Share Chlorgesänge
Share to email
Share to Facebook
Share to X
By Ute Zill, Martina Schrey
The podcast currently has 98 episodes available.
Heute sind wir bei der Schwimmgemeinschaft Neukölln, mit über 5.000 Mitgliedern der größte und mit 126 Jahren einer der ältesten Berliner Schwimmvereine. Mit dabei prominente Namen wie Angelina Köhler oder Ole Braunschweig, Franziska van Almsick und Britta Steffen haben für den Verein Gold gewonnen und mit Malte Braunschweig wurde die SG Neukölln 2021 erstmals bei den Paralympics vertreten.
Warum sind hier so viele Prominente, wollten wir wissen, und was macht diesen Verein im tiefsten Berliner Südosten so attraktiv? Also treffen wir uns mit Schwimmwart Björn Herich und Cheftrainer Frank Fleischer im Vereinshaus am Kleiberweg. Direkt nebenan das Vereinsbad, besser bekannt als Sportbad Britz: 50x25 Meter groß das Schwimmerbecken, das Lehrschwimmbecken auch nochmal 20x12 Meter. Und das nur für den Verein?!? Nicht ganz. Seit diesem Jahr darf zu bestimmten Zeiten auch die Öffentlichkeit rein. Wir haben das leider verpasst, aber es muss gut gewesen sein, erzählen Herich und Fleischer. Obwohl sie am Anfang etwas Sorge hatten. Unbegründet. Es waren hauptsächlich tatsächlich Schwimmer:innen da. Und viele haben die Gelegenheit genutzt, in den Verein einzutreten.
Die beiden können über ihr Bad und ihren Verein ohnehin nur schwärmen. Die Mitgliedschaft ist mehr als eine Mitgliedschaft, sie ist eher ein Bekenntnis. Es gibt eine Schwimmschule, Aquafit, eine Vereinszeitung und regelmäßige Veranstaltungen jenseits des Sports, ganze Familien arbeiten für den Verein, Björn hat seine Frau hier kennengelernt und seine Mutter ist ebenfalls für die SG Neukölln aktiv. Und weil es so viele Mitglieder gibt, kann es sich der Verein auch leisten, die Profis zu unterstützen. Die trainieren zwar in der Regel am Stützpunkt in Hohenschönhausen, aber sie brauchen Ausstattung, Unterstützung für Trainingslager und vieles mehr.
Und die großen Namen ziehen natürlich auch, vor allem die, die gern leistungsorientiert schwimmen wollen. Im Sommer im idyllischen Sportbad, jetzt im tiefsten November müssen sie dann aber doch einige Wege in Kauf nehmen: Da wird dann doch in öffentlichen Bädern trainert, im Kombibad Gropiusstadt oder der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark (SSE), die Wasserballer sind am Schöneberger Sachsendamm zu finden.
Umso mehr freuen sich alle, wenn endlich wieder Pfingsten ist. Dann findet im Sportbad Britz traditionell der Internationale Sportbad-Pokal der SG Neukölln statt.
Heute werfen wir mal einen Blick über unseren Berliner Tellerrand - und reden mit Alexander Gallitz. Der Franke aus Nürnberg ist nicht nur Kommunikationswirt und Präsident des Deutschen Schwimmlehrerverbandes, sondern auch Gründer der Stiftung "Deutschland schwimmt". Sein Motto: "Wer das Gute kennt, tut es auch." (Sokrates)
Mit seiner Stiftung will er erreichen, dass Kinder mit Beeinträchtigungen bessere Möglichkeiten bekommen, um schwimmen zu lernen. Die Initialzündung war, dass die Mutter eines geistig behinderten Kindes ihn ansprach, weil kein Verein, keine Schwimmschule bereit war, ihrem Sohn das Schwimmen beizubringen. Mittlerweile bildet er bundesweit Inklusionsschwimmlehrer aus, setzt sich für barrierefreie Bäder ein und plädiert für Wassergewöhnung so früh wie möglich und Schwimmunterricht bereits in der Kita.
