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Danke für die Einladung. Der Titel war ja eine Mischung aus Provokation und Nobrainer: "Denken wie Kinder." Aha. Da ich zu Hause täglich beim Denken und auch beim Lernen, was mir bei der ketzerischen und kurzgehaltenen Seminarbeschreibung schon gefehlt hat, zusehen kann, schauen wir doch mal, was sich hier einen doch hochpreisig verstecktem Management-Seminar verbirgt oder eben auch nicht - und warum das wahlweise Quatsch oder ganz schön nach hinten losgehen kann...
Es gibt gute und schlechte, Mitmach- und Zuhör-Seminare - genaueres weiß man immer erst zum Schluss! Hier ein Innovation-Summit / Bild-/Quelle: privat
Schöne neue Corona-bedingte Online-Welt. Kein Aufstehen, wenn es selbst im Sommer morgens noch dunkel draußen ist. Keine Qual zu Bahn, Flug oder stundenlang auf der Autobahn. Reicht doch ein Klick aus, um pünktlich und gut gelaunt, als auch ausgeschlafen und ohne erste Abenteuer, die sich auf der Anreise ergeben haben, in der virtuellen Lobby aufzulaufen und direkt in Smalltalk mit weiteren Teilnehmern einzusteigen.
Und nun kam er also, der große Seminartag.
Dann kam der Keynote-Speaker. Ich hatte es schon befürchtet: viel Tschakka, zurück in die Kindheit, Entdecker sein, statt Papierbergwälzer. Auch mal Rückschläge akzeptieren können, das seien ja schließlich nur Umleitungen zum Ziel. Eben mal den Blickwinkel ändern, warum nicht auf allen Vieren unter dem Schreibtisch abtauchen. Und noch mehr so Zeugs.
Dann noch eine Einweisung in die übersandten Gegenstände.
Aktiv wurden die Teilnehmer nun ermuntert, die Figuren in einzelne Teile zurück zu zerlegen und die Anleitungen aus den Kartons wegzuwerfen. Schließlich gibt es heute keine falschen Antworten, keine falschen Figuren oder Symbole und auch sonst ist alles erlaubt.
Und dann ging es an ein Potpourri an mal mehr, mal weniger sinnigen Übungen, mal gemeinsam, mal mit Stoppuhr gegeneinander, um die Scham vor Fehlern und dem Fördern von "out of the box"-Denken zu beschleunigen bzw. zu aktivieren.
Natürlich kam dann die große Abschlussaufgabe: aus allem, was man bekommen hat, was Verrücktes herzustellen. Beliebig. Kreativ. Und in 50 Minuten. Plus zehn Minuten um das Kunstwerk zu erläutern, den Weg beschreiben, Hindernisse aufzeigen und Umwege oder verworfene Versionen zu erwähnen.
Und, nun, am Ende... da kommt ihr nie drauf: Klar! Gewinner waren am Ende alle... blablablab...
Ok, puh - ein langer und für mich sinnloser Tag ging nun endlich zu Ende. Ihr kennt meine konstruktive Art, daher nun zu den Punkten, die mich bei dieser Veranstaltung und all den "Übung" am meisten gestört haben:
Die Beispiele könnt ihr nun weiter stricken, wie ihr wollt. Das ist eine "one size fits all"-Veranstaltung, das war der erste und schlimmste Fehler, der mir bei dieser "Babyrunde" aufgefallen ist.
Oder, ganz direkt gefragt: Wenn dein CxO, dein Chef oder ChefChef zu dir kommt, und sagt: "Erklären Sie es mir wie einem Fünfjährigen!" - dann hast du alles richtig gemacht. Wenn besagter Chef aber vor dir steht und nun mit Lego spielen will - dann hat er sich nicht deinen Namen oder deine Kompetenz als das prägendste Merkmal deiner Person gemerkt. Einzige Ausnahme: auf deinem Tisch liegen vier farbliche Steine zur Abbildung deiner Persönlichkeit.
Ich glaube, ihr versteht nun ein wenig besser, warum das Seminar bei mir einfach nur durchgefallen ist.
