VideoPlay - Retrogaming Podcast (MP3)

Commodore Mom schrieb meine Geschichte - VideoPlay Folge #4


Listen Later

  • Jürgen

      Spinnen am Mikro & kalte Pixel im Herzen hätte ich es beinahe genannt, so sehr hab ich heute gefroren. Aber da ich beim Einsprechen wieder so oft die Richtung gewechselt habe, möchte ich mit dieser Folge zwei Menschen gedenken, die meine Gleise in der IT maximal zum Guten beeinflusst haben – wahrscheinlich auch damit mein ganzes Leben.

      Das wäre natürlich meine Ma, die nicht nur in diesem Lebensbereich ein unendlich großes Herz bewies und meinen Freund Anti-Byte, der mir ein großartiger Mentor und Freund war.

      Machts gut, bleibt gesund und vor allem verspielt,

      euer Rusty

      Das Transcript für VideoPlay Folge #4 … wieder so gut es geht:

      Hallo liebe Hörerinnen und Hörer – willkommen zurück bei Video-Play,

      meinem kleinen Retro-Kanal zwischen Brotkasten, Joystick und warmem Herz für kalte Pixel.

      Der John hat mir kürzlich über Mastodon geschrieben:

      „Jürgen, wie wär’s mal wieder mit einer neuen Folge?“ Und weißt du was, John? Du hast ja so recht.

      Ich glaube, beim letzten Mal hab ich noch über den Sommer gesprochen – und heute Morgen? Kam ich bibbernd aus der Dusche.

      Irgendwie sieht’s hier an der Küste gerade ganz verdächtig nach Spätherbst aus. Vielleicht ist’s auch nur meine neue Diät – ich lauf momentan auf Sparflamme.
      Und wie’s dann so ist, wenn einem nicht ganz so warm ums Herz ist… man blickt zurück.

      Beste Voraussetzung für eine neue Folge, da schon wieder so viel Zeit vergangen ist.

      Apropos Zeichen der Zeit: Heute früh hab ich entdeckt, dass sich eine kleine Spinne an meinem Mikrofon ein Netz gesponnen hat. Kein Witz. Fast so, als wollte sie mir sagen, dass wieder Zeit ist!

      Und ja – es ist einiges passiert in den letzten zwei Monaten.

      Das hier hat mich echt überrascht:

      – Spotify hat den Podcast vom Pixelpoldi getrasht. Ihr kennt doch sicher „Pixelbeschallung“, oder? Falls nicht – hört unbedingt mal rein. Viele kennen ihn sicher auch von den Spielosophen. Anyway, er kann echt jeden Support gebrauchen nach dem Ärger mit dem Spotify-Verein.

      – Ja und dann gab’s neue Bilder vom neuen 64er – ich bin schon total gespannt auf meine Starlight Edition. Das sieht wirklich extrem schick aus. Hoffen wir, dass das Ding noch dieses Jahr erscheint. Sonst können wir den Christbaum nur mit einem alten Steckmodulen schmücken.

      Ein kleines Highlight hab ich auch noch für euch:

      Wer erinnert sich an den Nickname „Purple Motion“? Kleiner Tipp: Future Crew. Oder moment … hör mal …

      Noch nichts? Na gut… die Unreal Demo auf dem PC? Das wäre imho echt ne Bildungslücke.

      [Musik spielt – UNREAL1D]

      Ja genau – der Purple Motion. Ich habe mit ihm ein paar mal geschrieben – und darf demnächst eine kleine Sonderfolge zum Thema machen. Und das Beste: Er hat mir erlaubt, seine Tracks zu spielen. Wie cool ist das bitte?

      Ein paar Fragen hab ich ihm auch gestellt – aber dazu erzähl ich mehr in der Spezialfolge. Ich freu mich jetzt schon riesig drauf – Gänsehaut pur, erst recht wenn ich die dann erstmals unter Linux aufnehmen werde!

      Ach ja… das Rätsel aus der letzten Folge. Tja… das hat leider niemand gelöst.

