Share Der Wandel entlang des RurUfer-Radwegs
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By RurUfer-Radweg
The podcast currently has 17 episodes available.
Hier an der Grenze konnte man früher mit Kaffee bare Münze machen.
"Genau hier auf holländischer Seite, steht seit der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieges ein Haus, im Volksmund schon immer „Et Männke“ genannt. So hießen der Laden und die Gaststätte, die vom Geschwisterpaar Harry und Mie betrieben wurden. Und dort gab es so herrlichen und günstigen Kaffee, wie man ihn bei uns nie bekommen hätte.
Das Problem: früher war der Grenzübertritt an dieser Stelle verboten. Nach Holland durften wir nur am offiziellen Grenzübergang und nur mit gültigem Reisepass einreisen – nach einer gründlichen Kontrolle der Zöllner versteht sich!
Das war aber auch der Grund, weshalb das Geschäft bei Harry und Mie so florierte. An der Rückseite des Hauses gab es nämlich ein Loch in der Hecke und eine unscheinbare Hintertür, durch die wir alle regelmäßig ein- und ausgingen. Bis 1953 war die Kaffeesteuer ja so hoch, zuletzt 10 DM pro Kilo, dass wir uns unseren Kaffee bald nicht mehr hätten leisten können – hätte es da nicht „Et Männke“ gegeben.
Eine Geschichte ist besonders hängen geblieben: Seit Generationen war es hier in Effeld Brauch, dass am Kirmesmontag die Schützenbruderschaft nach der Messe gemeinsam über die Grenze nach „Et Männke“ marschierte. Einmal, um den billigen Genever zu trinken, aber auch um ordentlich Geld zu sparen! Zudem sollten Harry und Mie etwas verdienen, da sie sich beim alljährlichen Effelder Königsball immer sehr spendabel zeigten.
An einem Montagmorgen vor einigen Jahrzehnten war es mal wieder so weit. Der Schützenmajor wunderte sich noch über die große Beteiligung, denn sogar die halbe Jungfrauen-Kongregation marschierte im Gefolge. Nach etwa 2 Stunden bei Harry und Mie machten wir uns alle dann wieder auf den Rückweg.
Die Stimmung war famos: die Musik bliess aus allen Knopflöchern. Jeder Schütze hatte ein Mädchen im Arm und der aufmerksame Beobachter musste feststellen, dass sich alle in dieser kurzen Zeit sehr verändert hatten. Wie pralle Hafersäcke sahen die Rock- und Hosentaschen aus. Die Federhüte saßen erstaunlich hoch auf den Köpfen und die Damen hatten in den zwei Stunden merklich an Körperform zugenommen. Mühsam schleppten zwei Schützenkameraden die dicke Trommel und die Schläge auf dem Kalbsfell klangen auffallend dumpf.
An der Grenze am Anfang des Dorfes standen drei Zöllner. Sie waren schon seit einiger Zeit in Effeld stationiert und kannten den alten Brauch. Der Schützengeneral erfasste die Situation blitzartig. Als die Spitze des heiteren Schützenzuges bei dem Zöllnertrio angelangt war, erscholl sein Kommando „Achtung, die Augen links“.
Und mit pochendem Herzen, aufgeblähten Taschen und spannenden Röcken marschierte die Schützen im Stechschritt an den dreien vorbei. Den Zöllnern schwoll bei dieser Achtungsbezeugung die Brust! Der eine zwirbelte seinen Schnäuzer, der andere legte gelassen die Hand an den Mützenschirm zum Dank und Gruß.
In Effeld angekommen, machten wir Schützen Halt an der Wirtschaft. Kaum war das „Weggetreten“ verklungen, da stob der ganze Zug wie eine erlöste Herde auseinander. Alle eilten nach Hause und verstauten das wertvolle Gut. Nachmittags waren alle Schützen und ihre Bräute dann wieder zur Stelle. Diesmal jedoch gestriegelt und schlank und rank wie eh und je.
In allen Häusern hat es während dieser Kirmes besonders lieblich nach Kaffee geduftet. Die Zöllner kamen abends ebenfalls zur Kirmes und wurden natürlich von der Schützenbrüderschaft ausgiebig ausgehalten."
Lust auf mehr? Dann hör Dir auch gleich noch die anderen Geschichten an! Oder erlebe sie einfach selbst auf Deiner Tour zwischen der Quelle im Hohen Venn bei Botrange in Belgien und der Mündung in die Maas bei Roermond in den Niederlanden.
Bis bald und eine gute Fahrt für Dich auf dem RurUfer-Radweg!
Infos und Tipps für Deine individuelle Tour auf dem RurUfer-Radweg findest Du auf www.rurufer-radweg.de
Ich bin Ingenieur, Architekt und Forstwirt – alles in einem.
"Gefällt Dir meine Arbeit? Immerhin habe ich in der Gegend hier schon einiges bewegt und einige meiner Bauwerke sind ja durchaus bemerkenswert. Wobei ich zugeben muss, dass nicht alles von mir ist: mein Großvater war 2005 der erste, der hier in der Gegend seit langer Zeit mal wieder Zahn angelegt hat. Und mein Großvater war es auch, der mir beigebracht hat, was es heißt ein Biber zu sein: nämlich Ingenieur, Architekt und Forstwirt – alles in einem.
