Auf dieses Gespräch haben wir uns lange gefreut, Fragen an den Berliner Bäderchef gibt es schließlich genug: Spart man wirklich, wenn die Bäder nicht geheizt werden und dann keiner kommt? Müssen wir wirklich so viel Geld für Sicherheitsmaßnahmen ausgeben? Warum machen die Berliner Bäder nicht mehr Events und werben dafür, wie großartig sie sind? - Um nur einige zu nennen.
Und Johannes Kleinsorg redet nicht viel drumrum, sondern gibt Antworten. So richtig glücklich ist er auch nicht über die ungeheizten Bäder, das merkt man - und er versucht auch gar nicht groß, das schön zu reden. Aber: Der abgelehnte Mehrenergiekostenzuschuss in Höhe von drei Millionen Euro, den die Berliner Bäder beim Senat beantragt hatten, habe kurzfristig kompensiert werden müssen. Man habe durchaus auch woanders gespart, wo es den Badegästen weniger auffällt - aber die 300.000 Euro für beheizte Freibäder seien am Ende einfach nicht mehr drin gewesen.
Was das am Ende heißt, sehen wir auch an dem Ort, wo wir uns getroffen haben: Im Sommerbad Wilmersdorf, dem Lochow, sind gerade mal zwei Leute im Wassser, dabei sind draußen 20 Grad - aber 19 Grad Wassertemperatur an diesem Tag locken wenig Menschen ins Bad. Und so sind die sechs Bademeister vor Ort nahezu beschäftigungslos und auch die beiden Sicherheitsleute am Eingang haben wenig zu tun.
Kleinsorg versteht jeden Badegast, der sich über diese Situation ärgert, sagt er. Der Mai sei immer ein schwieriger Monat für die Freibäder - aber durch die kalten Temperaturen im und außerhalb des Wassers sei es in diesem Jahr besonders schlimm gewesen. Er hoffe sehr, dass es ab Juni besser werde und sich dann nicht nur die Luft, sondern auch das Wasser deutlich erwärme. Und, soviel lässt er sich entlocken: Er hofft sehr, dass die Bäder im nächsten Jahr doch wieder anders verfahren können.
Auch in punkto Sicherheitsmaßnahmen würde er auf die Dauer wieder gern weniger ausgeben. Allerdings, das gibt er zu bedenken: Nicht nur die Medien würden sich nur allzu gern auf Randale einschießen - auch das Bäderpersonal fühlt sich in solchen Situation ausgeprochen unwohl und brauche Unterstützung. Schließlich sei keiner dafür ausgebildet cool zu bleiben, wenn plötzlich mehrere Leute an ihrem Aufsichtsturm ruckeln.
Aber natürlich sei auch Kleinsorg klar, dass es in den meisten Bädern absolut friedlich sei. Und dass man das eigentlich viel öfter deutlich machen müsse, auch wenn es viele nicht hören wollten. Ja, in diesem Jahr seien noch einmal 1,5 Millionen Euro für Sicherheitsmaßnahmen nötig gewesen, auch um deutlich zu machen: Wir tun was. Aber in den nächsten Jahren, so hofft er, könne man das vielleicht auch wieder runterfahren und sich ein neues Konzept überlegen, was weniger kostenintensiv ist. Und das Geld woanders investieren. Bleiben sollen auf jeden Fall die Sportangebote in vier Berliner Bädern, diese Präventionsmaßnahmen haben sich für ihn absolut bewährt.
Ein bisschen sprechen wir noch über das neue Ticketsystem, was längst noch nicht jeder durchschaut hat, über die Möglichkeiten von online-Tickets und das neue Abo-Modell, das die Bäderkarte ablösen soll. Über verkürzte Öffnungszeiten und Bäder, die immer noch nicht fertig saniert sind oder dringend auf die Sanierung warten - da war das ein oder andere Überraschende dabei!
Und wir haben ihm natürlich auch Eure Fragen gestellt: Warum nicht mehr und breitere Bahnen in den Freibädern geleint sind beispielweise. Und ob es nicht noch mehr Events in den Bädern geben könnte. Dabei wurde klar: Sehr viel entscheiden die Badleiter völlig selbständig, da mischt sich ein Bäderchef gar nicht ein. Ob es gemischte Umkleiden gibt, zum Beispiel. Deshalb gibt er allen den Tipp - redet doch mit den Bademeistern vor Ort. Vielleicht geht dann ja sogar was.
Wir finden übrigens: Ein Bürgeramt im Bad wäre cool. 1500 Meter schwimmen - dann ist der Ausweis fertig! Nur so eine Idee …