Ärgerlich stimmt ihn, dass weder die DLRG noch der Deutsche Schwimmverband solche Angebote für Kinder mit Beeinträchtigungen machen. Und sich eigentlich jeder Inklusionsschwimmlehrer nennen kann, obwohl er oder sie eigentlich gar keine richtige Ausbildung dafür hat. Umso stolzer ist er, dass er für sein Angebot den Bayerischen Innovationspreis gewonnen hat - und noch mehr, dass er auch Menschen mit Beeinträchtigungen zu Schwimmlehrer:innen ausbilden konnte.
Wer Inklusionsschwimmlehrer:innen in seiner Region sucht, der kann sich an die Stiftzung wenden, die zusätzlich auch eine entsprechende Webseite eingerichtet hat.
Botschafter:innen von "Deutschland schwimmt" sind Profischwimmer:innen wie Elena Semechin oder Taliso Engel und der Inklusions-Botschafter Janis McDavid. Aber auch jeder andere kann die Stifung unterstützen!
Wir haben es getan. Und uns getraut. Wir machen den Rettungsschwimmer in Silber! Jedenfalls geben wir uns größtmögliche Mühe, es zu schaffen. Die Theorie war ja noch ganz witzig, so gemütlich auf unseren Stühlen sitzend - allerdings hat uns da auch schon manches ganz schön vom Hocker gehauen. Dass man zum Beispiel einen wild um sich schlagenden Menschen, der Angst hat zu ertrinken, auch wegtreten darf - und zwar dann, wenn er droht, sich festzuklammern und einen womöglich mit in die Tiefe zu ziehen. Eigensicherung steht für einen Rettungsschwimmer nämlich immer an erster Stelle. Notruf absetzen, Abstand halten, beruhigen, einen Bewusstlosen an den Rand oder ans Ufer schleppen - das sind erstmal die wichtigsten Maßnahmen.
Wir haben viel gelernt über Verwirbelungen an Brückenpfeilern, Unter- und Oberströmungen oder den so genannten Schwimmbad-Blackout - zwei Tage später wurde es dann ernst: Auf in´s Wasser! Und vorher noch den ein oder anderen Befreiungsgriff lernen. Schon komisch, wenn man den anderen würgen soll, damit der lernt sich zu befreien … aber es dient natürlich der Sache. Wir sind jedenfalls alle lebend wieder rausgekommen.
Vorher gab es aber noch zwei Herausforderungen - denn in unserem sechswöchigen Kurs wird nicht erst am Ende alles geprüft, sondern in jeder Stunde. Allerdings: Schwimmen mit Schwimmbrille is nicht. Die hat ja keiner (außer Martina) immer dabei, und das Retten soll ja unter Echtbedingungen geübt werden. Das war schon ziemlich komisch, unter Wasser plötzlich nichts mehr zu sehen. Egal: Mit Kopfsprung ins Becken, 400 Meter schwimmen in höchstens 15 Minuten. 50 Meter Kraul, 150 Meter Brust und 200 Meter Rücken mit Grätschschwungwung ohne Arme. Das haben alle in unserer 10-köpfigen Gruppe dann doch mühelos geschafft. Dann aber: 25 Meter tauchen! Wer zuerst? Ute natürlich! Elegant und zügig tauchte sie am anderen Ende des Beckens wieder auf - gar kein Problem. Martina schaffte auch - acht Meter. Und dann nochmal neun. Bis Ute ihr den entscheidenden Tipp gab: Ruhig schwimmen, lange, gleichmäßige Züge machen - und siehe da: Es hat geklappt!
Zwei Prüfungen haben wir also schon mal bestanden. Nächste Woche geht es weiter - dann in Klamotten. Wir schaffen das! Hoffentlich …. Und zwischendurch üben wir schon mal das Lebensretter-Quiz!
Wir haben Petra im Frühjahr schon einmal besucht, damals war sie seit über 1000 Tagen täglich schwimmen. Hat sie das durchgehalten? Und was hat sie dabei Neues kennengelernt? Das wollten wir diesmal von ihr wissen. Allerdings haben wir sie nicht beim Schwimmen befragt - das war uns zu früh, Petra geht schon morgens vor Tau und Tag in den See - sondern in Babelsberg, gemütlich beim Tee.
