Ein Kommentar von Hermann Ploppa.
Die vergangenen zwölf Monate haben im Zeitraffer Machtverhältnisse weltweit umgewälzt. Jetzt heißt es kühlen Kopf bewahren, einander zuhören und in Ruhe Lösungen entwickeln
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende?
Wenn man sich so manche Aussagen des letzten Jahres anschaut, dann scheint jenes Motto viele Mächtige auf diesem Planeten anzuspornen. Da gab es doch mal für nur fünfzig Tage eine britische Regierungschefin namens Liz Truss, die in einer Fernseh-Talkshow gefragt wurde, ob sie die Atombombe auch dann zünden würde, wenn alles organische Leben auf diesem Planeten ausgelöscht ist. Ihre klare Ansage: „Ja, ich bin bereit, das zu tun!“ <1>
Ein knallharter Tabubruch. Das mag zwar schon so mancher Regierungschef in seinem tiefsten Inneren gedacht haben. Aber das auszusprechen – das ging nun gar nicht. Was war das damals doch für eine Angst anlässlich der Kubakrise im Jahre 1962, als die Sowjetunion Marschflugkörper vor der Küste Floridas aufstellen wollte. Vierzehn Tage Schlaflosigkeit und Angstschwitzen in Ost und West. Die Welt am Rande eines Atomkriegs! Und heute? Die Irrsinns-Phantasien der mittlerweile aus anderen Gründen geschassten englischen Premierministerin haben nicht einmal einen Schachtelhalm zum Erzittern gebracht.
Dabei haben wir seit dem Februar des nunmehr vergangenen Jahres einen verdammt heißen Krieg mitten in Europa – nur zwei Grenzen von Deutschland entfernt. Stimmt, es gab schon einmal einen heißen Krieg in Europa, vor nunmehr über zwanzig Jahren, nämlich in Jugoslawien. Aber das war kein symmetrischer Krieg. Denn die Bundesrepublik Jugoslawien stand mutterseelenallein gegen eine hochmodern ausgerüstete NATO-Streitmacht. Der traditionelle Beschützer Russland befand sich durch die marktradikalen Schock-Strategien des Jeffrey Sachs und seines torkelnden Tanzbärs, Wodka-Jelzin, im tiefen Koma und konnte nicht helfen. Währenddessen wurde die chinesische Botschaft in Belgrad mal eben mitsamt Personal von amerikanischen Bomben ausradiert. China konnte nur mit geballten Fäusten in den Jackentaschen zuschauen.
Jetzt aber haben wir einen „symmetrischen“ Krieg in unserer unmittelbaren Nähe. Das heißt: hier prügeln sich in einem Stellvertreter-Krieg die beiden Großmächte USA und Russland um die Herrschaft über Eurasien. Kartoffelacker um Kartoffelacker, mit härtester Rüstung und enormen Verlusten von Menschenleben. Runde um Runde wird mehr Material und Personal aufgeboten – mit unbekanntem Ende. Diesem ganzen Inferno gingen zwei Jahre totalitärer Corona-Wahnsinn voraus. Das heißt: zwei Jahre Umpolung der Gehirne. Zwei Jahre jesuitischer Kadavergehorsam gegenüber den Losungen der Weltgesundheitspriester. Intoleranz gegen andere Meinungen. Und Abschied von der bis dato vorherrschenden Weisheit, dass nur aus frei ausgetragenen kontroversen Diskussionen am Ende die optimale Lösung des Problems hervorgeht. Es müssen kontroverse Meinungen angehört werden. Allein, um blinde Flecken in der eigenen Wahrnehmung durch die ergänzende Wahrnehmung des Gegenübers zu überwinden. Die augenblickliche Meinungs-Monokultur ist gleichbedeutend mit geistiger Inzucht. Das gab es schon einmal im so genannten „real existierenden Sozialismus“. Die Implosion war unvermeidlich, wie wir alle wissen.
Und mit dieser mentalen Verstörung treten wir jetzt in den Dritten Weltkrieg ein. Passt doch irgendwie, oder? Wir hatten allerdings in den letzten fünfzig Jahren ein geniales Netzwerk für Konsultationen zwischen den Groß- und Kleinmächten weltweit aufgespannt, damit aus begrenzten Konflikten gar nicht erst große kriegerische Auseinandersetzungen entstehen können. Und was ist jetzt daraus geworden? Wer wie Frau Gabriele Krone-Schmalz oder Sahra Wagenknecht nichts anderes fordert, als diese Netzwerke jetzt auch mal zu nutzen, ist nichts weniger als ein Nestbeschmutzer. Ein Verräter.
Kadavergehorsam also und nackte Angst.