Immerhin analysiere ich ganze Flusssysteme, um zu prüfen, wo ich mit meiner Familie Dämme errichten muss, damit Wasser aufgestaut wird und wir unsere Burg bauen können. Das ist gar nicht so einfach, denn das Wasser muss so tief sein, dass wir problemlos darin schwimmen können, und der Teich auch im Winter nicht bis zum Boden durchfriert. Das ist besonders wichtig, da der Eingang zu unserer Burg immer unter Wasser liegt. Einerseits sind wir so vor Angreifern geschützt und können andererseits auch im Winter noch nach Knabbereien tauchen.
Für unsere Bauprojekte beschaffen wir uns übrigens auch die Materialien selbst: Das heißt Bäume auswählen, fällen, zerkleinern und alles bis zum Damm oder der Burg schleppen. Das ist teilweise echt ganz schön viel Arbeit, daher naschen wir auch schon mal den ein oder anderen jungen Trieb zwischendurch.
Übrigens – neben euch Menschen sind wir Biber die einzigen Säugetiere, die so aktiv in die Natur eingreifen! Ob das Konfliktpotential hervorbringt? Na und ob! Aber mein Großvater hat mir einmal beigebracht: actio = reactio. Sprich: jede Kraft erzeugt eine Gegenkraft.
In meinem Fall bedeutet das zwei Dinge: Wenn ich aus einem fließenden Bach einen Teich mache, dann vertreibe ich zwar Libellen, die auf Fließgewässer angewiesen sind. Aber andererseits freuen sich Arten wie der Eisvogel über steile Uferwände für ihre Brutröhren. Diese entstehen, wenn ich das Ufer so lange untergrabe, bis es abrutscht. Wie ihr seht, sorge ich ganz nebenbei für einen steten Wandel in der Natur. Die verkraftet das in der Regel auch wirklich gut.
Eine andere Spezies sieht die Sache hingegen etwas weniger entspannt: Bauern oder Gemeindearbeitern zum Beispiel. Die beschweren sich nämlich manchmal, weil ein Radweg einzustürzen droht, ein Acker plötzlich ein paar Quadratmeter kleiner oder gar überflutet wird. Aber hey, so ist das, wenn wir uns hier im Kreis so eng auf den Pelz rücken.
Allerdings zeigen mir die Kollegen vom Umweltamt mittlerweile, welche Bäume tabu sind und binden Metallgitter drumherum, spannen Elektrozäune oder bemalen die Stämme der Bäume mit einem Anstrich aus Leim und Quarzsand. „Wöbra“ nennen sie das – das schmeckt echt nicht gut und der Sand quietscht auch noch fürchterlich zwischen den Zähnen: Jedenfalls klappt das ganz gut und wir werden uns so langsam einig, wer was darf und was nicht.
Manchmal, wenn wir überhaupt keine gemeinsame Lösung finden können, dann kommt es aber auch schon mal vor, dass ich umgesiedelt werde. Dorthin, wo es dann für alle Beteiligten entspannter ist. Das Umsiedeln scheint hier in der Region ja auch nichts Ungewöhnliches zu sein, wie mir die Leute aus Pleusshütte und Inden erzählt haben.
Mir und meiner Familie gefällt es jedenfalls super hier an der Rur. Das ist wirklich ein traumhaft schönes Zuhause und mit den Nachbarn werden wir uns bestimmt auch irgendwann einig. So, ich muss dann auch mal wieder. War nett mit Ihnen zu plaudern. Ach und wenn Sie die Augen offenhalten, sehen Sie bestimmt eines unserer Bauwerke oder zumindest Spuren unserer Arbeit. Sie wissen ja: wo genagt wird, fallen Späne."
Bis bald und eine gute Fahrt für Dich auf dem RurUfer-Radweg!
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Die Rur als Gewässer erfährt jetzt einen erneuten Wandel, der sie wieder dahin zurückbringen soll, wo sie einst gewesen ist: leicht, unbeschwerlich, natürlich.
"Als ich noch ein Kind war, damals in den 1940er Jahren, da war die Rur noch ein ganz anderer Fluss. In vielen Kurven schlängelte sie sich ganz wild durch die Region, hatte klare Buchten und Windungen und brachte mal viel und mal weniger Wasser mit sich.
Im Sommer, wenn die Rur unter der heißen Sonne und mit nur wenig Wasser ganz langsam dahinfloss, waren alle Kinder der Umgebung am Wasser. Wir haben hier alle in den seichten Stellen des Flusses das Schwimmen gelernt.
Als wir größer waren, sind wir dann an den tieferen Stellen sogar von Bäumen aus hineingesprungen. Mein Vater hat mir damals an den Wochenenden hier das Angeln beigebracht. Wir haben damals sogar noch Lachse gefangen, stellen Sie sich das mal vor.
Im Winter, als die Rur regelmäßig über die Ufer trat und die angrenzenden Wiesen meterweit unter Wasser setzte, verdienten wir uns an den Wochenenden und nach der Schule auch ein paar Mark mit dem Hochwasser dazu: weil das Wasser dann manchmal bis zum Ortsrand reichte, konnten wir ganz einfach die Autos der Nachbarn waschen, ohne Wassereimer schleppen zu müssen.
