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Aus allen Rohren | Von Hannes Hofbauer


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Der Anschlag auf Nord Stream 1 und 2 zielte darauf ab, die EU existenzbedrohend zu schwächen.
Ein Kommentar von Hannes Hofbauer.
Drastischer Druckabfall in beiden Pipelines von Nord Stream 1 und 2. Nahe der dänischen Ostseeinsel Bornholm beobachteten Flugzeugbesatzungen eine quadratkilometergroße Gasblase. In der Nacht vom 25. auf den 26. September 2022 hat der Krieg, der von Russland gegen Kiew und vom Westen gegen Moskau geführt wird, eine neue Eskalationsstufe erreicht. Er ist in EU-Europa angekommen. Der Angriff auf die Pipelines ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf die USA zurückzuführen.




Es waren Anschläge ungeheuren Ausmaßes, die die beiden für die Gasversorgung Deutschlands gebauten Röhren zerfetzten. Messstationen in Schweden und Dänemark verzeichneten kräftige unterirdische Detonationen. Um sich vorstellen zu können, welche Wucht für die Zerstörung nötig war, hier ein paar technische Daten: Ein einzelnes Metallrohr der 1.200 Kilometer langen Stränge wiegt 50 Tonnen, ist mit Beton und Bitumen verkleidet und liegt an der Anschlagstelle in 40 Meter Tiefe auf dem Meeresboden.


„Die Zerstörung, die innerhalb eines Tages an drei Röhren des Nord-Stream-Pipelinesystems erfolgte, ist etwas noch nie Dagewesenes. Derzeit ist es unmöglich, den Zeitraum für Reparaturarbeiten an der Gasleitungsstruktur anzugeben“,

äußerte sich ein Sprecher des Betreiberunternehmens von Nord Stream 1. Eine Wiederherstellung unter den Bedingungen des herrschenden EU-Sanktionsregimes gegen Russland ist schier undenkbar, fehlen doch sowohl die dafür nötigen personellen als auch finanziellen Ressourcen und Bedingungen.
Zu den Hintergründen des Anschlages waren bereits unmittelbar danach skurrile Wortspenden aus dem EU-Raum zu vernehmen, die sich an Irrationalität geradezu überboten. Demgegenüber: Schweigen in den USA und Alarmstimmung in Russland. Dort hatte bereits vier Tage vor der Sabotage in der Ostsee der Inlandsgeheimdienst FSB einen Anschlag auf Turkstream verhindert, eine Pipeline, die vom südrussischen Anapa über das Schwarze Meer die Türkei, Serbien und Ungarn mit Erdgas versorgt.
Den ersten Vogel schoss der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki ab, der hinter dem Anschlag in der Ostsee sogleich eine russische Sonderoperation ausmachte.
Was Moskau dazu veranlassen sollte, seine eigene Pipeline, die ihm eine gewisse Verhandlungsmacht gegenüber der Europäischen Union und insbesondere Deutschland beließ, zu sprengen, darüber kamen die seltsamsten Theorien zum Vorschein.
Im Wochenblatt Spiegel wird EU-Außenbeauftragter Josep Borrell zitiert, der „robuste und gemeinsame Reaktionen“ Brüssels auf die „vorsätzliche Handlung“ ankündigt und damit, ohne es zu sagen, weitere Sanktionen gegen Russland fordert. Auch der Berliner Tagesspiegel mutmaßt eine „False-Flag-Operation“ Moskaus, die angeblich zum Ziel hätte, „Verunsicherung zu schüren“ und „den Gaspreis noch mehr in die Höhe zu treiben“.
Die Logik dahinter erschließt sich freilich nicht, denn der höhere Gaspreis kann ja nun mangels funktionierender Pipeline für Moskau nicht mehr realisiert werden. Ähnlich grenzwertig argumentiert Springers Welt. Auch sie hat den Täter in Moskau ausgemacht, weil dieser damit verhindern will, dass Deutschland die Restmenge an Gas, die in den Leitungen vorhanden ist, abzapfen kann.
Schon das Einmaleins eines Volksschülers hätte ausgereicht, diese Theorie ins Eck einer Verschwörung zu stellen; denn die Gasmenge, die zwecks Aufrechterhaltung des Drucks in den Leitungen lagert, beträgt nur einen geringen Bruchteil dessen, was Tag für Tag ohne Leck durchfließen könnte.
Staatsterror
Einig ist man sich in der Einschätzung des Urhebers darin, dass es sich dabei nur um einen staatlichen Akteur — und damit staatlichen Terrorakt — handeln kann. Denn für die Aktion der Sprengung in 40 Meter Tiefe b...
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