Ein Standpunkt von Rüdiger Rauls.
An der Front in der Ukraine kommen die Russen, denn die ukrainische Armee weicht immer weiter zurück. Der politische Westen rechnet beim Fall der Ukraine damit, dass der Russe kommt, um weitere NATO-Länder anzugreifen. Für den Rest der Welt außerhalb des politischen Westens kommen die Russen als politische oder wirtschaftliche Partner, als Investoren oder als Vermittler in Konflikten.
Ein Ruf wie Donnerhall
Dieser Satz beinhaltet verschiedene Aussagen. Generationen von Deutschen fuhr der Schrecken in die Glieder bei dem Ruf: „Die Russen kommen!“ Dieser Aufschrei des Entsetzens kam aber nur, wenn deutsche Invasoren von russischem Gebiet vertrieben wurden, nachdem sie das Land bis nach Moskau verwüstet und seine Menschen getötet hatten. Wäre der Deutsche zu Hause geblieben, wäre der Russe auch nicht gekommen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass der Deutsche das nie hatte sehen wollen oder können. Vermutlich ist er zu sehr verblendet durch ein wirres Weltbild, das ihm über Generationen in den Frühstückbrei gerührt worden war.
Im Moment stehen die Russen noch in der Ostukraine. Aber entgegen allen Voraussagen der sogenannten Experten, steht er nicht mehr sondern setzt sich langsam in Bewegung Richtung Dnjepr. Der Gegenoffensive, die den Ukrainern die strategische Wende bringen sollte, hat er standgehalten. Auch die westlichen Waffenlieferungen hatten ihm nicht viel anhaben können.
Ähnlich erging es den Sanktionen, die nach Sicht der Vertreterinnen feministischer Politik die russische Wirtschaft ruinieren (Baerbock) sollten. Aber auf welche Tatsachen stützt von der Leyen, Baerbocks Schwester im feministischen Geiste, die Behauptung: "Die Sanktionen fressen sich Woche für Woche tiefer in die russische Wirtschaft" (1)? Von welchem Realitätssinn zeugt die Weissagung: "Russlands Staatsbankrott ist nur eine Frage der Zeit" (2)?
Alles vollmundige und voreilige Äußerungen, getrieben von Wunschdenken und ohne Bezug zu den wirklichen Verhältnissen. Im Triumph von der Leyens: „die russische Wirtschaft ist in Fetzen, sage ich, in Fetzen“ (3) drückt sich abgrundtiefe Gehässigkeit aus, die anscheinend schon allzu lange darauf hatte warten müssen, endlich von der Kette gelassen zu werden.
Der blinde Glaube an die eigene Propaganda und westliche Überlegenheit scheint grenzenlos und macht zudem zügellos. Aber wieder einmal haben russische Bodenständigkeit und Besonnenheit deutschen Hochmut besiegt. Die deutschen Führungskräfte scheinen nicht dazu zu lernen, und nun zittern sie wieder davor, dass die Russen kommen könnten, näher an deutsches Kernland.
Nach fast zwei Jahren Krieg ist die strategische Wende nicht eingetreten. Die immer häufiger beschworene Pattsituation an der Front stellt sich zunehmend als das verzweifelte Klammern an einen letzten Rest Hoffnung heraus, mit großen Worten die Tatsachen verschleiern zu können. Was aussah wie ein Patt, war die beharrliche Vorbereitung auf die Verstärkung des militärischen Drucks.
Dieser scheint nun zu wirken. Immer häufiger teilen nun auch westliche Meinungsmacher ihrem Publikum mit, dass die Front der Ukrainer zunehmend unter dem Mangel an Munition und Soldaten bröckelt. Aber sie schwächelt auch unter der nachlassenden Unterstützung der sogenannten Freunde im politischen Westen. Der Rückhalt Selenskyjs im eigenen Volk schwindet, die Geschlossenheit der ukrainischen Führungskräfte zerfällt.
Der Erfolg hat viele Väter, sagt man, aber dem Misserfolg muss einer zum Fraß vorgeworfen werden.