Der Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser wehrt sich gegen zahlreichen Auftrittsverbote.
Ein Standpunkt von Susan Bonath.
Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt apolut diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!
Ob die zahlreich vom Westen geführten Kriege, etwa in Jugoslawien, Irak, Afghanistan, Syrien und so weiter, die Anschläge vom 11. September 2001 oder nun der Militäreinsatz Russlands in der Ukraine: Wer wie Daniele Ganser die Erzählungen der Herrschenden hinterfragt, muss viel aushalten. Mit allen Mitteln will das Establishment verhindern, dass der Schweizer Historiker die Hallen füllt. Diffamierungskampagnen der Leitmedien sorgten zuletzt in Dortmund und Nürnberg, Innsbruck und Steyr für so heftigen politischen Aufruhr, dass die Veranstalter seine geplanten Vorträge zum Ukrainekonflikt absagten. Wie geht Ganser damit um? Die Autorin hat mit ihm gesprochen.
Medien fordern politische Zensur
Es sei immer das Gleiche, blickt Ganser auf die vergangenen Jahre zurück. Werde ein Vortrag bekannt, starteten zunächst die großen Medien eine Kampagne. „Sie schreiben die Kampfbegriffe gegen meine Person einfach voneinander ab“, resümiert er. In der Tat wird man im Internet rasch fündig: Schon in Überschriften wird er als „brandgefährlicher Verschwörungstheoretiker“ und Schlimmeres markiert. „Die Medienvertreter rufen dann vermutlich bei Politikern an, fragen: Wie könnt ihr den nur auftreten lassen?“
In Dortmund etwa habe sich so ein politisches Konglomerat aus CDU, Grünen und einem ominösen „Bündnis“ gebildet. Dies sei über Gansers geplanten Auftritt „irritiert“, „fassungslos“ und „entsetzt“, heißt es bei Ruhr24. Das Portal gehört zum Verlag Lensing Media, dem größten Medienunternehmen in Nordrhein-Westfalen. Ohne einen Beweis zu erbringen, beschuldigen die Autoren dort Ganser gar als „Verbreiter antisemitischer Thesen“. Hört man seinen Einlassungen jedoch zu, wird schnell klar: Dieser Vorwurf ist absurd, eine denunzierende Falschbehauptung.
Meinungsfreiheit vor Gericht
Seinen unter anderem in Dortmund geplanten Vortrag hat der Historiker schon öfter gehalten. „Darin sage ich, Deutschland sollte keine Panzer liefern.“ Dies sei wohl Lokalpolitikern von den Grünen, der SPD und CDU aufgestoßen. „Sie haben Druck auf die Westfalenhallen GmbH gemacht, und diese konnte dem nicht standhalten“, erläutert Ganser. Anfang Februar hätten sie ihm gekündigt. Im bayrischen Nürnberg sei es ähnlich gelaufen. „Dort hat der Bürgermeister Marcus König (CSU) die Meistersingerhalle angewiesen, den gültigen Vertrag mit mir zu kündigen.“ Der Termin sollte am 10. Mai 2023 stattfinden, 800 Tickets sind schon verkauft.
Bürger rufen derweil in Dortmund zu einer Demonstration unter dem Motto „Meinungsfreiheit statt Meinungstotatalitarismus“ auf. Im Stadtrat wehrt sich eine Minderheit gegen das Verbot. Auch Ganser will sich wehren.
„Ich will diesen Vortrag unbedingt halten, ich und mein Team werden juristisch gegen die Kündigung unseres gültigen Mietvertrages vor dem Landgericht in Dortmund klagen“,
erläutert der Historiker. Er bittet die Ticketinhaber um Geduld.