Ein Kommentar von Wolfgang Effenberger.
Der leitende strategische Analyst des US-Propaganda-Senders Fox News1), der 79jährige ehemalige hochdekorierte Vier-Sterne-General Jack Keane - ebenso von verschiedenen US-Universitäten mit Auszeichnungen überhäuft - bezifferte am 4. Oktober 2022 in diesem Sender jenen Anteil der amerikanischen Bevölkerung, der weiteren Hilfen für die Ukraine zustimmt, mit knapp 70 Prozent. Im US-Repräsentantenhaus ist dieser Anteil noch viel höher. So stimmten für den am 19. Januar 2022 (einen Monat vor Putins Angriff!) eingebrachten "Ukraine Democracy Defense Lend-Lease Act" 417 Abgeordnete bei 10 Gegenstimmen. Das kommt nicht überraschend. Fließen doch riesige Gewinne aus dem Rüstungsbereich in die Taschen Weniger, so können nun viele US-Amerikaner auf einen sicheren Arbeitsplatz hoffen. Dieses solide Ergebnis wird für Keane nur dadurch getrübt, dass es einige Republikaner im Kongress gibt, die „… immer einige Bedenken hinsichtlich der Ausgaben für die Ukraine geäußert haben“2). Zur Erinnerung: Die USA wurden von Präsidenten der Demokraten in die ganz großen Kriege geführt. Von Woodrow Wilson in den Ersten Weltkrieg und von Franklin Delano Roosevelt in den Zweiten Weltkrieg. Und nun ist Joe Biden dabei, die USA in einen Dritten Weltkrieg zu zwingen.
In der o.g. Fox News - Sendung verwies Keane auf den US-Haushalt von etwas über 6.000 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022, von denen etwa 1,1 Prozent (ca. 66 Milliarden USD) in die Ukraine investiert wurden. Rhetorisch geschickt beantwortet Keane seine Frage „Was bekommen wir für diese Investition?“ so: „Was wir also für 66 Milliarden Dollar bekommen, ist, dass die Ukraine kämpft, dass sie die russische Armee auf dem Schlachtfeld buchstäblich vernichtet, was sie um Jahre zurückwerfen und ihr die Möglichkeit nehmen wird, jemals unter Putin seine Ambitionen in Bezug auf die Rückeroberung einiger Sowjetrepubliken zu verwirklichen.“3)
Weiters nennt der Vier Sterne-General als Fazit, dass dadurch ein Krieg zwischen der NATO und Russland verhindert und sich damit auch das Risiko eines Atomkriegs verringern würde.
Zweifel scheint der General nicht zu kennen, vermutlich auch nicht das Zitat des berühmten chinesischen Generals, Militärstrategen und Philosophen Sunzi († um 496 v. Chr. in Wu): „Der Krieg ist ein Weg der Täuschung.“4) Kean sieht in Putin eine Macht im Niedergang und dessen einseitige Rohstoff-Wirtschaft im Keller. Keans Resümee:
„Wir hatten die Tendenz, ihn nicht ernst zu nehmen.“5) So versucht der General nun sein millionenfaches Publikum davon zu überzeugen, dass „das in der Ukraine ausgegebene Geld eine Investition in die Sicherheit der Zukunft Amerikas sei“. Das könnte sich jedoch als Trugschluss erweisen.
Unzweifelhaft scheinen die USA im sogenannten Westen ihren Propaganda-Krieg gegen Russland zu gewinnen. Doch im parallel laufenden Wirtschaftskrieg zieht Washington laufend den Kürzeren. Inzwischen hat sich die gesamte OPEC+ mit der Entscheidung, die Ölfördermenge zu kürzen, hinter den Kreml gestellt und ist nicht bereit ist, nach Bidens Pfeife zu tanzen. Dieser Schritt scheint in den USA angesichts der hohen Inflation und der steigenden Benzinpreise wenige Wochen vor den Kongress-Zwischenwahlen den Demokraten im Wahlkampf Sorgen zu bereiten. So will der demokratische Senator Richard Blumenthal im Gegenzug per Gesetz alle US-Waffenlieferungen an Saudi-Arabien stoppen: „Ich bin wütend, dass Saudi-Arabien Wladimir Putin hilft, Ukrainer zu töten und Kriegsverbrechen zu begehen.“6) Und der demokratische Abgeordnete Ro Khanna ergänzt zum Thema Saudi-Arabien: „Sie bekommen fast 73 Prozent ihrer Waffen aus den Vereinigten Staaten. Wir sind buchstäblich für die gesamte Luftwaffe Saudi-Arabiens verantwortlich. Wenn wir wegen Putin in einer Krise sind, wenn wir mehr an der Zapfsäule bezahlen, sollte ein Verbündeter, dem wir seit Jahrzehnten helfen, versuchen, uns Amerikanern zu helfen.