      Vielleicht waren Spritedaten dann doch eine Nummer zu nerdig – oder ich hätte einen kleinen Tipp geben sollen.
      Aber hey – ich lerne ja noch.

      Also – schön, dass du wieder dabei bist. Mach’s dir gemütlich, tippe deinem inneren Modem ein ATA und lehn dich zurück – wir reisen wieder zurück in eine Zeit, als Speicherplatz Mangelware war, aber unsere Fantasie sowas von unendlich.

      Los geht’s – PLAY gedrückt und willkommen bei Folge 4!

      Mein Scrible ist diesmal etwas lange – ich habe die Sorge, ich bringe heute meine Lebensgeschichte. Aber vielleicht kennt das hier nochjemand, dass es einen gewissen Punkt im Leben gab, ab dem der Zähler erst richtig gestartet wurde, als wäre da erst die Münze in den Schlitz gefallen und vorher lief das Leben nur wie ne Demo und vielen NPCs ab. Meine Tochter wird mich feiern für den Begriff hehehe

      Es ist schon verrückt, dies Scribble sollte eigentlich meine längst überfällige Selbstdarstellung für das Blog werden und so wie es aussieht, wird das jetzt doch wieder eine Podcast Folge für meine RetroEcke. Aber da ich den Text ja auch als Transcript ins Blog bringe, passt das vielleicht ja für beide Zwecke. Hehehe

      Tja, entschuldigt bitte die Pause – Gesundheit ist so ein Thema, wo man leider auf analoge Hilfe angewiesen ist und auch kein Fastload den Prozess beschleunigen kann. Leider – es geht nur langsam mit doppeltem verify. Aber es wird schon…

      Also eine neue Folge? Gut, je länger ich vor dem Kasten sitze, desto mehr Themen kommen wieder hoch und ich weiß garnicht, wie ich das Chaos in einer Zeitlinie ordnen soll.

      So komme ich aber zum Schluss, dass ich mich rückblickend einfach nur sehr glücklich schätzen kann, dass ich dank meiner alten (und neuen) Freunde, wohl so ziemlich jede Facette der Computerhistorie miterleben durfte. Für alle die es nicht wissen, im RL heiße ich Jürgen Jester (Rusty Invader in Social Media), und mein Einstieg erfolgte mit dem wohl am meisten verkauften Heimcomputer der Geschichte: Dem Commodore 64.

      Dieser sollte auch nur kurze Zeit sein originales Dasein fristen, ehe mich die vielen Einflüsse dazu brachten, mich für die Hard- und Software im Detail zu begeistern. Mit dem Broti lernte ich das löten und so erhielt mein 64er später über die Zeit eine Menge Upgrades. Vielleicht war das optisch auch nicht immer der Hit und die Eltern waren vielleicht auch mal schockiert, was aus dem teuren Gerät wurde, aber hey, wir waren Kids und nach meinem Blickwinkel wurde der Brotkasten so immer weiter verbessert.

      Es ging ja nicht um einen Schönheitswettbewerb, sondern um Geschwindigkeit und Speicherkapazitäten. Mein Gott, was waren wir stolz – ohne arogant zu sein, aber mächtig stolz auf unser Hobby, von dem so viele anderen in der Zeit ja wirklich keinen blassen Schimmer hatten. Woher auch, das Internet oder Google gab es noch nicht um sich „mal schnell“ zu einem Thema zu informieren, wir hatten ja sogar noch einen Ausweis für die Stadtbibliothek. Wer von den Kids kennt denn heute noch sowas?

      Eigentlich wollte ich als Schüler ja immer ein ATARI, das VCS 26oo, das ich erstmals an einem verschneiten Winterabend bei einer kleinen Foto-Quelle Filiale auf Hautstraße entdeckte, davon habe ich ja erzählt und Du kennst es sicher. Es war eines dieser Telespiele, das man an den Fernseher klemmte und nur noch eins der teuren Spielmodule reinstecken musste. Ein Schulfreund (Hallo Uwe … Ich habe doch tatsächlich deinen Nachnamen vergessen!) also Uwe hatte dieses Teil von seinen Eltern bekommen und ich bekam das Ding nicht mehr aus dem Kopf.