Und wenn die überschwemmten Wiesen zugefroren waren, nutzen wir die natürlich, um auf der Eisfläche zu „höscheln“. So nannten wir das damals, wenn wir mit viel Anlauf und unseren Schuhen über das Eis gerutscht sind. Schlittschuhe hatten damals ja noch die wenigsten Kinder. Aber Spaß hat es auch so gemacht.
Aber die Rur war damals natürlich nicht nur ein Spielparadies für uns Kinder. In den Überschwemmungsgebieten haben die Korbmacher der Region ihre Weiden angebaut. Die prägten damals die ganze Landschaft und lieferten ihnen die Rohstoffe für ein gutes Auskommen.
Weil die Rur mit ihren vielen Überschwemmungen aber so unberechenbar war, stellte sie für die Menschen, die hier am Fluss lebten oder die Handwerker, die hier ihre Werkstätten hatten, aber auch schon immer eine Bedrohung dar.
Meinem Onkel ist das noch öfters passiert. Der war einer dieser Korbmacher hier an der Rur. Der kam im Frühjahr oft nicht mehr in seine Werkstatt, weil die einen Meter unter Wasser stand. Seine fertigen Waren musste er immer auf den Dachboden bringen um sie dort sicher aufbewahren zu können.
Und um dieses Risiko einzudämmen, wurden Anfang des 20. Jahrhunderts die Rur dann stark verändert. Im Oberlauf haben sie Talsperren gebaut, im Mittel- und hier im Unterlauf den einst so wilden Flussverlauf begradigt, überall haben sie Wehre und kleine Staustufen installiert und oben drauf die Rur dann auch noch eingedeicht und in ein noch engeres Korsett gezwängt.
Bei Hochwasser konnte das Wasser auf diese Weise zwar schneller abgeführt, die saisonalen Schwankungen durch die Stauseen ausgeglichen und dort, wo früher Feuchtwiesen und Auen waren konnten die Flächen nun als Felder für die Landwirtschaft genutzt werden.
Aber das war natürlich auch das Ende der wilden Rur, wie ich sie aus meiner Kindheit kannte. Darum gibt es heute auch keine Lachse mehr: denn wegen der vielen Wehre können die nicht mehr zum Laichen bis in den oberen Rurlauf wandern.
Aber, so langsam merken die Leute, dass das, was man früher gemacht hat auch nicht immer gut war und denken heute wieder andersherum: Der Uferlauf wird wieder endgradig, ehemalige Altarme wieder angeschlossen und sogar Wehre werden vollständig zurückgebaut, damit sie für die Lachse und andere Flusstiere keine Hindernisse mehr darstellen.
Und durch diesen zweiten Wandel, den die Rur nun durchläuft, kann ich mit meinen Enkeln die natürliche Schönheit der Rur wieder kennenlernen – beim Angeln zum Beispiel. Und Dank der Renaturierung nisten nun hier auch wieder andere Vögel, wie beispielsweise der Eisvogel."
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Nach gut 400 Jahren kann ich mich in meiner Residenzstadt Jülich immer noch zu Hause fühlen.
"Ich darf mich kurz vorstellen: Wilhelm V., Herzog von Jülich, Kleve und Berg, Graf von der Mark und Ravensberg und Herr von Ravenstein – um nur einige meiner wichtigsten Titel zu nennen. Nach meinem Tod 1592 nannte man mich übrigens auch „der Reiche“. Bereits im Jahr 1538 wollte ich die strategisch bedeutende, an dem Fluss Rur liegende Stadt Jülich, zu einer starken Festung ausbauen.
Denn die mittelalterliche Stadtmauer, von der noch der Hexenturm am westlichen Ende der Innenstadt kündet, war spätestens seit dem frühen 16. Jahrhundert nicht mehr zur Verteidigung gegen die nun schwere Artillerie mit ihren großen Geschützen geeignet.
Ich hatte gerade mit dem in den Niederlanden tätigen Architekten Alessandro Pasqualini aus Bologna Kontakt aufnehmen lassen, als die Stadt Jülich Pfingsten 1547 zu einem großen Teil ein Raub der Flammen wurde. Für den tüchtige Pasqualini aber tatsächlich eine glückliche Fügung, denn so konnte er durch diese Zerstörung Jülich nun völlig neugestalten.
Er entwarf neben der Zitadelle mit dem Residenzschloss auch gleich eine fünfeckige Stadtbefestigung und eine innerstädtische Bebauung auf einem weitgehend neuen Grundriss. Im Zentrum der neuen Stadt plante er einen großen Platz – den heutigen Marktplatz -, der den Soldaten der Festung zugleich als Aufmarschplatz dienen sollte. Von hier aus konnte man auch in allen Himmelsrichtungen auf die Festungswälle blicken, welche die Stadt vollständig umgab.
