IMAGINE - Gemeinde Grossgrabe

Das Jesus Herz


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Ich möchte gerne einen Bibeltext mit euch besprechen aus Matthäus, dem neunten Kapitel, die Verse 35 bis 38:

Und Jesus durchzog alle Städte und Dörfer und lehrte in ihren Synagogen, verkündigte das Evangelium von dem Reich und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen im Volk.
Als er aber die Volksmengen sah, empfand er Mitleid mit ihnen, weil sie ermattet und vernachlässigt waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Da sprach er zu seinen Jüngern: „Die Ernte ist sehr groß, aber es sind wenige Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende.“

Jesus bei der Arbeit – und ein Blick in sein Inneres

Wir erleben hier unseren Herrn Jesus Christus bei der Arbeit in seinem Alltag. Er predigt gute Nachricht und löst akute Probleme. Das war zumeist, dass Menschen krank waren. An dieser Stelle haben wir eine besondere Chance: Wir bekommen einen Einblick. Was ging da in Jesus vor? Was passierte dabei? Ein einzigartiger Einblick und vielleicht ein Schlüssel für uns heute.

Was sahen die Augen Jesu?
Schafe ohne Hirten

Er sah Schafe ohne Hirten. Sie waren erschöpft und hilflos wie Schafe, die keinen Hirten haben. Schafe brauchen einen Hirten, sonst geraten sie in einen sehr schlechten Zustand.

Vor vielen Jahren habe ich in einer Kirche gepredigt und den Satz gesagt: „Schafe sind sehr dumme Tiere.“ Hinterher kam ein Schäfer zu mir. Der hieß nicht nur so wie ich, sondern er war das auch. Und ich konnte mir etwas anhören, was ich denn da gesagt hätte. Das würde ich nie wieder sagen. Schafe sind keine dummen Tiere, aber sie haben Pech beim Nachdenken. Sie sind Herdentiere. Sie können nur als Herde überleben, aber sie wissen es nicht.

Sie brauchen einen Hirten, um sie zusammenzuhalten, um sie zu führen. Schon im Alten Testament, Jesaja 53,6, heißt es: „Wir alle gingen in die Irre wie Schafe. Jeder wandte sich auf seinen Weg.“ Wir haben Jesus im Hinterkopf, wie er von den Schafen spricht und dem Hirten, der 99 zurücklässt und das eine sucht. Verlorene Schafe gehen verloren. Man braucht einen guten Hirten, einen guten Schäfer. Man braucht einen guten Hund oder zwei, um die Truppe zusammenzuhalten. Das ist wichtig. Der Hirte zeigt den Weg. Wenn das nicht passiert, schaut jeder nur auf seinen Weg.

Das ist so in dieser gefallenen Welt: Wir Menschen neigen dazu, jeder auf seinen Weg zu schauen. Gesellschaftlich finde ich gerade mehr als je zuvor möglich, die anderen auszugrenzen und auszublenden, was sie meinen. „Die sind ja alle dumm“ und so. Wir schauen auf unseren Weg und unseren Vorteil, unsere Meinung. So kommt es in der ganzen Welt zu Dingen wie Gewalt, Kinderhandel, Menschenhandel, Drogenhandel, Krieg und so weiter, weil jeder auf seinen Weg schaut, auf seine Meinung und Richtigkeit pocht.

Ernte ohne Arbeiter

Ernte ohne Arbeiter: Er sagt, die Ernte ist groß, die Arbeiter aber sind wenige. In der Stadt muss man dieses Bild etwas mehr erklären als auf dem Land. Wenn Ernte nicht rechtzeitig eingeholt wird, ist sie verloren. Erntezeit ist Arbeit gegen die Uhr. Sonst würden wenige Arbeiter reichen. „Wir sind nur ein paar, aber wir nehmen uns mal drei Monate, wir bringen die Ernte schon rein.“ Nein, das geht nicht. Es braucht viele Arbeiter. Menschen kommen sogar aus anderen Ländern nur für die Erntezeit und helfen auf den Feldern.

