apolut Podcast Archive - apolut.net

Die Dämmerung der alten Ordnung | Von Rüdiger Rauls


Listen Later

Ein Standpunkt von Rüdiger Rauls.


Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt apolut diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!

Der Westen und die Ukraine haben sich im Umgang mit Russland beträchtlich verkalkuliert — unilaterale Weltherrschaftsträume dürften nach dem Krieg passé sein.
Die politische Ordnung, die wir bisher gekannt haben, existiert nicht mehr. Seit dem Beginn des militärischen Konflikts in der Ukraine ist die Welt nicht wiederzuerkennen. Grüne und andere vormals als Softies geltende Politiker blasen zum Endsieg über Russland. Eine realistische Einschätzung russischer Pläne und russischer Fähigkeiten bleibt dabei im politischen Deutschland Mangelware. Was als Putindämmerung konzipiert war, erweist sich nach einem Jahr Krieg als das definitive Scheitern westlicher Allmachtsfantasien. Welche Veränderungen rief der Krieg hervor, welche Entwicklung nahm er und was sind seine Perspektiven? Solchen Fragen geht der Autor in seinem Artikel nach. Wie und wann dieser Krieg auch immer endet — sicher ist, er wird eine veränderte Welt hervorbringen. Und einen in seinem Selbstbewusstsein beträchtlich gerupften Westen.
Atemberaubender Wandel
Nirgendwo wird der Wandel, den dieser Krieg hervorgerufen hat, deutlicher als in der Haltung der Grünen und so manch anderer selbsterklärter Friedensaktivisten. Aus huldvoll lächelnden Friedensaposteln, die den Krieg durch bewusste Ernährung und Konfliktvermeidung aus der Welt tanzen wollten, sind die schärfsten Kriegsbefürworter geworden. Da erinnert sich auch Außenministerin Annalena Baerbock ganz gerne wieder der Heldentaten ihres Großvaters, der die Rote Armee bereits damals an der Oder hatte aufhalten wollen. Schluss mit dem antifaschistischen Gesäusel!
Der Russe hat den Frieden gebrochen. Das brachte das Weltbild vieler friedensbewegter Linker, besonders aber der Grünen, aus dem Tritt. Denn bisher galt für sie immer der Westen als derjenige, den man der Kriegstreiberei bezichtigen konnte. Das tat man immer wieder gern. Das war komfortabel, konnte man sich doch als besserer Mensch darstellen, weil man für den Frieden eintrat, ohne dafür allzu große Nachteile hinnehmen zu müssen.
Doch schneller als man sich versah, interessierte sich im Westen und in Teilen des Lagers der Friedensaktivisten unter diesen veränderten Bedingungen niemand mehr für das eigene Geschwätz von gestern. Ab sofort gilt es, die westlichen Werte zu verteidigen gegen die anstürmende Gefahr aus dem Osten — mal wieder. Aus den Paulussen der Friedfertigkeit wurden die Saulusse der Wertemission. Und schon fielen eigene Beschränkungen schneller als die Dominosteine.
Wollte Baerbock zu Beginn des Ukraine-Konfliktes nur Helme und Verbandszeug liefern, so ist sie in weniger als einem Jahr bei Kampfpanzern angelangt. Die Bremse ist gelöst, das Aufrüstungskarussell dreht sich immer schneller. Kaum sind die Kampfpanzer genehmigt, fordert die Ukraine Kampfjets, Raketen und U-Boote. Schon schließt Frankreich die Lieferung von Kampfflugzeugen nicht mehr aus (1). Der Krieg scheint zu eskalieren.
Westliche Irrtümer
Aber bringen mehr Waffen die Ukraine und den Westen dahinter dem Sieg näher? Führen sie Russland in den Ruin, den Baerbock sich so sehr wünscht? Diese Frage ist für den militärischen Laien schwer zu beantworten, zumal die Nachrichtenlage sehr widersprüchlich ist. Die westlichen Medien sind weitgehend getrieben von dem ...
...more
View all episodesView all episodes
Download on the App Store

apolut Podcast Archive - apolut.netBy apolut Podcast Archive - apolut.net