      Wir hatten ja nur ein Telespiel von Quelle, das auch Pong beinhaltete. Das war dieses „Tennis“, bei dem ein Viereck mit zwei Controllern wie beim Tennis hin und her gereflektiert wird … kennt ja jeder später wurde die Idee um 90 Grad gedreht, mächstig aufpoliert und Arkanoid, Amegas usw draufgeschrieben. Die Idee wurde tausendfach kopiert und ich merke, ich komme total von Thema ab.

      In der einzigen Arcade meiner Heimatstadt – das „City“ genannt, entdeckte ich die ganzen coolen Spielautomaten dieser Zeit. Von Afterburner, Outrun oder auch TimePilot, letzteres ist bis heute eines meiner Lieblingsgames! Doch die echten Klassiker standen wo anders: Donkey Kong stand im Getränkemarkt vom EZA, dem Einkaufszentrum für alle … Stimmt davon habe ich euch ja auch schon erzählt.

      Der einzige Asteroids Automat stand kurz im Freibad von Speyer, doch verschwand der auch schnell wieder … Ist vielleicht zu nass geworden. Dann erinnere ich mich nur noch an die erneute Begegnung in unserem Landschulheim in der 7. Oder 8. Klasse in Hochspeyer.

      Ich glaube aber, ich bringe die Zeiten wieder die Zeit etwas durcheinander. Gehen wir nochmal etwas zurück. Die „Will-Will“-Kurve erreichte mit dem Atari einen echten Höhepunkt in meiner Jugend, doch mein Vater hatte damals erst Krieg der Sterne auf Super-8 gekauft und viele werden sich erinnern das die einzelnen Filmrollen damals kosteten. Und dabei mochte er gar kein Star Wars! Da war nicht mehr viel für weitere Wünsche übrig.

      Meine Reise in die Cyberwelt begann wahrscheinlich* 1984 mit einem spektakulären Weihnachtsgeschenk. Zuvor hatte ich erst im städtischen Jugendzentrum noch einen Kurs auf einem Apple II besucht, da ich einen Apple II Freak aus der Schule kannte, besser gesagt war es das Equipment seines Bruders – echt teures Zeug. Christian Busch wohnte zu dieser Zeit am Wasserturm in Speyer und hatte mir damals gezeigt was der Unterschied zwischen den ersten Konsolen und den Computern war – die echt Freiheit für Programme und User

      Meine Mutter hatte es damals auf sich genommen dem Söhnchen etwas zu kaufen, was dieser sich oft im Quelle- und neckermann Katalog gerne angesehen hatte. Nein, keine Nachtwäsche… einen ‚Brotkasten‘ mit einer 1541 Floppy

      Der Atari war im Vergleich um einiges billiger, daher hatte ich lange ein Auge auf den geworfen, denn

      a. sagten mir die Spezifikationen des Commodore 64 im Schaufenster nicht viel und da wir nicht sonderlich viel Geld hatten, würde ein C64 den finanziellen Wunsch-Rahmen einfach sprengen.
      b. kannte ich noch niemanden, der so ein ‚Ding‘ hatte und ich auch noch nicht ahnte, was man damit machen könnte.

      Wie es so ist, wurde mir im Leben diese Entscheidung von einem ganz besonderen Menschen abgenommen. Meine Mom brachte mich mit ihrer Entscheidung für Commodore mit vielen ganz besonderen Menschen zusammen. Sie war echt die beste Mom der Welt – eine echte Commodore Mom

      So entschieden also damals meine Eltern, welcher „Gruppe“ ich angehören sollte. Für die, die es nicht wissen, sei gesagt, daß es die Commies und Atarianer gab. Ja es herrschte auf eine Gewisse Art und weise sogar auch hier ein Glaubenskrieg. Die Commies (hat nichts mit Kommunisten zu tun!1!11) steigen später um auf den Amiga und davon viele wiederum auf den PC.