Die Straßen legte der findige Architekt so breit an, dass Truppen schnell und einfach von einem Ende der Festung zum anderen gelangen konnten. Die zweigeschossigen Häuser mussten weitgehend aus Stein errichtet werde, damit es nicht noch einmal zu so einem verheerenden Brand kommen konnte. Zudem sollten die Dachtraufen parallel zur Straße und die Häuser keinerlei Vor- und Rücksprünge aufzeigen. Denn niemand sollte in den Straßen Deckung finden können. Und von der neuen Zitadelle aus, konnte schließlich die gesamte Stadt überwacht werden.
Nicht, dass ich meinen Untertanen nicht traute, aber die Sicherheit ging vor. Zudem unterstrich die mächtige Zitadelle mit ihren Wällen und Bastionen meine herausgehobene Stellung im Staat.
Nachdem mein Sohn, Herzog Johann Wilhelm I., aber im Jahr 1609 gestorben war, ohne einen Nachkommen gezeugt zu haben, brach ein heftiger Streit um die Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg aus. Zwei Mal wurde die Festung Jülich belagert und eingenommen.
So kam es, dass sämtlicher höfischer Glanz aus Jülich verschwand und hier von nun an für mehr als drei Jahrhunderte das Militär das Sagen hatte. Die Festung wurde immer weiter ausgebaut, um eine Antwort auf die sich stetig verbessernde Waffentechnik zu finden. Zahlreiche Vorwerke entstanden und um 1800 bauten die Franzosen auf der linken Rurseite sogar ein völlig neues Festungswerk, den Brückenkopf, zur Sicherung des Rurübergangs.
Nach 1815 steckten die Preußen dann noch einmal viel Geld in die Festung. In der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Festung Jülich jedoch die besten Zeiten hinter sich. Deshalb beschloss man 1859, den Festungsstatus von Jülich aufzuheben. Die Stadtbefestigung wurde weitgehend geschleift. Zitadelle und Brückenkopf blieben aber bestehen, da man sie als Übungsgelände für eine Unteroffizierschule nutzte. Die innerstädtische Bebauung aber behielt die Grundstruktur des 16. Jahrhunderts.
In den 1930er Jahren wurde dann eine umfassende Sanierung der Innenstadt geplant. Der Aachener Professor für Städtebau, René von Schöfer, hatte erkannt, was meinem Architekten Pasqualini mit der idealen Stadtanlage des 16. Jahrhunderts für ein herausragender Entwurf gelungen war.
[...]
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Erst meine Heimat, dann der Tagebau, in 20 Jahren Schiffe: So greifbar und doch so abstrakt wie hier, ist der Begriff „Wandel“ wohl an kaum einem anderen Ort.
"Dort vorne, direkt vor Dir, wurde ich 1972 geboren: mitten im Loch des Tagebaus. Naja zumindest dort, wo einst das Dorf Alt-Inden stand. Denn dort bin ich aufgewachsen, zur Schule gegangen und habe meinen ersten Freund heimlich hinter der alten Turnhalle geküsst.
Schon seit den 50er Jahren wird hier in Inden Braunkohle abgebaut. Mein ganzes Leben schon ist er da gewesen, der Tagebau. Ich kenne diese Landschaft gar nicht ohne. Am Anfang wurde noch dort gegraben, wo lediglich Wälder, Wiesen und Felder waren; im Laufe der Zeit mussten dem Tagebau dann aber auch Orte weichen – zehn insgesamt – und mit ihnen natürlich auch die Menschen, die dort wohnten. Das Dorf in dem ich als kleines Kind aufgewachsen bin und mit dem meine gesamten Kindheits- und Jugenderinnerungen verbunden sind, war eines von diesen zehn. 1989 wurden wir umgesiedelt; das letzte Dorf, Pier, verschwand 2015.
Die Region hat eine lange Bergbauhistorie, viele Arbeitsplätze und ein Großteil des Wohlstandes, den sich die Leute hier erarbeitet haben, sind und waren untrennbar mit dem Tagebau verbunden. Er hat der Region viel gegeben! Und als die Umsiedlung im Raum stand gefiel natürlich vielen der Gedanke, alt gegen neu zu tauschen: in neu gebauten Häusern und neu angelegten Siedlungen zu wohnen.
Aber dennoch kann ich nicht verhehlen, dass die Umsiedlung auch mit Leid verbunden war. Es ist ja nicht nur so, dass Menschen nur an materiellen Dingen hängen: an ihrem Zuhause, ihrer Dorfkneipe oder an ihrer Kirche. Nein, auch gerade die menschlichen Kontakte: die Nachbarn, die Dorfgemeinde, die Freunde aus dem Fußball- oder Schützenverein. All das, war mit der Umsiedlung Geschichte.
Meine Eltern, die mit mir umgesiedelt waren, hat es besonders hart getroffen. Mit viel Herzblut hatten sie ihr altes Häuschen in Alt-Inden aufgebaut. Es war vielleicht nicht sehr modern, aber es genügte ihnen und es war ihr Zuhause. Mit der Umsiedlung bekamen sie zwar eine gute Entschädigung, für die Errichtung eines neuen Hauses mussten sie sich aber dennoch erneut verschulden.
So richtig angekommen sind sie in ihrem neuen Zuhause auch heute noch nicht. Neues Haus, neue Wege, neue Nachbarn, an so etwas gewöhnt man sich im Alter ja nicht mehr so schnell.
