Ein Standpunkt von Wolfgang Sachsenröder.
Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt apolut diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!
Auf modernen Schlachtfeldern töten und sterben zunehmend Söldner, soldatische „Profis“ ohne ideelle Motivation und Verankerung in der Gesellschaft des Auftraggeberlands.
Bürger in Uniform? Manchmal trifft man auf den Schlachtfeldern derzeit tatsächlich eher Würger in Uniform an. Ehemalige Strafgefangene, die die Chance erhalten, sich durch Töten auf Befehl von ihrer Restschuld zu befreien — vorausgesetzt, sie überleben selbst. Statt einer Ausweitung des militärischen Prinzips auf möglichst die gesamte Gesellschaft geht damit der Trend hin zu einer Spezialisierung, „Profis“, besonders harte Hunde mit reduzierter Beißhemmung, kommen zum Einsatz. Wie viel Gehirnwäsche nötig war, Menschen dazu zu bringen, ein solches Leben zu einem Teil ihrer Biografie zu machen, kann man nur ahnen. Reinhard Mey sang ja vor Jahren: „Soldaten sind, man glaubt es nicht, aufs Sterben gar nicht so erpicht.“ Wenn jemand sein Leben riskiert, sollte man annehmen, dann doch aus Idealismus, Patriotismus oder für eine „gute Sache“. Tatsächlich dürften aber allein im Russland-Ukraine-Krieg bisher bereits mehrere zehntausend Söldner ihr Leben gelassen haben — manipuliert, erpresst oder mit Geld verlockt, meist völlig ohne einen „ideellen“ Hintergrund. Die Söldner-Industrie ist zu einem beachtenswerten globalen Industriezweig angewachsen.
Julius Caesar soll gesagt haben, dass es leicht sei, Männer zu finden, die bereit sind, für Geld zu töten, aber sehr viel schwieriger solche, die bereit sind, für Geld zu sterben. Diese Logik gilt sicher für die sogenannten Auftragskiller im Gangstermilieu wie für alle Arten von Söldnern, die es vermutlich gegeben hat, seit die Menschheit begann, ihre Interessenkonflikte militärisch zu lösen. Das geschah nämlich sehr lange mithilfe von Söldnern und „ausgehobenen“, zwangsrekrutierten Soldaten. In Europa brachten erst die Französische Revolution und die Befreiungskriege gegen die napoleonische Besatzung einen Durchbruch für patriotisch-freiwillige Truppen.
Als einer der ersten Staaten zog Preußen aus der Niederlage gegen Frankreich 1807 die Konsequenz, eine Berufsarmee zu etablieren. Mit einer allgemeinen Wehrpflicht wurde die Armee allerdings erst nach der Reichsgründung 1871 nachhaltig gestärkt. Frankreich führte ab 1852 eine Wehrpflicht ein, von der man sich freikaufen konnte, stellte aber schon 1831 ihre legendäre Fremdenlegion auf, eine Söldnertruppe, die bis heute als härteste militärische Elite-Einheit gilt.
Die Gruppe Wagner
Seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine berichteten die deutschen Medien über Freiwillige aus ganz Europa, die für die Ukraine kämpfen wollten. Von der internationalen „Legion“ der Ukraine ist inzwischen nicht mehr viel zu hören. Mitte 2022 veröffentliche das russische Verteidigungsministerium eine Statistik. Demnach seien 6.956 Freiwillige aus 64 Ländern in die Ukraine gekommen, die größten Kontingente aus Polen, Rumänien, Kanada, den USA und Großbritannien, aber auch einige Deutsche. Der Bericht nennt zum Stand Mitte Juni 2022 insgesamt 1.956 ausländische Freiwillige als „bereits eliminiert“ und 1.779, die das Land wieder verlassen hätten. Bei den notwendigen Abstrichen für Propaganda scheint die Härte der K...