Migräne ist eine komplexe, in Zyklen verlaufende neurologische Erkrankung, deren Anfälle bei einigen PatientInnen mit einer Auraphase begleitet werden. Dabei treten unter anderem Seh- und Sensibilitätsstörungen auf, was beispielsweise durch das Alice-im-Wunderland-Syndrom beschrieben wird.
Markus Dahlem ist Physiker und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Migräne. In seiner Arbeit geht er von einer mathematischen Modellbildung aus, mit deren Hilfe er die Auraphasen erforscht. Während der Auraphasen, die jeweils zeitlich begrenzt auftreten, breitet sich eine Welle auf der Gehirnrinde aus und erzeugt damit – so die Theorie – Wahrnehmungsphänomene.
Wie sehen nun Therapieformen aus: In der Behandlung von Migräne lässt sich derzeit ein Wandel beobachten. Es treten immer mehr Hersteller von Gehirnstimulatoren auf den Markt, die mit Impulsen auf das Gehirn Einfluss nehmen. Die sog. Elektrozeutika werfen allerdings auch Fragen auf: Wo verläuft eigentlich die Grenze zwischen Neuromodulation und Neuroenhancement? Letztlich sind diese Geräte ebenfalls Teil der Debatte um die Digitalisierung des Körpers, wie sie unter anderem in der »Quantified Self«- oder auch Cyborg-Bewegung geführt werden. Der Weg zur Programmierung des Gehirns ist aber noch weit – zumindest beim Blick auf gegenwärtige Gehirnstimulatoren zur Bekämpfung von Migräne.
Markus Dahlem ist nicht nur in der Migräneforschung, sondern ist auch seit vielen Jahren im Netz aktiv – unter anderem führt er das SciLog »Graue Substanz«, in dem er aus seiner Forschung zu Gehirnstimulatoren berichtet. Das führt uns zu Überlegungen darüber, wie das Internet den Umgang mit Krankheiten verändert und zu mündigeren PatientInnen führt.
Wir beenden den Podcast mit einem Aufruf: Der Wikipedia-Artikel zur Migräne enthält eine Grafik, zur Ausbreitung der Aurawelle, die nach Markus Dahlems Modellen aktualisiert werden könnte.