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Der Feind im Inneren | Von Felix Feistel


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Ein Standpunkt von Felix Feistel.
Am frühen Morgen des 7. Dezember 2022 führte die Bundespolizei in mehreren Bundesländern Razzien durch, und nahm dabei 25 Menschen, darunter eine Richterin und ehemalige AfD-Abgeordnete, sowie einen 71 jährigen Adelsspross fest. Offiziell hieß es, dass es sich bei den Festgenommenen um sogenannte Reichsbürger handelte, welche die „Überwindung des Staates“ auch mittels Gewalt geplant hätten.
Dabei sollte die derzeitige Ordnung durch ein, in Grundzügen bereits ausgearbeitetes Staatssystem ersetzt werden. Auch politische Ämter sollen bereits vergeben worden sein. Unter den Festgenommenen befinden sich den Angaben zufolge auch ehemalige Bundespolizisten und aktive Soldaten der Bundeswehr. Sichergestellt wurden eine scharfe Schusswaffe, sowie einige Schreckschusspistolen. Der Staat hat uns alle, so soll man aus dieser Meldung wohl folgern, wieder einmal vor einer schlimmen, inländischen Bedrohung bewahrt. Gesprochen wurde von dem „größten Anti-Terror-Einsatz unserer Geschichte“. Darunter geht es mittlerweile kaum noch. Die Assoziationen sind eindeutig: Gewalt, Waffen, fanatische Ideologien, allesamt eine große Bedrohung für die öffentliche Ordnung. Das kennen wir alle schon aus der ständigen Bedrohung vom „islamistischen Terrorismus“.
Indes, die Geschichte lässt einen doch stutzig werden, sollte man länger als die für das Lesen der kurzen Meldungen benötigte Zeit darüber nachdenken. Schon lange werden die sogenannten „Reichsbürger“ als eine Bedrohung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung aufgebauscht, die Waffen horten, den Staat ablehnen und ihn am liebsten gewaltsam beseitigen wollen. Da ist eine bewaffnete Zelle, welche diese Pläne nun in die Tat umsetzen wollte, nur die logische Fortsetzung. Und doch passt hier einiges nicht wirklich zusammen.


Denn wenn die „Reichsbürgerbewegung“ angeblich eine so große Bedrohung ist, wenn es immer mehr Menschen innerhalb dieser vermeintlichen Bewegung gibt, wieso sind es dann gerade einmal 25 Menschen, die solche Umsturzpläne tatsächlich in die Tat umsetzen zu wollen scheinen?

Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie ein Umsturz mit so einem geringen Personaleinsatz überhaupt gelingen soll. 25 Menschen um einen ganzen Staat auszuhebeln, und auch auf kommunaler und Kreisebene den Staat abzuschaffen, wie es in den Meldungen heißt, erscheint doch etwas wenig. Auch eine einzige scharfe Waffe scheint für einen solchen Zweck doch ungeeignet. Es sieht sogar danach aus, dass der Waffenbesitz in diesem Fall sogar ganz legal war.
Nun mag auch der ein oder andere Soldat involviert gewesen sein, doch einen handfesten Umsturz ohne die ein oder andere Kompanie der Armee plus schwere Bewaffnung erscheint doch ein etwas gewagtes Unterfangen. Es ist kaum vorstellbar, dass dies dieser angeblichen Zelle nicht auch bewusst gewesen sein soll. Wenn nicht könnte man annehmen, dass eine tatsächliche Gefahr sowieso nicht bestanden hat. Denn dann wäre wohl kaum mehr als Dummheit im Spiel, die daran zweifeln lässt, dass die Beteiligten überhaupt etwas zustande gebracht hätten, was einer Gefährdung der Staatssicherheit auch nur ansatzweise nahe kommt.


Doch auf diese Ungewissheiten wissen die Medien eine Antwort: Der Plan der Terroristen habe vorgesehen, mittels elektromagnetischen Angriffen die Strominfrastruktur Deutschlands auszuschalten um bürgerkriegsähnliche Zustände herbeizuführen, in deren Verlauf sich das Volk ihnen dann in ihren Umsturzbemühungen angeschlossen hätte.

Das wirkt doch wie ein sehr gewagtes Unterfangen, das auf sehr viele Unwägbarkeiten und unkalkulierbare Risiken setzt. Denn wer garantiert schon, dass die Menge der Menschen sich ihnen anschließt, anstatt sie einfach zu ignorieren? Wie soll das Volk überhaupt von dem Umsturz erfahren, wenn mit dem Strom auch sämtliche Medien abgeschaltet werden? Hier sind doch einige arge Logiklöcher augenfällig.
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