.
Hebammen sind so ein Geschenk! Aber wie ist das eigentlich in anderen Ländern?
Sag doch nochmal bitte:
Eine Doula hat bei weitem nicht so eine ausführliche Ausbildung wie eine Hebamme. Sie sind mehr die emotionalen Begleiterinnen. Mit dem medizinischen Part haben sie nichts zu tun, sie dürfen keine Infusionen oder Medikamente geben. Sie sind für die emotionale Unterstützung da, massieren die Frau mal bei der Geburt oder holen ihr Wasser. Manche machen das bei der Geburt und es gibt die postpartum Doula – das ist total schön, weil sie den emotionalen Support bieten. Nicht so medizinisch, aber viele unterstützen dann auch bei den liegengebliebenen Haushaltssachen. Gehen einkaufen, Räumen ein bisschen auf, kümmern sich um das größere Kind, das gibt es sogar als Nachtdoula. Das ist da anders als hier in Deutschland. Aber das ist dann auch alles privat, dafür kommen die Eltern auf. Ich weiß noch: Die Hebammen, die ich begleiten durfte, haben damals pro Geburt 5.000 Dollar genommen. Ich dachte das wäre krass viel Geld. Und es war weniger als die Hälfte, was man im Krankenhaus hätte zahlen müssen.
Ich weiß nur, dass die Versicherung für freiberufliche Hebammen unglaublich hoch ist. Das ist ein Aspekt, der trifft dich primär, wenn du als Hebamme auch Geburten anbieten möchtest. Es gibt zwei Versicherungsstufen: Mit dem Angebot von Geburten (9000 Euro im Jahr). Und wir verdienen nicht mal ein zehntel mit einer Geburt. Der andere Part der Versicherung ist günstiger und ohne Geburtshilfe. Wenn Du über die Krankenkasse abrechnest, bist Du an deren Gebührenordnung gebunden. Und das ist natürlich als Selbstständige sehr schwierig: Du hast mit Raummiete zu tun, gleichzeitig kannst Du Deine Bezahlung nicht anpassen. Du hast einen sehr fordernden Beruf was deine Arbeitszeiten angeht, Du kannst ja nichts planen. Es gibt viele Einschnitte im Privatleben. Je nachdem, was man für ein Arbeitspensum hat, ist das in der Freiberuflichkeit schwierig. Vertretung finden ist wahnsinnig kompliziert mittlerweile. Im Raum Frankfurt schreiben die Frauen bis zu 60 Hebammen an, um Hilfe zu bekommen. So geht’s uns als Kollegin halt auch. Drei Wochen Urlaub im Sommer? Schwierig.
Also vor allem ist es die finanzielle Bürde, die den Beruf erschwert. Und auch wenig Nachwuchs bringt, oder?
“Die meisten Kolleginnen hören nicht auf, weil der Beruf ihnen keinen Spaß macht. Sondern weil die Umstände nicht passen. Und die Leidtragenden sind die Frauen.”
Sofort. Sobald man den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hält. Direkt mehrere Hebammen kontaktieren, damit man auf der sicheren Seite ist. Selbst damit wird es noch schwierig wahrscheinlich. Und viele Frauen trauen sich am Anfang nicht, weil sie die ersten 8 bis 12 Wochen abwarten wollen. Auch dafür sind wir Hebammen zuständig. Auch bei einer Fehlgeburt sind wir als Ansprechpartnerinnen da und begleiten die Frauen. Damit man als Frau nicht alleine ist und auch in diesem Wochenbett Unterstützung erhält.
Ich habe auch schöne Fragen von meiner Community zum Wochenbett!
Im Grunde sollte man vieles von den Sachen, die fürs erste Wochenbett gelten, zumindest anpeilen. Gleichzeitig muss man da auch realisieren, dass dieses Wochenbett nicht 1:1 umzusetzen ist. Die Fragen und Herausforderungen sind oft beim zweiten Kind auch ganz anders als beim ersten Baby. Beim zweiten Kind weiß man schon viel mehr, (“Ja, es ist normal, dass unser Kind achtmal am Tag flüssigen Stuhlgang hat”). Da stresst man sich nicht mehr drüber. Dafür sind es eher so Themen wie das Geschwisterkind. Wenn der große Bruder das kleine Baby streicheln möchte, motorisch noch nicht so geübt ist und es eher in einem Hauen endet, möchte man auch nicht ständig ‘nein’ zu dem Kind sagen. Gleichzeitig muss man dem Kind auch klar machen: ‘Nein, du kannst nicht auf meinem Bauch rum springen, während ich stille.’ Auch hier wird Unterstützung wieder wichtig. Je nach Alter des ersten Kindes kann man sich mal fragen, wer im Freundeskreis die ersten Wochen mit auffangen kann. Gibt es jemanden aus der KiTa, der das erste Kind mit auf den Spielplatz nehmen kann? Oder kann die Oma nachmittags einen Besuch zum Zoo machen? Da geht es weniger um Einkäufe, sondern mehr darum, wer kann mir das Kind abnehmen und ihm einen Benefit geben. Wenn das Kind in einem Alter ist, wo das nicht gut funktioniert und der Papa mehr ran muss: Jemanden holen, der den Papa entlastet. Sowas im Vorfeld klären, wie kann man das gut gestalten.
Das kommt auf das Kind an. In meiner Beobachtung ist es für viele Kinder angenehmer, wenn es bei einem gewissen Rhythmus bleibt. Wenn es noch in der Eingewöhnungsphase ist, ist es unglaublich schwierig, auch für die Mama das emotional zu schaffen. Aber wenn das Kind gut in der KiTa angekommen ist, und das Prozedere auch schon kennt, wenn es da gerne hingeht, dann würde ich tendenziell eher dazu raten, das beizubehalten. Dann hat das Kind ein paar Stunden den gewohnten Alltag und die Mama den Luxus, Zeit nur mit dem Neugeborenen zu verbringen. Was man beim ersten Kind oft wunderschön zelebrieren kann, ist beim zweiten oder dritten Kind oft Mangelware. Die Kinder laufen dann ja auch mehr mit.
Das ist Typsache. Ich habe mal eine Frau beim dritten Kind betreut, für sie war klar, dass es das letzte Kind ist. Sie hat sich im Schlafzimmer verbarrikadiert, den anderen gesagt, ‘ihr könnt machen was ihr wollt, ich bin hier oben.’ Das war total süß und die hat das knallhart durchgezogen, weil sie wusste, wie wertvoll diese Zeit ist. Die hat das total zelebriert.
Für das erste Kind ist es eine Herausforderung, wenn Du auf einmal keine Zeit mehr hast, Bauklötze zu spielen, weil Du stillst oder die Flasche gibst. Das geht gerne mit Frust einher.
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