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Bürger träumen Medien | Von Michael Meyen


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Menschen von nebenan haben aufgeschrieben, wie der Journalismus organisiert werden müsste, damit wir mit ihm zufrieden sein können.
Ein Kommentar von Michael Meyen.
Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt apolut diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!




Informationskontrolle in der Hand des Souveräns. Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der tatsächlich denen gehört, die ihn bezahlen. Eine Webseite, die unsere Beschwerden dorthin bringt, wo sie gehört werden können, und eine Stiftung, die Gütesiegel für Medienqualität verteilt. Vielleicht sogar eine Revolution, weil es keinen richtigen Journalismus in der falschen Gesellschaft geben kann. Mehr als 30 Bürger haben sich monatelang den Kopf zerbrochen über eine neue Kommunikationsordnung (1). Wenn man ihre Ideen bündelt, sieht man, was alles schiefläuft und wie wenig eine Utopie braucht.






Eine Kolumne, die Medienrealität heißt, ist eine Art Müllkippe. Frust abladen. Auf die Leitmedien schimpfen, Staat, Parteien und Behörden anklagen, Bücher verreißen. Irgendetwas gibt es immer. Wenn der Journalismus seinen Job machen würde, hätten die Angstmacher keine Chance. Dann würden wir in aller Ruhe reden — über Kriege und über Viren genauso wie über Forscher, die vom nahen Untergang der Welt singen. Wir würden dann schnell sehen, dass es Gegenargumente gibt, Alternativen und vor allem keinen Grund zur Panik. Rubikon lebt, weil das nicht passiert. Und Rubikon ist nicht allein, weil eine Müllkippe nicht reicht für all das, was ergänzt, eingeordnet, widerlegt werden muss.
Das große Aber:

Wer immer nur dagegen ist, verliert irgendwann die Welt aus dem Blick, in der er gern leben würde.
Natürlich: Ich weiß, woran ich die Leitmedien messe. In Kurzform: Auftrag Öffentlichkeit. Alle Themen und alle Perspektiven, ohne dass dem Publikum gesagt wird, was es von diesem zu halten hat und was von jenem. Ich weiß auch, warum die Redaktionen an diesem Auftrag scheitern und ihn deshalb inzwischen am liebsten umschreiben würden (2). Das heißt aber noch lange nicht, dass ich es besser machen könnte, und schon gar nicht, dass ich etwas in der Tasche habe, wenn ich morgen als Medienminister aufwache.
Ganz stimmt dieser letzte Satz nicht mehr. Ich muss dazu etwas ausholen und von einem Forschungsverbund erzählen, den ich 2017 beim Wissenschaftsministerium in Bayern beantragt habe. Es ging um die „Zukunft der Demokratie“ und vor allem um den Wunsch, den Elfenbeinturm zu verlassen und all das aufzugreifen, was jenseits der Universität längst gedacht und gewusst wird. Auch hier wieder in Kurzform: die Menschen nicht nur befragen und deuten, sondern ernst nehmen und im Zweifel selbst schreiben lassen. Bürgerwissenschaft sozusagen.
Mein eigenes Projekt in diesem Verbund hieß „Media Future Lab“ und hat in Schritt eins erst einmal alles eingesammelt, was es zum Journalismus der Gegenwart zu sagen gibt. Realität und Idealismus in den Redaktionen, Gegenpositionen von Paul Schreyer über Jens Wernicke und Marcus B. Klöckner bis zu Florian Rötzer, linken Aktivismus und Volkes Stimme, gehört zum Beispiel bei „Corona-Gesprächen in München und Oberbayern“ oder „am Rande der Wahrheit in Hildburghausen“ (3). Die Fachgemeinschaft hat dieses Buch von einem prominenten Kollegen in den...
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