      Atarianer (vom 600 und 800 XL/XE) der 8Bit Generation stiegen fast immer auf die (Mega)ST Reihe um und der Glaubenskrieg welcher Computer denn nun der Bessere wäre wurde auch dort freudig fortgesetzt. Zudem fanden viele ST´ler wie man sie bei uns im Verein liebevoll nannte, später den Weg zum Apple Macintosh. Sie waren neidisch auf unsere Games und wir auf deren DTP Software.

      Meine Mam hatte es jedenfalls damals auf sich genommen die Hardware bei Quelle zu kaufen und im Winter mit dem Fahrrad nach Hause zu schaffen. Einen C64 und eine 1541 Floppy. Zusammen kam das auf bestimmt 1500 DM zu dieser Zeit, einer Zeit wo das extrem viel Geld war! Meine Mam arbeitete an der Kasse und mein Dad ‚auf Heizung‘, da blieb eigentlich nicht viel.

      Zu Ihrem Leid, sei noch erwähnt, dass sie leider nichtmal zugegen war, um meine großen Augen und die Begeisterung zu sehen, als mein Vater zwei Tage vor Weihnachten es nicht aushielt und mir offenbarte, was da in der Besenkammer unter dem Gerümpel versteckt auf mich und das Weihnachtsfest wartete. Ja, das war wirklich hart für sie, als sie am Abend von der Arbeit nach Hause kam und Söhnchen schon am Zocken war.

      Als wäre es gestern gewesen: Das Rumgerutsche auf dem hellen Teppichboden vor dem Fernseher… Kabel rein, Fernseher anschließen, Sender suchen…. Ein blaues und irgendwie rätselhaftes Bild bot sich: Ein Quadrat blinkte unter einem Ready und ich hatte wirklich noch keine Ahnung was zu tun ist. Vielleicht haben das andere ja auch so erlebt?

      Na gut dass es zum Anfang wenigstens Handbücher gab und meine Mam auch noch ein Steckmodul zwischen die Geschenkte gepackt hatte. Pegasis** hieß das Spiel und war das erste Game, das ich auf dem C64 kennenlernte.

      Ich will ja jetzt keine üble Kritik abliefern, aber das Game war nun wirklich nicht so meins. Und so war es am Ende doch noch gut, dass es doch noch nicht Weihnachten war. Die Geschäfte waren noch offen und mein Dad gab mir noch etwas Geld, dass ich nochmals zu Quelle radeln konnte. Ich solle halt mal sehen, ob ich noch etwas anderes finde, was man vielleicht zusammen spielen konnte.

      So kam ich in den Laden rein, wo dieser „böse alte Onkel“ seine Computer im Geschäft bewachte. Ja, es war ein echtes Ekel, der uns Kinder, die nach der Schule immer gern in seinem Laden die Kisten bestaunten irgendwann raus warf, da wir nichts kaufen woll… äh konnten. Doch diesmal war das natürlich anders. Ich stand wie vor einem heiligen Schrein an der Wand der Datasetten und Steckmodule. Die Hand krampfhaft um die Geldbörse geschlossen, sollte ich etwas später mit einem weiteren Meilenstein der Spielegeschichte nach Haus gehen. Und ich wurde fündig, neben Games von Quellesoft, Europa und Mastertronic … es war ein Spiel, das sich in meinem Leben fast immer als die Nummer 1 positionierte. Auch über alle folgenden Dekaden.

      Wizard of Wor, damit ging ich jedenfalls zur Kasse. Das Cover war cool und sich die Beschreibung sich noch besser las. Das Cover verriet, es wäre eine Art von Labyrinth- und Ballerspiel, das man zu zweit spielen konnte – gleichzeitig, das war zu der Zeit echt eher selten! Naja, mein Dad mochte das Spiel nicht sonderlich, ich hätte vielleicht Soccer kaufen sollen aber … mit Fußball bin ich mein ganzes Leben nie warm geworden. Wahrscheinlich weil ich als Kind jedes Wochenende auf irgendeinem Dorf-Fussballplatz abhängen musste, wo total tote Hose war. Mein Dad spielte aktiv, aber konnte mich einfach nicht bekehren. Irgendwann war ich dann endlich alt genug, um Zuhause bei meinem C64 zu bleiben!

