Ein Standpunkt von Tom J. Wellbrock.
Dies ist der Versuch der Einordnung der jüngeren Geschichte der Ukraine. Als Vorbemerkung sei erwähnt, dass die aktuelle Intervention Russlands hier eine untergeordnete Rolle spielt. Am Ende des Artikels gebe ich aber eine persönliche Einschätzung ab. Viele Details konnten in diesem Text nicht verarbeitet werden, doch einen ersten Überblick sollte er bieten. Empfohlen sei in jedem Fall die weitere und intensivere Beschäftigung mit diesem Themenkomplex.
Der hier komprimierte Blick auf die Geschichte der Ukraine beginnt im Jahr 2008. Zu diesem Zeitpunkt hatte die NATO ihr Versprechen, sich nach der Wiedervereinigung Deutschlands nicht in Richtung Osten auszudehnen, bereits mehrfach gebrochen. 1999 wurden Polen, Ungarn und Tschechien Mitglieder der NATO, 2004 folgten Estland, Bulgarien, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei und Slowenien. Nach dem Zerfall Jugoslawiens traten 2009 zudem Albanien und Kroatien der NATO bei.
2008: Der NATO-Gipfel in Bukarest
Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger fand klare Worte für die Ostpolitik der NATO: „Die Dämonisierung von Wladimir Putin ist keine Politik“, befand er und fügte hinzu, dass die Ukraine für Russland niemals ein „beliebiges fremdes Land“ sein könne.
Kissingers Worte verhallten aber ohne Wirkung. Der US-Präsident George W. Bush Junior brachte in Bukarest schon damals Georgien und die Ukraine ins Spiel für eine künftige Mitgliedschaft in der NATO. Bekanntlich ist daraus bis heute nichts geworden, doch die Russen waren nach der vorherigen NATO-Osterweiterung schon lange alarmiert.
Im Sommer des Jahres 2008 griff Georgien das abtrünnige Südossetien an, die USA unterstützten den Angreifer dabei. Dennoch ging dieser Krieg verloren. US-Stratege George Friedman sagte damals unverblümt, dass die USA schon im Ersten und Zweiten Weltkrieg das Führen von Kriegen als Hauptinteresse verfolgten. Eines der wichtigen Ziele sei laut Friedman die Entzweiung Russlands und Deutschlands, die – verstünden sie sich zu gut – zu einer ernstzunehmenden Macht und somit zur Konkurrenz für die USA werden könnten.
2014: Der Maidan-Putsch
Die Proteste auf dem Maidan werden heute idealisiert und verklärt dargestellt. Tatsächlich ging die Gewalt rund um die Proteste nicht von der ukrainischen Polizei aus, die strikte Anweisungen hatte, sich auf Provokationen nicht einzulassen und somit einer Welle von Gewalt ausgeliefert war. Heute ist bekannt, dass der Widerstand auf dem Maidan vornehmlich durch die USA begleitet bzw. initiiert wurde. Die Amerikaner hatten viel Geld investiert, um die Ukraine zu schwächen, die Maidan-Proteste waren der vorläufige Höhepunkt.
Ausgangspunkt der Maidan-Proteste war das Assoziierungsabkommen, das der damalige Präsident Janukowytsch nicht unterstützte, da er sein Land auf wirtschaftliche Schwierigkeiten zusteuern sah, wenn künftig kein Handel mehr mit Russland vorgesehen war. Janukowytsch lehnte das Assoziierungsabkommen also ab und wurde – befeuert durch die Hilfe der USA – kurze Zeit später abgesetzt. Er floh nach Russland.
Neben Ray McGovern und anderen, die von einem Putsch auf dem Maidan ausgingen, war es auch der Politologe Ivan Katchanovski von der „School of Political Studies“ von der Universität Ottawa, der zu den gleichen Schlüssen kam: „Das Maidan-Massaker vom 20. Februar 2014 war eine erfolgreiche False-Flag-Operation, durchgeführt durch die Anführer der Maidan-Protestbewegung und verdeckte Scharfschützen, um in der Ukraine die Macht zu ergreifen“, so Katchanovski.
Einige Tage später äußerte sich auch die Hohe Beauftragte der EU für Außenpolitik zum Maidan. Catherine Ashton kam zum Schluss, dass die Toten vom Maidan keine Opfer der Regierung waren, sondern von jenen, die später die Regierung stellen sollten. Urmas Paet, der estnische Außenminister folgte Ashtons Analyse und befand, dass die Morde nicht etwa von Janukowytsch,