Ein Kommentar von Rüdiger Lenz.
Der Gebrauch der Vernunft ist für die Menschheit noch zu unvollkommen, um die Gesetze des Unbewussten enthüllen zu können und besonders, um es zu ersetzen. Der Anteil des Unbewussten an unseren Handlungen ist ungeheuer und der Anteil der Vernunft sehr klein. Gustave Le Bon
Klassenkampf statt Querfront
Ein großes Laken wurde entfaltet, auf dem stand groß und fett zu lesen: Klassenkampf statt Querfront, kurz nach dem ein Anschlag auf den Verleger und Friedensaktivisten Ken Jebsen verübt wurde. Wahrscheinlich waren die Frau und der Mann, die zusammen den Anschlag verübten, Mitglieder der Antifa oder einer anderen linksextremen Gruppierung, wie die Aufschrift ihres Lakens zeigte. Ja, Querfront, das sind die anderen, die Feinde, und der Klassenkampf, das betrifft uns, die unterdrückten Lohnempfänger, mögen sie denken. Doch ist den meisten Menschen nicht bekannt, was Kampf überhaupt ist, was er bedeutet, wenn der heutige Mensch ihn im Kontext irgendeiner Partei, einer Idee, oder schlichtweg für seine guten Ziele einsetzt. Ich werde hier die These aufstellen, dass der Kampf, in Form einer Gewaltabsicht und oder einer Verdrängung von Personen zu einem Gegenüber, oft auch gegen sich selbst - was er im Grunde immer ist, eher innere Motive der Kämpfer offenlegt, als dass ein solcher Kampf auch nur irgendetwas mit einer guten Tat mittels Kampf zu tun hat. Kampf ist immer ein Überträger, ein Mittler von Gewalt- und Unterdrückungsabsichten. Gleichfalls werde ich hier darlegen, dass sich der Begründer der Klassenkampf-These, Karl Marx, ganz gründlich geirrt hat dabei, dazu aufzurufen, dass man mittels eines Kampfes der Klassen vom einfachen Arbeiter nach ganz oben in die Regierungsführung gelangen kann, ohne dabei selbst zum Massentäter zu werden. Natürlich kann man sich bei einem solchen Kampf einbilden, man könne über Leichen gehen, ohne diese Leichen dabei zu bemerken oder sie als notwendiges Übel für die gute Sache abzutun. Lenin und Trotzki waren in diesem Sinn Massenmörder im Auftrag ihrer Definitionen vom Sieg des Proletariats. Schaut man aber näher und tiefer in deren Verhalten hinein, entpuppen sich beide als Nutzer der damaligen Revolution, um ihre jeweils innere Gestörtheit in die Welt hineinzuprojizieren. Aber das will ich hier nur kurz erwähnen und nicht tiefer darlegen.
Warum die Regierung über der Wahrheit steht
Kampf ist das Endergebnis eines Verhaltens, das wir als Durchsetzung von Interessen kennen. Du musst dich durch kämpfen, bis zum Erfolg, ist eine Devise in unserer Gesellschaft, die so gut wie jedem mitgeteilt wird, um im Wettbewerb der Interessen, seine eigenen durchzusetzen und so Erfolg, sprich Karriere und Geld zu bekommen. Jeder soll schließlich Teil der Wohlstandsgemeinschft sein. Ohne Kampf Erfolg zu bekommen, ist den Menschen in unserer Gesellschaft ein Unding. Kampf ist die Wesenheit unseres Systems und spätestens ab Schulbeginn ist jeder von uns via Noten dazu verdammt, dem Kampf im eigenen Leben einen Hauptplatz einzuräumen. Wer das nicht tut, nicht will oder nicht kann, der wird später zum großen Berg der Verlierer gehören. Wer sich durchsetzt wird gewinnen.
Was bei alledem aber so gut wie vollkommen vergessen wird, ist die Frage danach, was dieses Verhalten in uns konditioniert hat und mit welcher Wahrheit wir den Kampf bedampft haben. Beantwortet man diese Fragen, so kommt man dahinter, dass der Kampf von uns allen unsere gesamten Probleme verursacht hat, die wir heute haben. Ein Professor Drosten ist in seinem Kampf gefangen, und zwar so ganz grundsätzlich mit seiner Welt, dass er das tun muss, was er gerade tut. Er ist ein gutes Beispiel für mich, wie der Kampf zum Wahn über die Wahrheit siegen kann. Das gilt auch für Frau Merkel oder Herrn Spahn. Aber es gilt ganz sicher für Millionen solcher Menschen, die sich selbst als Elite oder als ganz oben angekommen betrachten und die Geschicke dieser Welt lenken können.