Als ich ein Kind war, gab’s Herbstferien. Meine Oma sagte nie Herbstferien, sie sagte Kartoffelferien. Kennt ihr das Wort? Kartoffelferien. Damals ging es nicht darum, dass die Kinder nach den Sommerferien noch mal chillen mussten, sondern dass die Ernte eingeholt werden musste. Jetzt war keine Zeit für Schule. Wer in dieser Zeit eine Hochzeit plante und Leute einlud, war sehr dumm. Es kam keiner. Alle waren auf dem Feld: Oma, Opa, die Kinder. Die Ernte muss reingeholt werden. Und wenn sie reingeholt war, wurde wieder Fußball gespielt, in der Scheune getanzt und Erntedankfest gefeiert. „Die Ernte ist drin, wir haben es geschafft.“ Alle waren beteiligt. Was für ein starkes Bild. Ernte ist Wettlauf gegen die Zeit. Alle helfen mit, sonst war alles umsonst. Das Pflügen war umsonst, das frühe Aufstehen war umsonst, das Säen war umsonst. Aber nach der Ernte können wir feiern.

Dringlichkeit ohne religiösen Druck

Das müssen wir etwas relativieren. Dringlichkeit, ja — ich glaube, es ist ein Bild von Dringlichkeit, das Jesus uns hier gibt. Aber ich will nicht ausblenden, dass diese Ernte seit 2000 Jahren dauert. Jedes Beispiel hinkt irgendwo, das macht einen Unterschied: drei Wochen Ernte oder 2000 Jahre Erntezeit. Man kann schnell unter religiösen Druck kommen: „Ist es angemessen, dass ich noch in den Urlaub fahre, während meine Nachbarn verloren sind, während diese Welt in Unordnung ist?“ Religiöser Druck hat noch niemals ein Herz verändert. Er führt kurzzeitig dazu, dass wir mit viel Disziplin so tun, als würden wir das Richtige tun, aber wir halten es nicht lange durch. Was wir brauchen, ist ein verändertes Herz. Das ist der springende Punkt. Was wir brauchen, ist das Jesus-Herz.

Was passierte im Herzen Jesu?

Vers 36 sagt: „Als er die Volksmenge sah, empfand er Mitleid mit ihnen.“ In meinem Lied vorhin konnte man sehen, ich habe gesungen: Der Priester, das tat ihm sehr leid. Mitleid kann man mehr oder weniger haben. Den Priester tat das sehr leid. „Du hattest Pech, ich muss zum Tempel.“ Hätte er den Mann berührt, wäre er mit Blut in Verbindung gekommen, hätte er tagelang vom Dienst ausfallen müssen. Und es war nichts Unwichtiges, was im Tempel in Jerusalem passierte: das Zentrum der Religion, Opfer bringen und so weiter. Wäre dieser Mann in seinen Armen gestorben, hätte er nie wieder Priester sein können, weil er einen Toten angefasst hätte. Es gibt klare Regeln. Der Mann hat Prioritäten gesetzt. Man sollte nicht vorschnell auf ihn herabsehen, das war seine religiöse Realität.

Dieses Wort „Mitleid“ klingt heute etwas abgeflacht. Luther 1912: „Sie jammerten ihn.“ So redet heute niemand mehr, aber „Jammer“ ist ein tiefes Wort. Die Neue Genfer Übersetzung: „Es ergriff ihn tiefes Mitgefühl.“

Das griechische Wort, das hier verwendet wird, könntest du übersetzen mit: „Es dreht einem den Magen um.“ Das Grundwort ist „Darm, Gedärme“. Wir im Westen haben die Prägung: Das Herz ist der Sitz unserer Emotion. „Ich liebe dich von ganzem Herzen.“ Der Hebräer würde sagen: „Ich liebe dich von ganzem Darm.“ Klingt bei uns nicht romantisch. Aber wir sagen ja auch: „Ich habe da so ein Bauchgefühl.“ Der Sitz von Emotionen.

Man spürt den Schmerz über die Not eines anderen förmlich in den Eingeweiden, sagt die Strong’s Konkordanz. Das ist das Jesus-Herz für Menschen, sein Leben geben. Das ist Jesus. Das hat ihn ans Kreuz gebracht. Er hätte jederzeit aussteigen können. Er hätte jederzeit dem Vater sagen können: „Ich habe es mir anders überlegt.“ Hätte jederzeit aussteigen können. Was ließ ihn am Kreuz hängen? Wenn ich die Kreuzigung lese und wie die, für die er starb, unten standen und ihn verspotteten: „Hilf dir doch selbst, wenn du Gott bist.“ Menschlich gesprochen: Ich glaube, ich hätte gesagt: „Zur Hölle mit euch, ich komme runter.“ Und das wäre dann zur Hölle mit der ganzen Menschheit gewesen.