Bei mir ist das anders: Ich erwische mich zwar immer noch dabei, wie Wehmut in mir aufsteigt, wenn ich einen Blick auf das große Loch werfe und an meine alte Heimat denke, aber den Wandel habe ich schon deutlich besser weggesteckt als meine Eltern. Ich war ja noch jünger und habe das anders verarbeitet, im Kopf, im Herzen und in der Seele.
Und meine Kinder und Enkel? Die kennen es kaum mehr anders, für sie ist Inden/Altdorf – der Ort in dem wir heute wohnen – ihre Heimat.
In 20 Jahren stehen wir hier nämlich direkt am Ufer eines Sees. Wenn der Tagebau eingestellt ist, wird dieses riesige Loch mit Wasser gefüllt und sich zum größten künstlichen Freizeitsee in Nordrhein-Westfalen entwickeln. Ab 2035 wird der See voraussichtlich schon genutzt werden können und 2065 soll dann der endgültige Pegelstand erreicht sein. Baden, Segeln, am Strand liegen und den Blick über das Wasser schweifen lassen – all das wird dann hier am „Indeschen Ozean“ möglich sein!
Der See wird zu einem neuen Ankerpunkt für die ganze Region mit hohem Freizeitwert und gänzlich neuen Perspektiven der Landschaft – und damit sicher auch zu einem großen Pflaster für die Seelen der Leute, die durch den Tagebau so vieles aufgeben mussten."
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Düren ist heute eines der führenden Zentren der Papierindustrie in Europa.
"Hier in der Schublade müsste doch irgendwo das Briefpapier mit dem schönen Wasserzeichen sein. Ach ja, hier. Mein alter Füllfederhalter liegt hier, sehr gut. So jetzt aber:
Meine liebste Enkelin Sophie,
Angefangen hat alles mit unserer Rur, die ich auch gerade so schön durch das offene Fenster vor mir glucksen höre. Denn, wie du vielleicht weißt, braucht es gutes Wasser, um gutes Papier herzustellen. Und weil für diesen Prozess sehr viel und vor allem weiches, also kalkarmes Wasser gebraucht wird, hat hier an der Rur, die diese Voraussetzungen hat, schon vor über 400 Jahren die Papierherstellung in den ersten Papiermühlen begonnen. Durch das milde Klima in unserer Gegend wuchsen auf den Feldern um Düren die Flachspflanzen besonders gut. Aus diesen hat man Leinen gewonnen und daraus Kleidung gemacht.
Wenn die Kleidungsstücke verschlissen waren, wurden sie Lumpen genannt und waren bei Papiermachern begehrt, denn diese waren früher der Hauptrohstoff zum Papiermachen. Und um auf einem Briefpapier mit dem Füllfederhalter schreiben zu können, muss das Papier mit Leim bestrichen werden. Sonst könntest du gar nicht lesen, was ich schreibe, weil die Tinte verlaufen würde. Die Papiermacher kochten früher ihren Leim aus Schafsfüßen, denn Schafe gab es hier an der Rur ebenfalls zuhauf. Die Wolle der Schafe wurde nämlich auch zur Herstellung von Filztüchern genutzt, die gebraucht wurden um den nassen Papierbogen abzulegen und zu pressen.
In den vergangenen Jahrhunderten, haben dann 70 Papiermühlen die Region hier um Düren, zum Zentrum der deutschen Papierherstellung gemacht. Das „Silicon Valley der Papierindustrie“ nennen Sie es heute, weil sich noch über 160 Firmen, mit der Papierherstellung, -verarbeitung oder -zulieferung beschäftigen.
Um ihre Mühlen antreiben zu können und immer genügend Wasser für die Herstellung des Papiers zu haben, haben die Papiermüller schon sehr früh Mühlenteiche angelegt, Wehre gebaut um, damit immer einen gleichmäßigen Wasserlauf zu garantieren. Einige dieser Teiche kann man sogar heute noch sehen. Jedenfalls ist Düren schon seit langer Zeit aufgrund der guten Wasserqualität der Rur und der langen Erfahrung in der Herstellung und Verarbeitung von Papier im ganzen Land und darüber hinaus bekannt.
Sogar unsere Verfassung wurde auf Papier aus der Dürener Region gedruckt. Darauf sind hier natürlich alle total stolz. Ganz viele Papierbetriebe reihen sich entlang der Rur wie Perlen auf einer Kette, und im Dürener Stadtkern steht sogar noch eine Papierfabrik, die im Jahr 1710 von „Rüttger von Scheven“ gegründet wurde. Die ist sogar noch in Betrieb!
Wenn du mich mal wieder besuchen kommst, fahren wir mal mit dem Rad die Rur entlang und schauen uns die Papierlandschaft genauer an. Dann besuchen wir auch das Papiermuseum, dort wird die Geschichte des Papiers und deren Bedeutung in der heutigen Zeit präsentiert. Danach kaufe ich dir auch so ein schönes Dürener Papier, auf dem du in Zukunft deine Briefe schreiben kannst. Ich hoffe, du weißt jetzt, woher mein schönes Papier stammt und kommst mich bald wieder einmal besuchen!
