Hallo und herzlich willkommen zu dieser neuen Folge unseres Podcasts über Peru und Deutschland!
Heute werfen wir einen genaueren Blick auf die spannenden Kulturunterschiede zwischen Peru und Deutschland – und warum es für Entrepreneure so wichtig ist, diese zu kennen. Dabei greifen wir auf die bekannten Theorien des Anthropologen Edward T. Hall zurück, insbesondere auf das Konzept von High-Context- und Low-Context-Kulturen sowie auf polychrone und monochrone Zeitauffassung.
Hier wird es konkret:
. Kommunikation: Zwischen den Zeilen oder ganz direkt?
Fangen wir mit dem Thema Kommunikation an. Edward T. Hall unterscheidet hier zwischen High-Context- und Low-Context-Kulturen.
🇵🇪 Peru ist eine klassische High-Context-Kultur. Das bedeutet: Kommunikation geschieht dort oft indirekt. Viele Informationen werden nicht ausgesprochen, sondern durch Gestik, Mimik, Tonfall oder die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern vermittelt.
Ein Beispiel:
Stell dir vor, du bist als Unternehmer in Lima unterwegs. Du präsentierst deine Idee einem potenziellen peruanischen Partner. Am Ende sagt er: „Muy interesante, lo vamos a revisar.“ – „Sehr interessant, wir werden es prüfen.“
Klingt gut, oder?
In einem deutschen Kontext würdest du das als positive Rückmeldung werten. Aber in Peru kann das auch heißen: „Nein, aber ich möchte dich nicht vor den Kopf stoßen.“
Das bedeutet: Zwischen den Zeilen lesen ist Pflicht.
🇩🇪 In Deutschland hingegen leben wir in einer Low-Context-Kultur. Was gesagt wird, ist meistens genau so gemeint. Ehrlichkeit und Klarheit gelten als professionell. Kritik wird offen ausgesprochen – und das ist keinesfalls unhöflich, sondern eher Ausdruck von Vertrauen.
Wenn ein deutscher Investor also sagt: „Die Präsentation war zu unkonkret, bitte überarbeiten Sie den Finanzplan“, dann ist das nicht abwertend gemeint, sondern als hilfreiches Feedback gedacht.
Tipp für Entrepreneure:
Wenn du als Peruaner in Deutschland gründest, gewöhne dich an direkte Kommunikation – sie spart Zeit. Wenn du als Deutscher in Peru tätig bist, achte auf Zwischentöne und lies zwischen den Zeilen.
Kommen wir zum zweiten Punkt: Zeitverständnis.
Auch hier hat Hall zwei kulturelle Muster unterschieden: monochron und polychron.
🇩🇪 In Deutschland ist Zeit monochron – das heißt, sie ist linear, messbar und kostbar.
Hier gilt: Pünktlichkeit ist eine Tugend. Meetings beginnen um 10 Uhr? Dann sitzen alle um 9:58 bereit. Aufgaben werden nacheinander erledigt, Zeitpläne sind verbindlich, und „Zeit ist Geld“ ist nicht nur ein Spruch, sondern gelebte Praxis.
🇵🇪 In Peru dagegen ist Zeit eher polychron.
Hier haben Beziehungen oft Vorrang vor Zeitplänen. Man trifft sich, plaudert, trinkt erstmal einen Kaffee. Es kann sein, dass ein Meeting später beginnt – aber dafür wird viel Energie in den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung gesteckt.
Ein Beispiel aus dem Alltag:
In Deutschland wird ein Geschäftsmeeting oft nach 45 Minuten beendet – mit klaren To-dos und Deadlines.
In Peru dauert es vielleicht doppelt so lang – nicht weil man ineffizient ist, sondern weil das persönliche Vertrauen aufgebaut werden muss, bevor über Zahlen gesprochen wird.
Tipp für Entrepreneure:
In Peru: Zeit mit Menschen ist Investition, kein Zeitverlust.
In Deutschland: Struktur und Pünktlichkeit sind Verlässlichkeit – zeig Respekt, indem du sie einhältst.
Ein weiterer Unterschied liegt im Umgang mit Autorität und Beziehungen.
In Peru ist das System eher hierarchisch geprägt. Vorgesetzte genießen Respekt, und Entscheidungen werden meist „von oben“ getroffen. Titel und Erfahrung zählen. Zudem spielt das persönliche Verhältnis eine große Rolle. Beziehungen öffnen Türen.
In Deutschland sind die Hierarchien oft flacher. Entscheidungen werden im Team getroffen, Mitarbeitende dürfen mitreden, und Leistung zählt oft mehr als Status.
Vertrauen basiert hier auf Zuverlässigkeit, Kompetenz und Einhaltung von Regeln – weniger auf persönlichen Verbindungen.