Und natürlich geht Petra auch weiterhin jeden Morgen schwimmen, manchmal sogar schon um 3 Uhr. Gerade im Sommer, wenn dann irgendwann die Sonne aufgeht. Am beeindruckendsten war es für sie, als sie in diesem Sommer die Wannseeinsel umrundet hat. Eingestiegen ist sie in Heckeshorn, dann Richtung kleiner Wannsee, im Uhrzeigersinn rund um die Insel, insgesamt rund 19 Kilometer. Wie lange sie gebraucht hat, weiß sie gar nicht mehr so genau, die Zeit ist ihr auch nicht wirklich wichtig. Und dann passierte ihr noch ein ganz anderes Malheur ...
Nebenbei macht Petra auch noch ganz tolle Fotos, dabei hilft ihr ihr "Schlauchboot", wie sie es nennt, auf dem sie ihre Kamera installiert hat. Das zu kaufen war ein Tipp von Ute, den Petra gern befolgt hat und seitdem keinen Tag bereut. Das Gute, wie sie findet - man kann alles da reinstopfen, Jacken, Schuhe, Handtuch, Essen, es würde sogar ein Zelt hineinpassen - dann schwimmt man irgendwohin und kann wieder aus dem Wasser, wann immer man will.
Weiteres Highlight in diesem Sommer für Petra: Sie hat es endlich geschafft, durchs tiefe Wasser zu schwimmen. Vorher hatte sie große Angst davor, in diesem Jahr aber war sie im Urlaub am Mittelmeer. Um dort morgens die Sonne aufgehen zu sehen, musste sie ein Stück ins Meer hinausschwimmen, hinter einen Berg. Dieser Wunsch war so groß, dass sie sich getraut hat. Obwohl das Wasser, wie sie sagt, unfassbar tief war. Sie wurde belohnt - der Anblick, so erzählt sie, war atemberaubend. Und danach hat sie die Angst vor der Tiefe verloren. Und kann jetzt auch kreuz und quer durch einen See schwimmen.
Richig lange Strecken wie den Ärmelkanal oder die Straße von Gibraltar peilt Petra nicht unbedingt an. Zu groß die Sorge, bei dem Wellengang seekrank zu werden und überhaupt ist ihr das einfach zu riskant. Für sie ist Schwimmen vor allem eine mentale Entlastung und deshalb will sie sich von solchen Vorhaben nicht stressen lassen. Auch Wettkämpfe reizen sie nicht - kein Druck, das ist ihr wichtig.
Der Brandenburger Stechlinsee hat es ihr dafür in diesem Jahr besonders angetan. Das klare Wasser, Bäume bis fast an die Wasserkante, das hat sie überwältigt - und auch vor der großen Tiefe - immerhin 70 Meter! - hat sie jetzt keine Angst mehr.
Reizen würde Petra, eines Tages auch die Eismeile zu schwimmen. Damit man zugelassen wird, muss man allerdings nachweislich einen Kilometer in unter 5 Grad kaltem Wasser geschwommen haben, ohne Neoprenanzug oder -socken. Deswegen will sie diesen Herbst so lange wie möglich weiter morgens im See schwimmen - bevor sie dann doch wieder einen winterlichen Abstecher in die Halle macht.
Petra ist übrigens eine Verfechterin, ohne Neopren ins Wasser zu gehen, egal, wie kalt es ist. Damit der Körper merkt, wenn es zu kalt wird. Nachvollziehbar. Eine von uns würde es allerdings ohnehin nicht tun, wenn das Wasser so kalt ist. Mit oder ohne Neopren!