Liebe Grüße, deine Oma Erna
So, jetzt nur noch in den Umschlag … die Briefmarke aufkleben … Mensch was nicht alles aus Papier ist … so fertig. Ach ja, fast zu schön, um ihn zu verschicken."
Lust auf mehr? Dann hör Dir auch gleich noch die anderen Geschichten an! Bis bald und eine gute Fahrt für Dich auf dem RurUfer-Radweg!
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Der älteste noch existierende Industriestandort auf dem europäischen Festland hat den Wandel der Zeit überdauert.
"Willkommen in Kreuzau-Schneidhausen! Willkommen am Stammhaus der Hoesch- Familie! Mein Name ist Hermine Hoesch, und ich bin Teil der bewegten Vergangenheit einer der bedeutendsten Industriellenfamilien in Deutschland.
Industrialisierung und der Name Hoesch – das gehört hier in der Region eng zusammen und hat auch schon lange Tradition. Nicht umsonst gilt unser Stammhaus als der älteste noch existierende Industriestandort auf dem europäischen Festland. Dabei fing alles ganz klein an:
Mit einer Genehmigung für eine Eisenschneidmühle, die mein Vorfahr Leonard Hoesch im Jahr 1742 erhielt, begann genau an diesem Ort die Geschichte unserer Familie. Bereits ein Jahr später wurde der Bau, vor dem Sie jetzt stehen, errichtet.
Seit dieser Gründung hat unser Unternehmen und mit ihm unsere Familie den Wandel der Zeit überlebt: Kriege, Frieden, Zerstörung und Wiederaufbau prägten uns und führten uns durch gute und schwere Zeiten. Doch mit Entschlossenheit, Mut, Intelligenz und unternehmerischem Geschick ging es immer weiter.
Und neben allen wirtschaftlichen Veränderungen war ich selbst an diesem Ort der Vorreiter eines gesellschaftlichen Wandels: Als eine der ersten Frauen überhaupt, war ich es, die Ende der 1930er Jahre ein Unternehmen leitete! Mein Mann Lothar – eigentlich für diese Aufgabe vorgesehen – war nicht geeignet, die Firma mit den damals rund 300 Arbeitern und Angestellten in richtiger Weise zu führen.
Glücklicherweise erkannte dies meine Schwiegermutter und machte sich auf die Suche nach einer Frau mit Grips und Energie, die die zu diesem Zeitpunkt heruntergewirtschaftete Firma auf Vordermann bringen konnte. Da kam ich gerade recht! Mit nicht mal fünfzig Kilo geballter Energie machte ich mich ans Werk und räumte den Laden auf – und das mit Erfolg!
So gelang mir der Beweis, dass eine Frau an der Spitze einer Firma durchaus akzeptabel war und nicht etwa eine Unmöglichkeit, wie es zu dieser Zeit noch in den meisten Köpfen der konservativen Dürener verankert war. Und nicht nur im Beruf saß ich am Steuer: Die erste Frau, die in Düren ein Automobil fahren durfte, war nämlich auch ich."
Lust auf mehr? Dann hör Dir auch gleich noch die anderen Geschichten an! Oder erlebe sie einfach selbst auf Deiner Tour zwischen der Quelle im Hohen Venn bei Botrange in Belgien und der Mündung in die Maas bei Roermond in den Niederlanden. An den interaktiven Rast- und Erlebnisstationen entlang der Strecke erzählen Zeitzeugen eindrucksvoll über ihr Leben an und mit der Rur.
Bis bald und eine gute Fahrt für Dich auf dem RurUfer-Radweg!
Infos und Tipps für Deine individuelle Tour auf dem RurUfer-Radweg findest Du auf www.rurufer-radweg.de
Der Biber wurde verfolgt und beinahe ausgerottet – jetzt ist er wieder da.
"Es gab Zeiten, da war Europa von Gibraltar bis zum Nordkap flächendeckend vom Biber besiedelt, nur auf Irland und Island, gab es keine – umso mehr dafür hier, wo wir uns befinden: in der Eifel.
Im 18. Jahrhundert war der Biber aber beinahe ausgerottet. Denn er war begehrtes Jagdgut: Da der Biber schwimmt, einen geschuppten Schwanz und Schwimmhäute zwischen den Pfoten hat, zählte er früher zu den Fischen. So war es den Gläubigen erlaubt, auch in der Fastenzeit Biber zu essen. Und sein Fleisch muss wohl vorzüglich schmecken. Das dichte Fell war darüber hinaus begehrt für Hüte. Das Drüsensekret, Bibergeil genannt, wirkt antibakteriell und galt damals als Wunderheilmittel gegen Gicht und allerlei Wehwechen.
Die rücksichtlose Verfolgung führte dann dazu, dass es um 1850 herum keinen Biber hier in der Eifel mehr gab. Weltweit waren sogar nur noch 2.000 Exemplare übrig.
Im Juli 1981 hat es dann hier in der Eifel wieder mit dem Biber angefangen: Drei Biberpaare aus einer Zuchtstation in Polen wurden im Tal der Weißen Wehe, etwa 10 Kilometer von hier entfernt, ausgewildert. Sechs weitere Tiere haben wir dann wenig später ausgesetzt und innerhalb von 5 bis 6 Jahren haben sie sich so rasant vermehrt, dass schon gegen Ende der 90er Jahre wieder über 100 Biber in der Eifel lebten. Das war wirklich eine Erfolgsstory!