Generell gilt:
Und klar, irgendwie wiederholen sich Teile immer: Klassiker gefällig? Das zuvor schon angedeutete Vier-Farben-Modell zur Erklärung menschlicher Verhaltensweisen - du weißt schon: rot, gelb, grün, blau.
Na klar stellst du dich der Gruppe vor - aber kurz und prägnant. Und nicht als Vormittag-füllende Rhetorik-Übung oder mit erhobenem Hintern und dem Schreibtisch vorguckend, während Lego- und Fisher-Price-Steine deinen Weg füllen.
Und seitens des Veranstalters muss es gleich nach der Begrüßung die Spielregeln geben: geschützter Raum oder offene Wiese, Trennung der Ebenen oder bewusstes Mischen der verschiedenen Level von Führung und Verantwortung. Bei Mischung ist aber "zum Affen machen" für alle ein Tabu!
Daher: klares Zielbild. Abfrage von Erwartungen seitens Teilnehmer. Abfrage "Stand der Teilnehmer" und Vertrautheit mit Inhalten und Zielen des Tages oder was jeder Einzelne damit in Beziehung setzt und welche Erwartung gehegt werden. Ja, auch hier, eine bewusste Doppelung.
Was mich also an dem tagesfüllenden Seminar aber am meisten gestört hat:
Kaum Anleitung, wo es hingehen soll und, vor allem, wie und warum es nutzt und wie es in der Praxis dann tatsächlich Anwendung finden kann! Und, dank der eher wackelig zusammen geschüttelten Videokonferenz-Lösung, auch keine Zusammenarbeit der Teilnehmer untereinander möglich, geschweige denn, vom Veranstalter vorgesehen. Kurz gesagt: das hätte ich mir auch per Buch anlesen können oder per YouTube-Video in der Mittagspause "erlernen" können.
Dass die Feedbackrunde am Ende auch ein wenig verhalten und eher aus Anstand nicht zu einem Eklat geworden ist, konnte man den Teilnehmern ansehen. Daher: Achtung bei der Auswahl von Seminaren!
Und da die Digitalisierung von Präsenznummern teilweise genug Mühe macht und Zeit kostet, sollte es über frühere Versionen Kommentare und Anmerkungen oder zumindest Teile der Dokumentation im Netz geben. Wenn nein, tiefer buddeln oder den Veranstalter mit konkreten Fragen kontaktieren oder sogar konfrontieren.
Die Buchung einer Fortbildung sollte nicht neben dem Tagesgeschäft schnell auf Basis eines Fachzeitschriftschnippsels kurz vor der Mittagspause passieren. Da sollte HR einen Blick drauf werfen und eventuelle Referenzen von Teilnehmern durch einen Anruf bei HR in dem jeweiligen Unternehmen kurz mal querchecken. Oder über Verbandszugehörigkeit ein wenig klopfen und sehen, was an Rückmeldung raus fällt. Oder doch einfach der gute alte Kumpel Google, der einfach zu fast allem was weiß...
Klar: so eine Veranstaltung ist immer subjektiv. Während fünf es scheiße finden, sind 23 der Meinung, dass sie nur mehr diesen einen Dozenten buchen werden. So ist das Leben, so ist Lernen, so funktioniert Sympathie, weil man Gemeinsamkeiten entdeckt hat.
Man kann es nicht allen recht machen. Aber trotzdem sollten auch die fünf, die nicht begeistert waren, ein paar Neuigkeiten mitgenommen haben - auch wenn die Darreichungsform nicht ihrer Erwartung entsprach.
Dann hoffe ich mal, dass Posts wie dieser von euch nicht gebraucht werden, um (Online-)Seminare zu buchen bzw. dass ihr schlechte, also so richtig schlechte, Thema-verfehlende Online-Sessions vorab verlassen könnt, statt hier zwangsweise Stunden oder gar Tage totsitzen müsst.
Und dass euch vorstehende Punkte, die man beliebig erweitern kann, helfen, bei der Findung des "nix wie weg" oder "Augen zu und durch" Seminars eurer Wahl!
Dann mal wirklich produktive Fortbildungen euch! Schöne neue Online-Welt, was?