Und dann hat Petra noch einen ganz anderen großen Wunsch - einmal in der Halle vom 10-Meter-Turm springen. Ute macht mit!
https://www.instagram.com/peti.goes.swim/
Endlich ist es gelungen - wir treffen den Schriftsteller Arno Frank, über dessen Buch „Seemann vom Siebener“ wir schon mehrfach gesprochen haben, endlich persönlich. Und natürlich in einem Freibad, dem Berliner Sommerbad am Insulaner. Ein bisschen mussten wir uns schon bemühen, dabei nicht als schmachtende Fan-Girls daherzukommen, zumal das Buch wirklich großartig ist und Arno zudem noch ausgesprochen nett - aber selbstverständlich haben wir trotzdem total hart und kritisch nachgefragt, so hart und kritisch, wie man das an einem herrlichen Sommertag im Freibad eben sein kann.
Schon die erste Begegnung unweit der Berliner Schwimmhalle Fischerinsel war herrlich: Ohne große Umstände ließ sich Katja Kipping auf dem nahe gelegenen Spielplatz gemeinsam mit uns auf einer Holzplattform nieder, ein bisschen so, als wollten wir jetzt ein Picknick machen. Dann noch schnell ein Selfie von uns dreien - und schon ging es los. Genauso unkompliziert wie ihre Zusage - Chlorgesänge? Kenn ich. Mach ich! - war dann auch unser Gespräch. Und unter Sportlerinnen waren wir dann auch gleich per Du.Denn bekannt ist die 46jährige zwar vor allem als engagierte Sozial- und Linkenpolitikerin - weniger bekannt aber ist, dass sie sich nach der (vorläufigen?) Beendigung ihrer Karriere verstärkt ihrer anderen Leidenschaft widmet - dem Schwimmen. Schon als Berliner Sozialsenatorin sei sie mindestens einmal die Woche schwimmen gegangen, erzählt sie uns, am liebsten ins Prinzenbad oder in die Schwimmhalle am Europasportpark. Als Gegenmittel zum vielen Sitzen. Um runterzukommen, sich zu bewegen. Bevorzugte Lage: Rückenschwimmen.Nach der Wiederholungswahl 2023 in Berlin schied Katja Kipping Ende April aus dem Senat aus - und lernte erstmal was Neues - Kraulschwimmen bei den Regenbogenforellen, leise lang und leicht (Chlorgesänge Folge 37). „Ich habe viele Vereine angeschrieben“, sagt sie, „und ich bin sehr froh, dass ich hier gelandet bin!“.Doch da es ihr offenbar widerstrebt, einfach nur was für sich selber zu tun, fing sie nicht nur ein Personalmanagement-Studium an, sondern machte im Herbst 2023 auch noch einen Rettungsschwimmerkurs, absolvierte Kurse zur Qualifikation als Schwimmtrainerin und erwarb die Trainerlizent im Breitensport. Vor allem das Tieftauchen mit den Füßen zuerst hatte es in sich, erzählt sie. Die wahre Herausforderung beim Rettungsschwimmkurs aber war, nach dem Schwimmen in Klamotten auf Zeit, im Wasser Hose und Jacke auszuziehen und dann auch noch weit über den Beckenrand zu werfen. „Weitwurf war noch nie meine Stärke, das sitzt fest im Kopf!“Sie hat es geschafft, seitdem gibt sie nicht nur selber ehrenamtlich Kurse beim DLRG - sie unterrichtet auch einmal die Woche drei dritte Klassen beim Schul-Schwimmunterricht. Schwimmen können ist eben einfach überlebenswichtig, findet sie - und will ihren Teil dazu tun, dass Kinder schwimmen lernen. Und das ist nicht nur Ambition - ihre Augen leuchten, wenn sie erzählt, welchen Spaß sie daran hat, den acht- oder neunjährigen zu helfen, sich ans Wasser zu gewöhnen, ihre Angst zu überwinden, das Seepferdchen zu schaffen. Und dann wollten wir natürlich von ihr wissen: Becken oder Freiwasser? Sie mag beides. Und sie wünscht sich, dass es noch viel mehr freie Zugänge zu Seen gibt. Weil hier jeder kostenlos schwimmen kann: „Wir brauchen einfach mehr Wasserfläche für alle!