      Erst etwas später kam dann noch die Datasette hinzu – das war das Kassettenlaufwerk, da viele Spiele auf Datasette bei uns Anfangs besser und vor allem günstiger zu bekommen waren und in der Schule gingen am Anfang eh erst nur die Tapes herum.

      Trotzdem, wer liebte nicht die Reihe von Mastertronic (z.B. denke an den Tune von Rob Hubbard aus ‚The last V8‚) für 9.95 DM ? Ehe die Tauschparter und Netzwerke zu anderen geschaffen war, musste man sich die ersten Spiele schon kaufen … alleine am Anfang schon was zum Tausch zu haben, wenn man auf die anfänglich so gewissenlosen Dealer stieß, die erstmal erfahren mussten, dass man auch ganz cool drauf und kein Noob mehr war.

      Schließlich erzählte eines Abends mein Vater beim Abendbrot von der Arbeit im Großlager, der damals recht bekannten COOP Lebensmittel Kette. Und von ein Trucker, der sich dort oft mit einem anderen Mitarbeiter beim Laden der Tagestour über Computer unterhielt. Tja, so ging der Bub in den Ferien mit zur Arbeit und lernte den Mann kennen, der ein ganz besonderer Freund und Mentor wurde und bei dem ich fast alles über den C64 gelernt hatte. Anti-Byte nahm mich regelrecht in die Familie auf, war gerne „Schuld“ an vielen folgenden Umbauten, der Anschaffung von Eprom Brenner und unzähligen Erweiterungen, Hobby-Tronic Messebesuchen und so vielem mehr. Mannem‘ (Mannheim) die Quadratestadt wurde von da an zu meinem allerliebsten Reiseziel mit der Bahn.

      Die ersten Jahre kamen einem eigentlich ewig vor, hier könnte ich mehr als ein Buch füllen. Trotz der Hausaufgaben von Anti-Byte, wo ich gelerntes noch weiter vertiefen musste, liebte ich natürlich klassische Computerspiele, wie auch die wöchentlichen Vereinstreffen des 1983 gegründeten Computervereins SMCC e.V. (Speyerer Micro Computer Club), der sich in den Nebenräumen der Gaststätte des Tierheims in Speyer traf. Auch hier passierten die interessantesten Dinge im Halbdunkel des nur von Computerbildschirmen beleuchteten Nebenzimmers. Von Besuchern des Restaurants wurden wir gemieden, denn dieses zwielichtige Verhalten der Computerleute war sicher für normale Leute schon etwas befremdlich. Selbst in der Nähe zur Tür wollte wohl niemand sitzen, da aus dem Raum immer so seltsame Geräusche drangen

      Und neben der 64er, RUN der Happy Computer gab es noch einige Magazine, in die ich jeden Monat viel Geld und Zeit investierte. Abtippen der Listings gehörte damals auch gelegentlich dazu, wie viele erfolglose Versuche gekauften Programmen Ihren Kopierschutz zu rauben. Und wenn man doch mal erfolgreich bar, oder das Programm gar keinen Schutz hatte, verbrachte man Tage damit es mit einem eigenen kleinen Vorspann zu versehen, um den eigenen Namen in die Welt hinauszutragen um den ganzen Namenlosen stolz zu zeigen, dass man eben selbst einen hatte.

      Neue Welten dank dem SMCC e.V.: Speyerer Micro Computer Club

      Aber mit dem Eintritt in unseren örtlichen Computer Club SMCC, änderte sich (schon wieder) praktisch alles. So lernte ich nicht nur viel mehr Leute aus der Computer-Szene kennen, sondern lernte so auch sehr viel dazu .. und kam auch mit dem Kauf von Leerdisketten kaum noch nach.