In den folgenden Jahren haben sich die schlauen Tierchen dann in der ganzen Eifel und bis ins Hohe Venn ausgebreitet. Der ein oder andere Obstbaum in den Gärten der Rur-Anwohner ist Ihnen am Anfang zwar noch zum Opfer gefallen, aber mittlerweile haben sich alle gut arrangiert.
Und da die Tiere auch an Land gut Strecke machen können, finden sich die Nachkommen der ursprünglich sechs ausgewilderten Paare heute sogar in der Maas in den Niederlanden. Das konnten wir daran erkennen, da in den Niederlanden ausschließlich Biber aus der Elbe ausgewildert wurden. Und die haben ein deutlich helleres Fell, als unsere fast schwarzen Biber, die ja aus den Masuren in Polen stammten.
Und heute zählen wir wieder rund 600 bis 800 Biber alleine in der Nordeifel – Tendenz weiter steigend. Was wir damals nicht ahnten? Die Rückkehr des Bibers ist heute in der Eifel und entlang der Rur kaum mehr zu übersehen.
Die Biber besiedeln nicht nur die unterschiedlichsten Landschaften, sie gestalten diese auch wie keine zweite Tierart nach ihren eigenen Vorstellungen. Mich begeistern sie damit immer wieder, geärgert haben sie mich allerdings auch schon! Aber so ist das nun einmal. Eben ein Geben und Nehmen. Dass das Wiederansiedlungsprojekt der Biber in der Eifel aber ein so großer Erfolg wird, war vor Anfang der 90er Jahre nicht abzusehen."
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Als aus Wasser Strom wurde, kam Licht ins Dunkel der Eifel.
"Es ist schon etwas seltsam. Früher war in diesem Jugendstilbau der Lärm so ohrenbetäubend, dass sich der Obermaschinist nur mit Trillerpfeife und Glocke bemerkbar machen konnte. Ich hatte meine Arbeitssachen an, war mit Öl beschmiert und von der Arbeit an den wärmestrahlenden Maschinen durchgeschwitzt. Und jetzt, sitzen hier Frauen in schicken Kleidern und Männer in ihren besten Anzügen und hören Mozart, Rachmaninow und Bartholdy. Aber von vorne:
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war diese Gegend eines der schwerst zugänglichen, ärmsten Gebiete am Rande des Deutschen Reiches. Die Menschen hatten mit Hungersnöten und Krankheiten zu kämpfen. Mit dem Bau des Wasserkraftwerks hier in Heimbach im Jahr 1904 wurde das „Armenhaus der Nation“ dann aber zum Vorreiter in Sachen Innovation. Der Grund hierfür war die geographische Lage: Die Rur und die Urft führten mal zu viel und mal zu wenig Wasser, Trockenheit und Überschwemmung wurden zum Problem der anliegenden Fabriken. Ein Stausee sollte dieses Problem lösen – und dort, wo Wasser gestaut wird, kann auch Strom produziert werden. Und so baute man neben der Staumauer auch einen 2.748 m langen Stollen hierher nach Heimbach. Seitdem fließt das Wasser von der Urfttalsperre, durch das natürliche Gefälle von 110 Metern, einmal quer durch den Kermeter und kann hier in Strom umgewandelt werden.
Der Strom in der Eifel führte dann auch zu einer echten Kulturveränderung: Wenn es früher im Winter dunkel wurde, mussten die meisten Tätigkeiten eingestellt werden. An Lesen oder Arbeit im Freien war nicht zu denken. Die Haushalte besaßen Petroleumlampen, die bestenfalls in wenigen Zimmern ein Schummerlicht erzeugten.
Der Hof, der Stall, die Schlafräume waren finster. Zwar kannten größere Ortschaften Straßenbeleuchtung mit Gas, in den kleineren war das aber nicht an der Tagesordnung. Als in der Eifel dann das Licht anging und der Mensch über die Nacht „siegte“, verschob sich damit die Grenze zwischen Tag und Nacht. Auf einmal konnte bis spät in die Nacht gearbeitet werden, der Strom betrieb Maschinen und schuf so neue Produktivität. Das war für die Eifel ein großer Gewinn und nicht umsonst, hatten wir Maschinisten aus dem Kraftwerk ein gutes Ansehen in der Bevölkerung.
Bei seiner Einweihung war das Wasserkraftwerk Heimbach das modernste und größte in ganz Europa und versorgte die gesamte Region von Aachen nach Düren und Jülich bis an die Mosel. Schon zehn Jahre später war es zu klein, um die Strommengen zu produzieren, die die Region inzwischen verbrauchte. Weitere Energieerzeuger mussten her und damit war das Jugendstilkraftwerk nicht mehr die einzige Energiequelle der Region.