“ Und natürlich auch mehr Wassserzeiten in den Bädern für Schulen und Vereine, für private Gäste, für die DLRG. Schwierig in Berlin, wo alle um Wasserzeiten rangeln und oft einfach zu wenig Geld für die dringend notwenige Sanierung von Bädern da ist. Ihre Idee: Wenn nicht genug Geld vorhanden ist, um allen einen erschwinglichen Zugang zum Bad zu ermöglichen, sollten private Pools besteuert werden, um im Gegenzug die Bäderinfrastruktur für alle zu finanzieren.Sie selber geht weiterhin regelmäßig schwimmen, auch mal bei 12 Grad Wassertemperatur im Prinzenbad oder zum winterlichen Eisbaden im See. Was sie an Schwimmbädern mag: Dass sich hier Menschen aus allen Gesellschaftsschichten begegnen. Bikini oder Burkini - völlig egal.Jetzt aber muss sie los, in die Schwimmhalle Fischerinsel, zum DLRG-Kurs. Noch ein letztes Selfie, ein fröhliches Winken - Katja Kipping wird gebraucht und hat offensichtlich Spaß daran. https://de.wikipedia.org/wiki/Katja_Kippinghttps://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/ex-linke-chefin-katja-kipping-ueber-burkini-und-fkk-im-prinzenbad-li.2194321 https://www.instagram.com/katja.kipping/?hl=de https://de.linkedin.com/in/katja-kipping-1375b6269
Mit unserem heutigen Gast haben wir schon einmal gesprochen - aber diesmal sitzt der Marathonschwimmer Matthias Kaßner nicht allein vorm Mikrophon. Seine Frau Ina ist dabei, was uns besonders freut, weil wir jetzt endlich mal erfahren, wie es ist, wenn man jemanden begleitet, der mit Extremen kämpft. Und dem man dabei nicht helfen kann.
Das letzte Mal war das, als Matthias im August 40 Kilometer durch den Lake Memphremagog geschwommen ist. Der See verbindet die USA mit Kanada im Norden Vermonts und Matthias wollte da schon seit Jahren mal durch. Das Schwimmen heißt "In search of Memphre", denn Memphre ist ein Seeungeheuer, was allerdings noch niemand gesehen hat.
Auch Matthias nicht, der hatte allerdings bei diesem Schwimmen auch genug mit sich selber zu tun. Eigentlich gab es keinen Moment, so erzählt er, in dem er dieses Schwimmen genossen habe. Er hatte Magenprobleme, Sodbrennen, ihm war die ganze Zeit kalt - trotz des immerhin 20 Grad "warmen" Wassers.
Seine Frau Ina war im Boot wie bei jedem Schwimmen die ganze Zeit dabei. Sie hat gespürt, dass es Matthias nicht wirklich gut ging und die ganze Zeit auf dem Boot gestanden, damit Matthias merkt, dass sie an seiner Seite ist. Allerdings - auch davon hat Matthias nichts gemerkt. Nicht nur draußen war es stockduster, auch tief drinnen hatte er mit seinen Dämonen zu kämpfen, wie er erzählt, fast sogar aufgehört. Er hat durchgehalten. Nach 19 Stunden und 47 Minuten war er am Ziel.
Ina weiß, dass ihr Mann in seinem ganz eigenen Film ist, wenn er schwimmt. Und trotzdem spürt sie es, wenn er mentale Probleme hat. Allerdings: Mitleid oder Sorge würde sie nicht zeigen, auch wenn es schon mal sehr kritische Situationen gab. Im Gegenteil: Sie spornt ihn lieber an. Und sie liebt es, Matthias bei seinen Reisen zu begleiten, in Gegenden, wo sie sonst nie hingekommen wäre. Denn Matthias hat bereits fünf der Oceans Seven geschafft, es fehlt nur noch Hawai und die Cook Street in Neuseeland.