By Steve SchutzbierDanke für die Einladung. Der Titel war ja eine Mischung aus Provokation und Nobrainer: "Denken wie Kinder." Aha. Da ich zu Hause täglich beim Denken und auch beim Lernen, was mir bei der ketzerischen und kurzgehaltenen Seminarbeschreibung schon gefehlt hat, zusehen kann, schauen wir doch mal, was sich hier einen doch hochpreisig verstecktem Management-Seminar verbirgt oder eben auch nicht - und warum das wahlweise Quatsch oder ganz schön nach hinten losgehen kann...
Es gibt gute und schlechte, Mitmach- und Zuhör-Seminare - genaueres weiß man immer erst zum Schluss! Hier ein Innovation-Summit / Bild-/Quelle: privat
Schöne neue Corona-bedingte Online-Welt. Kein Aufstehen, wenn es selbst im Sommer morgens noch dunkel draußen ist. Keine Qual zu Bahn, Flug oder stundenlang auf der Autobahn. Reicht doch ein Klick aus, um pünktlich und gut gelaunt, als auch ausgeschlafen und ohne erste Abenteuer, die sich auf der Anreise ergeben haben, in der virtuellen Lobby aufzulaufen und direkt in Smalltalk mit weiteren Teilnehmern einzusteigen.
Und nun kam er also, der große Seminartag.
Dann kam der Keynote-Speaker. Ich hatte es schon befürchtet: viel Tschakka, zurück in die Kindheit, Entdecker sein, statt Papierbergwälzer. Auch mal Rückschläge akzeptieren können, das seien ja schließlich nur Umleitungen zum Ziel. Eben mal den Blickwinkel ändern, warum nicht auf allen Vieren unter dem Schreibtisch abtauchen. Und noch mehr so Zeugs.
Dann noch eine Einweisung in die übersandten Gegenstände.
Aktiv wurden die Teilnehmer nun ermuntert, die Figuren in einzelne Teile zurück zu zerlegen und die Anleitungen aus den Kartons wegzuwerfen. Schließlich gibt es heute keine falschen Antworten, keine falschen Figuren oder Symbole und auch sonst ist alles erlaubt.
Und dann ging es an ein Potpourri an mal mehr, mal weniger sinnigen Übungen, mal gemeinsam, mal mit Stoppuhr gegeneinander, um die Scham vor Fehlern und dem Fördern von "out of the box"-Denken zu beschleunigen bzw. zu aktivieren.
Natürlich kam dann die große Abschlussaufgabe: aus allem, was man bekommen hat, was Verrücktes herzustellen. Beliebig. Kreativ. Und in 50 Minuten. Plus zehn Minuten um das Kunstwerk zu erläutern, den Weg beschreiben, Hindernisse aufzeigen und Umwege oder verworfene Versionen zu erwähnen.
Und, nun, am Ende... da kommt ihr nie drauf: Klar! Gewinner waren am Ende alle... blablablab...
Ok, puh - ein langer und für mich sinnloser Tag ging nun endlich zu Ende. Ihr kennt meine konstruktive Art, daher nun zu den Punkten, die mich bei dieser Veranstaltung und all den "Übung" am meisten gestört haben:
Die Beispiele könnt ihr nun weiter stricken, wie ihr wollt. Das ist eine "one size fits all"-Veranstaltung, das war der erste und schlimmste Fehler, der mir bei dieser "Babyrunde" aufgefallen ist.
Oder, ganz direkt gefragt: Wenn dein CxO, dein Chef oder ChefChef zu dir kommt, und sagt: "Erklären Sie es mir wie einem Fünfjährigen!" - dann hast du alles richtig gemacht. Wenn besagter Chef aber vor dir steht und nun mit Lego spielen will - dann hat er sich nicht deinen Namen oder deine Kompetenz als das prägendste Merkmal deiner Person gemerkt. Einzige Ausnahme: auf deinem Tisch liegen vier farbliche Steine zur Abbildung deiner Persönlichkeit.
Ich glaube, ihr versteht nun ein wenig besser, warum das Seminar bei mir einfach nur durchgefallen ist.
