...sondern Teil des Krieges gegen Schwarze in den USA
Ein Standpunkt von Hermann Ploppa.
Auch nach dem Mord an dem US-Bürger George Floyd durch einen Angestellten der Polizeiwache von Minneapolis geht die Gewalt gegen Afroamerikaner unvermindert weiter. Insgesamt gesehen ist der augenblicklich in den USA tobende Bürgerkrieg eindeutig eine gewaltsame Reaktion auf das geschichtlich einmalige Regime, das seit Ausbrechen der Corona-Pandemie mit unerbittlicher Härte ausgeübt wird. Wenn über 20 Millionen Menschen in den USA in Folge der Pandemie von heute auf gestern ihren Arbeitsplatz verlieren und sie kaum nennenswerte Ersparnisse haben, dann sind solche Revolten die logische Folge. Und sie sind mit Gewissheit von den Herrschenden auch einkalkuliert worden.
Dass dennoch die soziale Explosion sich an einem Rassenkonflikt entzündet hat, ist geradezu zwangsläufig. Denn bis auf den heutigen Tag sind die US-Bürger afrikanischen Ursprungs bei den Arbeitslosen, Armen und bei den Gefängnisinsassen überrepräsentiert. So sind sie auch jetzt bei den Corona-Infizierten überrepräsentiert. Sie sind ebenfalls bei den jetzt durch Corona arbeitslos Gewordenen überrepräsentiert. In einem Land, in dem zwölf US-Präsidenten Sklavenhalter waren, hat es lange gedauert, bis den Schwarzen wenigstens auf dem Papier die vollen Bürgerrechte zuerkannt wurden. Viele Institutionen der USA lassen sich nach wie vor auf die Sklaverei in den USA zurückführen. Auch die dezentral organisierten Polizeistationen, die Police Departments, begannen oftmals als Slave-Patrols. Also als Bürgermilizen, die entlaufene Sklaven wieder einfingen.
Hinzukommt, dass unterschiedliche Völker im Laufe der Jahrhunderte nacheinander in die USA eingewandert sind und zunächst allesamt von den schon Ansässigen misstrauisch beäugt wurden. Diese neu Eingewanderten profilierten sich gerne, indem sie sich an Gewalt gegen Afroamerikaner aktiv beteiligten und auf diese Weise ein „Wir-Gefühl“ herstellten.
In meinem Buch „Hitlers amerikanische Lehrer“ habe ich die Dynamik dieses unruhigen „Schmelztiegels“ (Melting Pot) unter die Lupe genommen, um die Entstehung und Wirkungsweise von Rassismus und Faschismus erklären zu können.
Aus gegebenem Anlass ein kurzer Ausschnitt aus dem genannten Buch:
Bis in die 1920er Jahre wurden etwa 3.500 Afroamerikaner, aber auch Iren, Italiener und Juden, Opfer des Lynching. In der Zeit der Sklaverei gab es selbsternannte „Slave Patrols“ – Sklavenpatrouillen, die jeden frei herumlaufenden Afroamerikaner aufgriffen, aufhängten oder „nur“ auspeitschten.
An dieser Sitte hielt man auch nach der Befreiung der Sklaven fest. Der Staat griff nach Auffassung dieser selbsternannten Ordnungshüter nicht richtig durch, so dass der Bürger selber mit anzupacken hatte. Diese Selbstjustiz offenbart eine ausgeprägt sexualneurotische Seite. Der Männlichkeitswahn des weißen, machtlosen Machos muss sich an einem wehrlosen Opfer abreagieren.
Denn meistens werden junge schwarze Männer Opfer der Lynch-„Justiz“. Den Teenagern wird unterstellt, sie hätten ehrbare weiße Frauen aus der Gemeinde vergewaltigt oder gar umgebracht. Die Auffassung, der „Neger“ sei wesentlich potenter und triebhafter als der weiße Mann, mit einem wesentlich größeren Geschlechtsorgan gesegnet, dafür jedoch im Gehirn etwas defizitär ausgestattet, findet sich nicht nur an Südstaatler-Stammtischen, sondern auch in den schriftlichen Äußerungen der Geistesleuchten der Elite-Universitäten von Yale, Harvard und Princeton, die sich übrigens damals energisch gegen die Sklavenbefreiung ausgesprochen haben.
Und die ehrbaren Bürger entwickeln eine erstaunlich sadistische Erfindungsgabe. Sie bringen das Opfer nicht einfach um sein Leben. Sie peinigen es nach allen Regeln der Kunst.
Da ist zum Beispiel im Jahre 1916 Jesse Washington aus Waco, Texas.
Ein siebzehnjähriger geistig behinderter Afroamerikaner, der sein Geld als Landarbeiter verdient.