Mitmachen würde Ina allerdings nie. Sie schwimmt nämlich nicht. Im Gegenteil - sie hasst Sport, wie sie uns erzählt. Dafür strickt sie lieber. Und freut sich über die vielen Menschen, die sie zusammen mit Matthias kennenlernt. Und die vielen tollen Momente an Bord.
https://swim.de/aktuell/40-kilometer-und-eine-grenze-matthias-kassner-durchschwimmt-den-lake-memphremagog-und-bis-nach-kanada/
https://swim.de/aktuell/kassner-durchschwimmt-tsugaru-strait-im-zweiten-anlauf-69349/
https://swim.de/aktuell/berlin-statt-hawaii-warum-matthias-kassner-30-kilometer-durch-die-hauptstadt-schwamm/
https://www.openwaterpedia.com/wiki/Matthias_Ka%C3%9Fner
https://open.spotify.com/episode/6Tce5hMzsp5CPcppOyywYi?si=LI2OXSzDR_WTjLKHTtlWIg
Diesmal treffen wir die 17jährige Klara Beierling am Berliner Orankesee - und das, obwohl Klara mit Freiwasserschwimmen überhaupt nichts am Hut hat. Sie liebt die kurze Strecke im Becken, 50 bzw 100 Meter Freistil und Rücken sind ihre Paradedisziplinen. Aber eigentlich „alles außer Brust“, wie sie selber sagt. Schon mehrfach wurde sie deutsche Jahrgangsmeisterin und im Januar 2022 wurde sie zur Nachwuchssportlerin des Monats gekürt.
Klara ist gelassen und sehr freundlich - was sie fast jeden Tag für ein Trainingspensum leisten muss, merkt man ihr nicht an, im Gegenteil: Sie wirkt sehr im Reinen mit sich und der Welt. Vielleicht, weil auch ihre Eltern Sportler waren, sicher, weil ihr das Berliner Schul- und Leistungssportzentrum, die Eliteschule des Sports in Hohenschönhausen, beste Bedingungen bietet.
Schon im Kindergarten war sie im Schwimmverein, bei der „SG Berliner Wasserratten“, für die sie auch heute noch an den Start geht. Damals noch Training einmal pro Tag, seit der 5. Klasse ist sie vor und nach dem Unterricht im Wasser.
Aber auch bei Klara ging seitdem nicht alles glatt, sie hat mehrere Verletzungen hinter sich, was es nicht immer einfach machte, ins Training zurückzukehren. Viele hören dann in der Pubertät ganz auf - Klara nicht. Was sie antreibt: Sie will auf jeden Fall nach der Schule im Ausland studieren, in den USA - ein ziemlich teures Vergnügen. Mit ihren Leistungen als Schwimmerin hofft sie auf ein Sportstipendium, was ihr diesen Wunsch ermöglichen würde.
Einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen fände sie auch cool, immerhin war sie 2022 erfolgreich bei den European Youth Olympic Games in der Slowakei dabei, und in diesem Jahr bei den Jugend-Europameisterschaften in Vilnius. Aber vor allem will sie sich den Spaß am Schwimmen nicht nehmen lassen.
An der Sportschule wird alle zwei Jahre überprüft, ob die Sportler:innen noch das notwendige Leistungsniveau aufbringen, um auf der Schule bleiben zu können. Mittlerweile ist Klara in der 11. Klasse und findet es super, jeden Tag so viele Sportlerinnen und Sportler um sich zu haben. Schwimmer gelten dort als sehr diszipliniert, im Gegensatz zu Fußballern, deren Ruf nicht ganz so gut ist - zumal sie weniger trainieren müssen, als die meisten anderen Sportler:innen. Aber, wenn sie erfolgreich sind, sehr viel schneller sehr viel mehr Geld verdienen.
Wieviel Zeit bleibt Klara noch neben Schule und Schwimmen? Während der Woche eigentlich so gut wie keine, erzählt sie. Trotzdem, ihr Motto ist „immer locker bleiben“. Und sich eines Tages vielleicht doch noch ins Freiwasser zu stürzen. Vermutlich nicht in den Orankesee. Aber wenn sie eines Tages Meeresbiologie studiert, so ihr Ziel, wird das ein oder andere Bad im Meer nicht ausbleiben. Der Tauchschein ist jedenfalls schon geplant!
