Ein Standpunkt von Rubikons Weltredaktion.
Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt apolut diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!
Die allseits beschworene Nahrungsmittelkrise wird künstlich herbeigeführt — die nötigen Rohstoffe sind in Fülle vorhanden.
Dass erst das „Fressen“ und dann die Moral kommt, wusste schon Bertolt Brecht. Wer an dieser Stellschraube menschlicher Grundbedürfnisse dreht, der möchte eine Eskalation. So wird allseits proklamiert, den Menschen stünde eine Nahrungsmittelknappheit ins Haus. Dabei sprechen die Zahlen der weltweiten Ernten und der Rohstoffgewinnung eine ganz andere Sprache. Alles was nötig ist, um die Menschen zu ernähren, ist in Hülle und Fülle vorhanden. Es scheint, als würde das Problem bei der logistischen Verteilung liegen. Doch selbst diese funktioniert reibungslos, wenn es etwa darum geht, Impfstoffe über den gesamten Globus zu verteilen. In letzter Konsequenz erhärtet sich der Verdacht, dass es sich bei all den Warnungen vor einer Lebensmittelkrise um eine künstlich erzeugte Knappheit handelt, ein eigens geschaffenes Problem, für welches die Verursacher praktischerweise zugleich die Lösung parat haben. Doch wir stehen dem nicht wehrlos gegenüber und haben die Möglichkeiten, die Kontrolle wieder an uns zu reißen.
Am Mittwoch, dem 3. Juli 1315, erließ König Ludwig X. von Frankreich — auch bekannt als Ludwig der Zänker — ein bahnbrechendes Edikt. „Nach dem Naturgesetz muss jeder offen geboren werden ...“, begann es. „Viele Menschen unseres Gemeinwesens sind in die Bande der Knechtschaft geraten, was uns sehr missfällt.“
„Unser Königreich heißt das Königreich der Franken (was im Altfranzösischen ‚frei' bedeutet). Deshalb verordne ich, dass diese Leibeigenen in die Freiheit entlassen werden.“
Und so schaffte Ludwig X. mit einem Federstrich die Sklaverei und Leibeigenschaft in Frankreich ab. Zum Leidwesen der Leibeigenen war die Emanzipation des Königs nicht von langer Dauer: Ludwig starb weniger als ein Jahr später nach einem besonders schweißtreibenden Jeu de Paume (eine wahre Geschichte), und seine Nachfolger waren nicht so liberal.
Mehr als vier Jahrhunderte später, Mitte des 17. Jahrhunderts, gab es laut dem Historiker Hippolyte Taine immer noch mehr als eine Million Leibeigene in Frankreich. Und ihre Lage war noch schlimmer als die ihrer mittelalterlichen Vorfahren. Im 18. Jahrhundert musste ein Leibeigener in Frankreich eine Feudalabgabe von mindestens 14 Prozent an den örtlichen Adeligen entrichten.
Darüber hinaus gab es eine Menge weiterer absurder Vorschriften: Ein französischer Leibeigener war an sein Land gebunden und konnte es ohne die Zustimmung seines Herrn nicht verlassen. Er musste mehrere Wochen lang unentgeltliche Arbeit für die Regierung leisten. Und jeder Leibeigene, der kinderlos starb, musste seinen gesamten Besitz an den Adel abtreten.
Zusätzlich zu dieser Steuer musste der französische Leibeigene ein Zehntel an die Kirche entrichten. Darüber hinaus erhob auch die nationale Regierung Steuern. Es gab eine nationale Einkommenssteuer von 5 Prozent, eine nationale Wertsteuer auf persönlichen Besitz und eine nationale Verkaufssteuer auf gewöhnliche Güter wie Salz.
Die französische Regierung hatte auch eine Armee von Steuereintreibern geschaffen, die befugt waren, gewaltsam in die Häuser der Menschen einzudringen, nach verstecktem Reichtum zu suchen und bei Verdacht auf Steuerhinterziehung deren Eigentum willkürlich zu beschlagnahmen. Auf diese Weise wurde das Wort Bauer zum Synonym für „armer Mann“.