Was hielt ihn am Kreuz, das alles auszuhalten? Das Jesus-Herz. Seine unfassbare Liebe für jeden einzelnen Menschen — und für jeden einzelnen hier ganz persönlich. Er wollte sich eine Ewigkeit ohne dich nicht vorstellen, weil er dich ganz persönlich liebt. Manche sagen: „Es gibt acht Milliarden Menschen, er ist für alle gestorben.“ Paulus sagt: „Was ich jetzt lebe, lebe ich im Glauben an Christus, der mich geliebt und sein Leben für mich gegeben hat.“ Nimm das persönlich. Darüber freut sich Jesus.

Wenn Jünger ohne Jesus-Herz unterwegs sind

Gibt es Jünger Jesu ohne Jesus-Herz oder mit wenig Jesus-Herz? Ja, leider. Es gab auch Phasen in meinem Leben mit weniger Jesus-Herz. Wir bleiben unterwegs mit diesem Thema. Ich wünschte, ich könnte euch turbokarismatisch die Hände auflegen, und dann wäre das Thema erledigt. „Jetzt habt ihr das Jesus-Herz für immer.“ Nein, das ist etwas, mit dem wir uns auf den Weg machen.

Eine seltsame Geschichte in Johannes 9,1–2: Als Jesus vorbeiging, sah er einen Menschen, der blind war von Geburt an. Seine Jünger fragten: „Rabbi, wer hat gesündigt, sodass dieser blind geboren ist — er oder seine Eltern?“ Jesus antwortete: „Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern, sondern an ihm sollen die Werke Gottes offenbar werden.“ Da frage ich mich: Wie fromm kann man sein und trotzdem noch atmen?

Hier ist ein Mann in absolutem Elend, blind geboren. Was passiert im Herz Jesu? Es dreht ihm den Magen um. Er ist voller Empathie und Mitleid. Er sieht jeden Einzelnen. Er sieht die Menschen. Er sieht diesen Blindgeborenen und will helfen. Er will die Probleme lösen. Er ist der Messias.

Und die Herren Theologiestudenten fanden das einen Anlass für ein theologisches Gespräch. Die gängige Theologie im Judentum war: Reiche sind gesegnet, Arme nicht — Reiche machen alles richtig nach dem Gesetz, dann kommt der Segen. Als Jesus ihnen den Zahn zog und sagte: Es ist schwerer für einen Reichen, ins Himmelreich zu kommen, als für ein Kamel durch ein Nadelöhr — das war eine krasse Reformation.

Die Theologiestudenten wollen diskutieren: die Schuldfrage. „Ist das nicht Saat und Ernte? Steht das nicht in der Bibel?“ Darf darüber theologisch nachgedacht werden? Auf jeden Fall. Aber nicht im Anblick dieses Mannes. Da darf unser Herz berührt sein. Da darf das Jesus-Herz in uns schlagen: helfen zu wollen, etwas tun zu wollen, und nicht nur theologische Fragen abarbeiten.

Richtigkeit und Wahrheit

Ich habe einen „Bibel-Remix“ gemacht: Jesus sprach zu seinen Jüngern: „Lasst uns hinüberfahren zur anderen Seite.“ Sie nahmen ihn mit und fuhren los. Jesus aber schlief im Rumpf des Schiffes. Auf dem See kam Wind und Wellen, ein gewaltiger Sturm. Sie weckten ihn: „Herr, wach auf! Ist es dir egal, dass wir umkommen?“ Jesus stand auf und sagte: „Wer hat gesündigt, dass ihr heute alle elendig ersaufen werdet — ihr oder eure Eltern?“ Darf doch mal drüber gesprochen werden. Ist doch eine wichtige theologische Frage, oder?

Merkt ihr, wie sehr Richtigkeit und Wahrheit zwei verschiedene Dinge sind? Wahrheit ist eine Person. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“, hat Jesus gesagt. Die Wahrheit ist in Jesus personifiziert. Wahrheit hat immer mit Empathie, Liebe und Leidenschaft für Gerechtigkeit zu tun. Das ist wichtig zu verstehen.

Ein hartes Herz – alte Sätze, neue Einsicht

Jünger Jesu mit hartem Herzen — das können wir manchmal sein. Ich bin aufgewachsen mit Menschen, die Jesus lieb hatten. Tolle Christen. Aber es war auch eine andere Zeit, in der man sagen konnte: „Gut, wir sammeln für die Armen in Afrika. Aber wenn die so wären wie wir Deutschen, wenn die morgens aus dem Quark kämen und den Wecker stellten — für uns ist es auch nicht schön um 5 Uhr raus, es ist kalt, in die Fabrik — dann müssten die auch nicht hungern.“ Was für ein unfassbarer Blödsinn.