https://www.worldaquatics.com/athletes/1266701/klara-sophie-beierling
https://www.swimcloud.com/swimmer/2886922/
https://www.instagram.com/deutscher_schwimm_verband_/reel/C7b02d6om9T/
https://www.youtube.com/watch?v=KFjqSoyAX_s
Diesmal sprechen wir mit jemanden, der etwas ganz Besonderes geleistet hat: Als einer von 33 Menschen weltweit und erste Frau Deutschlands hat Nathalie Pohl alle sieben Meerengen der Oceans Seven durchschwommen! Die letzte Etappe erst vor kurzem, am 17. September bezwang sie den rund 40 Kilometer langen North Channel zwischen Irland und Schottland in einer Zeit von 11 Stunden und 5 Minuten - einen Monat vor ihrem 30. Geburtstag.
Jetzt erholt sie sich in Dubai, wir sprechen mit ihr um 7 Uhr morgens per Videocall, bei ihr ist es zwei Stunden später und natürlich ist sie auch an diesem Morgen schon geschwommen. Die langhaarige blonde Frau aus Marburg ist sehr offen und freundlich, berichtet freimütig davon, dass ihre letzte Meeresdurchquerung alles andere als schön gewesen ist: Erst war lange unklar, ob sie aufgrund des Windes überhaupt starten kann, dann war ihr die ganze Zeit schlecht, ihr Trainer im Beiboot seekrank - und das Wasser mit 14 Grad einfach scheußlich kalt. Umso größer die Freude, als sie endlich in Schottland angekommen ist - mit schweren Armen, erschöpft, aber hochzufrieden.
Nathalie schwimmt seit sie denken kann, verbrachte den größten Teil ihrer Kindheit und Jugend im Becken, war bei Wettkämpfen und Deutschen Meisterschaften dabei, trainiert bis heute sechs Stunden am Tag Auf ein Sportinternat wollte sie nie, Olympia war damit für sie von vornherein unerreichbar.
Und irgendwann kam der Punkt, dass sie das Immergleiche im Becken nicht mehr weitermachen wollte. Das Buch „Die Eisschwimmerin“ von Lynne Cox brachte sie auf die Idee, im Meer zu schwimmen - und zwar genauso wie Lynne Cox durch den Ärmelkanal. Zunächst keine wirkliche Erfolgsgeschichte, etwas, was Nathalie sympathisch macht: Wenn sie erzählt, dann berichtet sie nicht als erstes von ihren Erfolgen - sondern von ihren Niederlagen. Auch in ihrem Buch „Im Meer bin ich zuhause“ geht es in allererster Linie darum, wie schwer das Schwimmen im salzigen Freiwasser ist und wie oft sie daran gescheitert ist.
Vor dem Kaiwi-Kanal in Hawai, den sie 2022 durchschwommen hat, hatte sie den größten Respekt, erzählt sie uns. Das Problem waren aber gar nicht die Haie, nach denen sie immer wieder gefragt wird. Die viel realere Gefahr geht dort von Quallen aus. Mit der Portugiesischen Galeere, eine der giftigsten Quallen der Welt, hatte Nathalie eine höchst unangenehme Begegnung, ihr Haut war total verbrannt, die Spuren noch Monate später zu sehen.
Trotzdem: Jemand, der sagt, das ganze Schwimmen ist doch viel zu gefährlich, mach das nicht - der hätte keinen Platz in ihrem Leben. Deshalb ist es ihr sehr wichtig, dass ihre Familie sie unterstützt und besonders schön, dass ihr Papa, Unternehmer und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Vermögensberatung AG, bei all ihren großen Schwimmen dabei ist. Sie weiß, dass es ein Privileg ist, sich immer wieder voll auf´s Schwimmen konzentrieren zu können, und engagiert sich als Gründungsmitglied des Vereins „Menschen brauchen Menschen“ dafür, dass Kinder kostenlos schwimmen lernen.
