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Der lange Weg in den Ukraine-Krieg | Von Wolfgang Effenberger


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Ein Kommentar von Wolfgang Effenberger.
Wolfgang Ischinger, ehemals Botschafter in den USA und Vorsitzender des Stiftungsrates der Münchner Sicherheitskonferenz, hat am 10. August 2022 in "Foreign Affairs", der Hauspostille des CFR, den Artikel „Deutschlands Ukraine-Problem - Europas größtes Land braucht Zeit, um sich auf eine gefährliche neue Welt einzustellen“1) veröffentlicht.
Was für ein Euphemismus! Hier geht es um den vorbereiteten dritten Weltkrieg.
Diese „gefährliche neue Welt“ wurde bereits im September 2014 – also nur wenige Monate nach dem vom Westen orchestrierten Maidan-Putsch – in dem US-Langzeitstrategiepapier des "Training and Doctrine Command" (TRADOC) 525-3-1 „Win in a Complex World 2020-2040“2) skizziert. Die US-Streitkräfte wurden dort angewiesen, sich auf den Abbau der Bedrohung durch Russland und China vorzubereiten. Im Februar 2017 erschien dann TRADOC 525-2-1 „The U.S. Army Functional Concept for Intelligence 2020-2040” Darin geht es um synergetische nachrichtendienstliche Fähigkeiten und Lösungen vorgeschlagen, „um das Lageverständnis zu unterstützen, das für den Sieg in einer komplexen Welt erforderlich ist“. Das Heer soll agile, anpassungsfähige, kulturbewusste und innovative Führungskräfte und Soldaten hervorbringen, „die den Befehlshabern und Einheiten die Informationen liefern, die sie brauchen, um gegen anpassungsfähige Gegner zu gewinnen“.3)
Alles dreht sich um das angelsächsische Prinzip „The Winner takes it all“. Das wird jedoch den Widerstand der restlichen Welt hervorrufen.
Am 5. September 2019 wurde im US- Repräsentantenhaus der Strategieplan der "Rand Corporation"4) vorgelegt. Unter dem Titel „Overextending and Unalancing Russia“5) (Überdehnung und Unausgewogenheit Russlands) – zeigt der Thinktank auf, wie Russland gezielt zerstört werden kann.
Russland soll an seiner verwundbarsten Flanke angegriffen werden. Vorgesehen sind Handels- und Wirtschaftssanktionen, der Ersatz von Europas russischen Gasimporten durch US-Flüssigerdgas sowie die Förderung von internen Protesten mit gleichzeitiger Diffamierung Russlands nach außen. Auf militärischer Seite sollten die USA hauptsächlich in strategische Bomber und Langstreckenraketen investieren, die gegen Russland gerichtet sind, und die NATO-Länder zum Aufstocken ihrer Streitkräfte in einer antirussischen Funktion zu bewegen. Neue, auf Russland gerichtete nukleare Mittelstreckenraketen in Europa, die auf Russland abzielen, gewährleisten eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit. Russland würde am Ende den höchsten Preis in der Konfrontation mit den USA zahlen.
Am 8. November 2021 wurde erstmals nach dem Ende des Kalten Krieges das 56. US-Artilleriekommando reaktiviert – ein Großverband der United States Army mit Sitz im Ortsbezirk Mainz-Kastel der Stadt Wiesbaden, der einem Zwei-Sterne-General untersteht. Der Befehlshaber, Generalmajor Stephen Maranian, erklärte am 3. November 2021: "Die Reaktivierung des 56. Artilleriekommandos wird den US-Streitkräften in Europa und Afrika bedeutende Fähigkeiten für multidomäne Operationen bieten... Es wird außerdem die Synchronisierung von gemeinsamen und multinationalen Feuern und Effekten sowie den Einsatz künftiger Boden-Boden-Langstreckenfeuer ermöglichen“6). Am 10. November 2021 berichtete die britische Zeitung „The Sun“ unter dem Titel „Dark Eagle has landed“7) von einem zum ersten Mal seit dem Kalten Krieg reaktivierten nuklearen, mit Hyperschall-Langstreckenraketen vom Typ "Dark Eagle" ausgerüsteten Verband der USA in Deutschland. 
Ein weiterer Aspekt der Rand-Strategie war die Bewaffnung der Ukraine mit dem Ziel, die Kosten für Russland zu erhöhen. Wie vom Westen erwartet, reagierte Moskau auf den politischen, wirtschaftlichen und militärischen Würgegriff am 24. Februar mit der Militäroperation in der Ukraine. Zwei Wochen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine schrieb der italienische Geograph und Geopolitiker Manlio Dinucci:
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