Man relativiert gerne: „Kampf für Gerechtigkeit — klar, aber es ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Gerechtigkeit kommt doch erst, wenn Jesus wiederkommt. Außerdem hat Jesus gesagt: Die Armen werdet ihr immer unter euch haben. Macht mal keinen Stress.“ Ich glaube, man kann Jesus schlechter die Worte im Mund umdrehen als in diesem Beispiel.

Die Frage ist: Ist die Gemeinde ein Spiegel der Gesellschaft — oder des Reiches Gottes? Wollen wir das Jesus-Herz? Wollen wir mit seinem Herz unterwegs sein? Oder schauen wir nur auf unseren eigenen Weg?

Wie bekommen wir ein Jesus-Herz?

Schlechtes Gewissen, Schuldgefühle über Gleichgültigkeit, Überforderung, „noch mal aufraffen, noch mal versuchen“ — bitte nicht. Es war die letzten hundert Male nicht fruchtreich. Es wird auch diesmal nichts verändern. Was sollen wir tun?

Jesus gibt die Antwort: Beten. „Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende.“ Da denke ich: Wieso beten? Wieso nicht volle Kraft voraus? Ich dachte, es sei unfassbar dringlich. Dann beten wir beim Gehen, ja — aber wieso beten?

Und noch eine Frage: Welcher Bauer muss gebeten werden, seine eigene Ernte einzuholen? Wenn ich hier durch diese wunderschönen Gebiete fahre und ein Ährenfeld sehe und denke: „Das müsste doch abgeerntet werden, hier ist keiner“, und ich finde heraus, wer der Bauer ist. Ich fahre zum Bauernhaus und sage: „Die Ernte ist reif, der Arbeiter sind wenige — genau genommen kein einziger. Sie müssen ihre Ernte einbringen.“ Wenn er das nicht selbst weiß, kann ich ihm nicht helfen. Das weiß er. Es ist seine Ernte. Er hat gepflügt, er hat gesät. Warum muss er gebeten werden, seine Ernte einzubringen?

Ich sage dir, warum ich glaube, dass Jesus das so sagt: Weil er uns nicht berufen hat, Ernte-Sklaven zu sein, sondern Juniorpartner in seiner Ernte. Wenn wir anfangen, in unserem Leben seine Liebe anzunehmen — „Er hat mich geliebt, er hat sich für mich hingegeben“ — in einer engen Liebesbeziehung zu Jesus leben und dann beginnen, uns selbst zu lieben, ist das wichtig. Gott lieben und den Nächsten wie dich selbst. Ich sage manchmal zu Leuten: Solange du dich hast, versuch bitte nicht, mich zu lieben. Da habe ich wenig von. Wenn wir uns selbst vergeben können, uns annehmen, dankbar sind, wenn Jesus unser Selbstwertgefühl heilt, dann sehen wir andere Menschen mit einem anderen Blick, mit Großzügigkeit, mit Liebe. Dann beten wir für Menschen: für die in großer Not, für die Hungernden, für die, die Jesus noch nicht kennen. Und wenn der Vater im Himmel diese Gebete hört — „Herr, sende Arbeiter“ — dann geht’s los mit der Ernte. Dann sind wir nicht gehorsame Knechte, sondern leidenschaftliche Jesusherz-Jünger, die Menschen lieben. Das macht den Unterschied. Er möchte uns sein Herz schenken.

„Aussenden“ – oder „hinaustreiben“?

Jesus sagt, was wir beten sollen: „Herr, treibe die Arbeiter hinaus“ — nein, in unserem Text: „dass er Arbeiter in seine Ernte hinaussende.“ Wenn du mich fragen würdest, ohne den Text im Hinterkopf, welches Wort im Griechischen steht, würde ich sagen: apostéllō (senden). Davon kommt „Apostel“. Aber hier steht ein anderes Wort, nur einmal in diesem Zusammenhang gebraucht: ekballō. Und ekballō bedeutet: hinauswerfen, hinausstossen, hinaustreiben — bis hin zu „Dämonen austreiben“. So wird ekballō sonst übersetzt. Das Konkordante NT übersetzt hier: „…damit er Arbeiter in seine Ernte hinaustreibe.“