Und obwohl der Stromverbrauch immer weiter stieg, nahm die Anzahl der benötigen Maschinisten immer weiter ab: Zu Beginn waren wir noch zu viert im Einsatz, um die Maschinen zu bedienen, die von den acht Turbinen angetrieben wurden. Mit dem Umbau im Jahr 1975, bei dem ein neues, moderneres Kraftwerk in die Hülle des Jugendstilkraftwerks gebaut wurde, brauchte man dann nur noch eine Person, die die Maschinen anfährt und abstellt oder im Notfall Bereitschaft hatte. Und heute – mit der neuesten Leittechnik – sind die Maschinen über das Internet von überall steuerbar. Aber während sich drumherum alles verändert hat, ist das Bauwerk auch nach 100 Jahren so gut wie unverändert.
Und jetzt, jetzt erklingt hier regelmäßig die schönste Kammermusik der Welt. Beim Festival „Spannungen“, das hier jedes Jahr in der ersten Junihälfte stattfindet, sitzen die Leute jetzt andächtig zwischen Art-Deco Lampen, glänzenden Messinginstrumenten und alten Turbinen – meinen guten alten Turbinen – und lauschen der besten Kammermusik der Welt, gespielt von internationalen Starmusikern."
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Vor 100 Jahren hätten wir mit unserer Tauchausrüstung hier noch mitten im Wald gestanden!
"Hallo in die Runde, ich bin Werner, und habe die Ehre, euch heute bei eurem ersten Tauchgang im Rursee zu begleiten. Ich habe lange Zeit als Berufstaucher gearbeitet und bin seit 15 Jahren auch Tauchlehrer beim Tauchsportverband NRW e.V. Ich habe also quasi mein halbes Leben unter Wasser verbracht.
Der Helmtauchanzug hier, der aussieht, als wäre er direkt aus Jules Vernes Nautilus gefallen, war über 20 Jahre lang mein Arbeitsgerät. Als Berufstaucher habe ich in diesem 100 Kilogramm-Panzer an unzähligen Brückenfundamenten, Staudämmen und anderen Unterwasser-Baustellen gearbeitet. Das ist kein Freizeitvergnügen, sage ich euch!
Mit der modernen Sporttauchausrüstung, mit der wir heute ins Wasser gehen, ist das aber natürlich überhaupt nicht zu vergleichen: die wiegt ja nur etwa 35 Kilogramm. Mit so einem Helmtauchanzug ist der Taucher auch gezwungen über den Grund zu gehen und kann sich nicht mit Flossen schwimmend fortbewegen. Daher sind die Sohlen der Schuhe zum Beispiel auch aus dickem Blei – aber das nur am Rande.
Nun zum heutigen Tauchgang: Der Rursee ist ein Ausbildungsgewässer, aber nicht für blutige Tauchanfänger geeignet. Das Ufer fällt hier 40 Meter tief und steil nach unten. Ab einer Tiefe von etwa 15 bis 20 Metern ist es so dunkel, dass ihr eure eigenen Hände nicht mehr vor den Augen sehen könnt und ihr unbedingt eine Tauchlampe mitnehmen müsst. Hinzu kommt, dass das Wasser da unten das ganze Jahr über eine Temperatur von nur 6 Grad Celsius hat.
Aber genau das ist es, was den Rursee zu einem so spannenden Tauchrevier und einem wichtigen Gewässer für den Tauchsport in ganz NRW macht. Ihr werdet merken, dass ihr hier sehr schnell unter gehörigen psychischen und auch physischen Druck geratet. Perfekt also, um euch Tauchschüler an derartige Stresssituationen unter Wasser heranzuführen und um euch beizubringen, wie ihr damit umgehen könnt.
Der Rursee wird schon seit etwa 1980 als Tauchgewässer genutzt, seit Anfang der 90er Jahre als Ausbildungsort des Tauchsportverbands NRW e.V. Die Jungs und Mädels die damals als erste im Rursee getaucht sind, zählten damals wirklich zu den Hartgesottenen. Ich war übrigens auch einer davon, der hier freiwillig ins Wasser gestiegen ist.
Ach ja, einen Tipp habe ich noch für euch: Solltet ihr jetzt doch etwas Muffensausen vor dem Tauchgang haben, stellt euch beim Abtauchen einfach vor, ihr würdet durch einen kühlen, dunklen Wald spazieren! Vor hundert Jahren gab es diesen Stausee nämlich noch gar nicht und hier war ein dichter Wald. Die wenigen Bewohner hätten uns in unseren Tauchanzügen damals wahrscheinlich für Außerirdische gehalten.
So genug geredet: dann alle mal rein ins Neopren, hier drüben an den Rödeltischen die Geräte anlegen und mit eurem Tauchbuddy den Partnercheck durchführen. Und dann: Ab ins kalte, tiefe, dunkle Wasser mit euch!"
Lust auf mehr? Dann hör Dir auch gleich noch die anderen Geschichten an! Oder erlebe sie einfach selbst auf Deiner Tour zwischen der Quelle im Hohen Venn bei Botrange in Belgien und der Mündung in die Maas bei Roermond in den Niederlanden. An den interaktiven Rast- und Erlebnisstationen entlang der Strecke erzählen Zeitzeugen eindrucksvoll über ihr Leben an und mit der Rur.
Infos und Tipps für Deine individuelle Tour auf dem RurUfer-Radweg findest Du auf www.rurufer-radweg.de
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