Sie ist Schirmherrin der Water Experience Academie und will sich bei Sea Shepherd für den weltweiten Meeresschutz einsetzen. Einige Projekte sind bereits geplant, mehr möchte sie noch nicht sagen. Auch im Wasser geht es weiter - mit dem Australian Triple Crown und einem größeren Schwimmen nächstes Jahr im September - aber mehr wird noch nicht verraten!
https://nathaliepohl.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Nathalie_Pohl
https://www.instagram.com/pohlnathalie
https://www.hessenschau.de/sport/mehr-sport/extremschwimmerin-pohl-es-ist-lebensgefaehrlich-was-wir-da-machen-v1,extremschwimmerin-pohl-interview-100.html
https://www.menschen-brauchen-menschen.org/
https://sea-shepherd.de/
https://restube.com/de/pages/water-experience-academy?srsltid=AfmBOopgGtH90wPW3drcZai7KPpqpQn2nS5mHOEwMKMN4SE2HEQQZZjk
Eines der Freibäder, das in Berlin am längsten geöffnet hat, ist das Sommerbad am Berliner Olympiastadion. Ein traditionsreiches Bad, Austragungsort der Olympischen Spiele 1936, heute jedoch - naja. Ziemlich sanierungsbedürftig. Die Tribünen links und rechts mit rund 7500 Plätzen sind seit drei Jahren verhüllt, weil kein Geld dafür da ist, um sie wieder auf Vordermann zu bringen. Unter den Tribünen: Umkleiden, sanitäre Anlagen und technische Einrichtungen.
Einer, der in seiner Jugend genau auf diesen Tribünen immer gesessen hat, um von dort die Lage zu peilen (und sicher auch, um nach dem ein oder anderen Mädel zu schauen), ist Ingo Köhler. Mittlerweile arbeitet er hier von März bis September als Fachangestellter für Bäderbetriebe, die Ausbildung hat er erst mit Anfang 40 gemacht und kann sich heute nichts Besseres mehr vorstellen. An diesem recht regnerischen Tag trifft er sich um 7 Uhr morgens mit uns am Beckenrand.
Er findet, Bademeister zu sein ist vor allem ein sozialer Beruf. Dieses Jahr fand er ziemlich entspannt. Es gab einfach so viele schöne Tage, dass sich das Ganze gut entzerrt habe, sagt er. Hier kommen viele Sportschwimmer her, aber auch Menschen, die den Sprungturm lieben - denn das ist hier ein 10-Meter-Turm. Sportspringer, oder, der neueste Trend: „Todesspringer“, wie Ingo es nennt, Menschen in fast jedem Alter, die sich einen Neopren-Anzug anziehen und absichtlich so aus 10-Metern springen, dass es besonders laut klatscht und hart spritzt.
Ingos Ding ist das nicht. Aber er ist absolut schwindelfrei, das hilft, um da oben für Ordnung zu sorgen. Außerdem steht immer unten ein Schwimmmeister, der aufpasst, wenn jemand nicht rechtzeitig aus dem Wasser wieder hochkommt. Das passiere aber relativ selten. Manchen bleibt für einen Moment die Luft weg - aber Schlimmeres passiere kaum.
Der Sprungturm hat auch eine soziale Komponente, findet Ingo. Die Leute bleiben in Bewegung - und haben gar keine Lust mehr, irgendwelchen Unsinn zu machen. Vermutlich deswegen sind außergewöhnliche Vorfälle im Olympiabad eher die Seltenheit.
Das Olympiabad ist Teil des Olympiaparks, gepachtet von den Berliner Bäderbetrieben. Seit 2015/16 ist das 50-Meter-Becken ein Edelstahlbecken. Hätten die Olympischen Spiele 2024 in Berlin stattgefunden, wären hier die Wasserballturniere ausgetragen worden. So aber gibt es leider zur Zeit wenig Grund, die historischen Tribünen zu sanieren, bedauert Ingo. Vielleicht wird es ja zu 2040 was.
Und noch ein wichtiger Hinweis: Das Sommerbad am Olympiastadion ist komplett barrierefrei.
https://www.berlinerbaeder.de/baeder/detail/sommerbad-olympiastadion/
https://www.berlin.de/special/sport-und-fitness/adressen/schwimmbad/sommerbad-olympiastadion-4f143a5cb4fc475f0b2f1f00.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Olympia-Schwimmstadion_Berlin
The podcast currently has 98 episodes available.