      Der Klang der Panflöten wenn das Marauder II Kopierprogramm auf dem Amiga gestartet wurde, das einfach gut klang, nice aussah aber nicht gut im kopieren war, lag genau wie der zugehörige Zigarettenqualm in der Luft.

      Der Vorstand des Vereins wusste natürlich offiziell nichts davon, wenn es in den Jahren wieder und wieder mal zu einem Besuch der örtlichen Polizei kam. Das war der Anfang einer großartigen Zeit und dem Gewinn neuer Freunde und Verbündeter.

      Das MAC das Computermagazin des SMCC hab ich mal eingescannt und als PDF umgewurschtelt. Wenn Du Dich für diese Zeit interessierst, wirst Du darin interessante Artikel finden, die große Magazine zu dieser Zeit nie hätten drucken dürfen. Das MAC hatte nichts mit dem Apple Mac gemein, zu dieser Zeit gab es auch erst den Apple II.

      Das MAC war das allgemeine Clubblatt des Speyerer Micro Computer Clubs. Leider hat die Zeit scheinbar nur dieses eine Exemplar überlebt. Ich bin inzwischen selbst froh, was ich es vor Jahren digitalisiert habe, fand ich die Ausgabe nach dem letzten Umzug auch nicht mehr. Wir packen das in die Credits am Ende des texts.

      Und manche Menschen, die diesem Thema unwissend gegenüberstanden, fühlten sich bei unseren Club-Treffen scheinbar von unserem Hobby bedroht. Das ging soweit, dass sie sich lieber an die Ordnungshut um „Hilfe“ wandten. Leider hatten die Beamten in der Anfangszeit selbst nur einen Wissensstand, der sich kaum dem des Verkäufers bei „Kaufhof“ unterschied. Das ist nicht böse gemeint, irgendwo musste es eben beginnen und das waren die coolen Anfänge mitten in den 80er Jahren.

      Unsere eigene Hardware war meist den, in den Kaufhausregalen, so fremd es nur geht. Es galt, je schneller und umgebauter desto besser. Wir hatten mit den VW und OPEL-Clubs oft einiges gemein, denn wer schonmal einen Commodore Plus 4 mit verchromten Sidepipes gesehen hat, dem ist klar, dass sich der Kasten die „verdient“ hatte und es das Gerät eines echten Freaks war. Man lebte auch mit einer Lebenseinstellung, die sich derer unserer normalen Mitmenschen ziemlich unterschied – vielleicht wurden wir deshalb so oft seltsam beäugt. Doch das lag oft daran, dass wir neben ein paar Freunden in unserem Leben nicht viel mehr Beziehungen, als als zu Computern hatten.

      Wir waren eine ganz neue frühe Randgruppe, die nichts mit Punks und Poppern gemein hatte. Wir lebten in unserer eigenen Welt, die wir selbst errichtet hatten. Dabei war es uns völlig egal, ob wir als Teenager noch von den Eltern eingekleidet wurden, oder welche Religion oder Hautfarbe ‚unsere Freunde‘ hatten. Wir fühlten uns pudelwohl in den 80ern.

      Und damit möchte ich diese Folge für heute beenden und Rassisten nahelegen, diesen Podcast garnicht erst zu abonieren – ihr werdet auch in Zukunft hier weder Freude noch Freunde finden.

      Macht gut ihr Lieben

      euer Rusty

      PS: Und nächstes mal wollen wir mal anfangen auch etwas zu spielen

      ——————————-

      Links:

      Das letzte überlebende MAC Magazin zum Download (PDF): Mac SMCC Magazin Juni 1985

      Der Podcast „Pixelbeschallung“ ist hier Zuhause:

      https://www.pixelbeschallung.at/

      Der Beitrag VP003 Commodore Mom schrieb meine Geschichte - etwas verwirrend, aber sie ist endlich im Kasten. erschien zuerst auf Rusty's Retrogaming Tavern.

      ...more
      View all episodesView all episodes
      Download on the App Store

      VideoPlay - Retrogaming Podcast (MP3)By Jürgen Jester