Generell gilt:
Und klar, irgendwie wiederholen sich Teile immer: Klassiker gefällig? Das zuvor schon angedeutete Vier-Farben-Modell zur Erklärung menschlicher Verhaltensweisen - du weißt schon: rot, gelb, grün, blau.
Na klar stellst du dich der Gruppe vor - aber kurz und prägnant. Und nicht als Vormittag-füllende Rhetorik-Übung oder mit erhobenem Hintern und dem Schreibtisch vorguckend, während Lego- und Fisher-Price-Steine deinen Weg füllen.
Und seitens des Veranstalters muss es gleich nach der Begrüßung die Spielregeln geben: geschützter Raum oder offene Wiese, Trennung der Ebenen oder bewusstes Mischen der verschiedenen Level von Führung und Verantwortung. Bei Mischung ist aber "zum Affen machen" für alle ein Tabu!
Daher: klares Zielbild. Abfrage von Erwartungen seitens Teilnehmer. Abfrage "Stand der Teilnehmer" und Vertrautheit mit Inhalten und Zielen des Tages oder was jeder Einzelne damit in Beziehung setzt und welche Erwartung gehegt werden. Ja, auch hier, eine bewusste Doppelung.
Was mich also an dem tagesfüllenden Seminar aber am meisten gestört hat:
Kaum Anleitung, wo es hingehen soll und, vor allem, wie und warum es nutzt und wie es in der Praxis dann tatsächlich Anwendung finden kann! Und, dank der eher wackelig zusammen geschüttelten Videokonferenz-Lösung, auch keine Zusammenarbeit der Teilnehmer untereinander möglich, geschweige denn, vom Veranstalter vorgesehen. Kurz gesagt: das hätte ich mir auch per Buch anlesen können oder per YouTube-Video in der Mittagspause "erlernen" können.
Dass die Feedbackrunde am Ende auch ein wenig verhalten und eher aus Anstand nicht zu einem Eklat geworden ist, konnte man den Teilnehmern ansehen. Daher: Achtung bei der Auswahl von Seminaren!
Und da die Digitalisierung von Präsenznummern teilweise genug Mühe macht und Zeit kostet, sollte es über frühere Versionen Kommentare und Anmerkungen oder zumindest Teile der Dokumentation im Netz geben. Wenn nein, tiefer buddeln oder den Veranstalter mit konkreten Fragen kontaktieren oder sogar konfrontieren.
Die Buchung einer Fortbildung sollte nicht neben dem Tagesgeschäft schnell auf Basis eines Fachzeitschriftschnippsels kurz vor der Mittagspause passieren. Da sollte HR einen Blick drauf werfen und eventuelle Referenzen von Teilnehmern durch einen Anruf bei HR in dem jeweiligen Unternehmen kurz mal querchecken. Oder über Verbandszugehörigkeit ein wenig klopfen und sehen, was an Rückmeldung raus fällt. Oder doch einfach der gute alte Kumpel Google, der einfach zu fast allem was weiß...
Klar: so eine Veranstaltung ist immer subjektiv. Während fünf es scheiße finden, sind 23 der Meinung, dass sie nur mehr diesen einen Dozenten buchen werden. So ist das Leben, so ist Lernen, so funktioniert Sympathie, weil man Gemeinsamkeiten entdeckt hat.
Man kann es nicht allen recht machen. Aber trotzdem sollten auch die fünf, die nicht begeistert waren, ein paar Neuigkeiten mitgenommen haben - auch wenn die Darreichungsform nicht ihrer Erwartung entsprach.
Dann hoffe ich mal, dass Posts wie dieser von euch nicht gebraucht werden, um (Online-)Seminare zu buchen bzw. dass ihr schlechte, also so richtig schlechte, Thema-verfehlende Online-Sessions vorab verlassen könnt, statt hier zwangsweise Stunden oder gar Tage totsitzen müsst.
Und dass euch vorstehende Punkte, die man beliebig erweitern kann, helfen, bei der Findung des "nix wie weg" oder "Augen zu und durch" Seminars eurer Wahl!
Dann mal wirklich produktive Fortbildungen euch! Schöne neue Online-Welt, was?

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