Heißt das, wir sind doch wieder Ernte-Sklaven, hinausgetrieben? Nein. Es ist unser Herz, das uns hinaustreibt. Unser Herz für die Menschen. Dieses Jesus-Herz. Wir sind mit seiner Motivation unterwegs — das macht den Unterschied. Das schaffst du mit Religion nicht, nicht mit guten Vorsätzen. Es geht darum, aus der Beziehung zu Jesus zu leben, seine Liebe zu erleben, versöhnt mit dir selbst zu sein und sein Herz zu bekommen — die Liebe für alle Menschen. Das können wir nicht machen, das wird uns geschenkt. Die Liebe Gottes erfüllt durch den Heiligen Geist unser Herz — täglich — und wir werden hinausgetrieben zu den Menschen. Es wird unsere größte Freude.

Ich liebe 2. Korinther 5,14 (NGÜ): „Was wir auch tun, wir tun es aus der Liebe, die Christus zu uns hat. Sie lässt uns keine andere Wahl.

Ein persönlicher Weg

2007 bin ich in eine sehr schwere Lebenskrise gerutscht. Jahrzehntelang gepredigt, Gemeinde gebaut, vieles bewegt — dann kompletter Burnout, Depression, Angststörung. Es war eine schlimme Zeit. Es fühlte sich an, als würde mein Leben in Einzelteile zerlegt. Gott kam und sagte: „Wollen wir das wieder zusammensetzen?“ Ich merkte, hier passt nicht eine Schraube auf die andere. Wie kann das jemals gepasst haben?

Ich machte mich wieder auf den Weg und merkte, wie mit Gott Dinge sich aufbauten, dass ich ein Stück weit anders geworden war. Eine Sache: das Herz für die Armen, ein Anwalt zu sein für die Unterdrückten — das wurde bedeutsam. Gott steckte in diesem Ding. Er hatte etwas anderes mit mir vor.

Ich dachte an den Vers: „Habe deine Lust am Herrn, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt.“ Ich sagte: „Herr, wenn ich mich noch mal richtig aufraffe, dann gibst du mir, was mein Herz begehrt.“ „Was hättest du denn gern?“ stellte ich mir den Dialog vor. „Ein Brot…“ — Oh, Brot. Entschuldigung. Boot. Eine Jacht. Ich hatte das Gefühl: „Habe deine Lust am Herrn.“

Dann kam die Berufung, einen Verein zu gründen: Schlussstrich. Mein Lebensthema für den Rest meines Lebens: Kinder aus Zwangsprostitution und Sklaverei befreien. Einige Zeit später dachte ich über den „Deal“ nach, als würde Gott sagen: „Wir ziehen das Ganze vor. Du bist so gut unterwegs, ich will dich segnen und dir geben, was dein Herz begehrt.“ Ich dachte: „Oh ja, jetzt ist es soweit.“ Ich schaue in mein Herz — und das Boot war weg.

Wie langweilig ist das, wenn der Opa da auf dem Boot sitzt, den ganzen Tag? Ich würde sowieso umkommen — nach drei Wochen könntet ihr mich einliefern. Ich sah die Slums dieser Welt, die Kinder. Wenn ich nächsten Dienstag wieder nach Thailand fliege, nach Pattaya, der Prostitutionshauptstadt dieser Welt — ich habe keinen schamloseren Ort gesehen. Kinder, Jugendliche, die dort anschaffen — unfassbar. Und von da direkt nach Nepal. Darüber wird gleich im Film einiges berichtet.

Wisst ihr was? Ich gehe dahin, weil ich das will. Ich gehe dahin voller Freude. Es treibt mich nichts von außen. Ich glaube, das ist das Jesus-Herz. Bitte versteht mich richtig: Wer Jesus liebt, will nicht automatisch „kein Boot“ und nur noch evangelisieren. Religion ist für die Tonne — diese Art von Religion mit Druck und schlechtem Gewissen. Da hätte Jesus nicht kommen müssen, wenn wir durch Gesetzeswerke gerecht werden könnten. Aber wenn wir anfangen zu beten für andere Menschen und selbst die Liebe Gottes erleben, kommt das Jesus-Herz in unser Leben — und dann können viele wunderbare Dinge passieren.

Schluss

Ich möchte gerne mit einem Lied schließen. Den Refrain kann man gut mitsingen, und er fasst das, was ich auf dem Herzen habe, noch einmal wunderbar zusammen.

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