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Kain, der Sohn von Eva und Adam, erschlug seinen Bruder Abel. Schon in der zweiten Generation der Menschheitsgeschichte ein Mord! Ein Brudermord! Zumindest im jüdisch-christlichen Glauben.
Auch sehr berühmt und ausführlich in der Genesis erzählt: die Konkurrenzgeschichte um Jakob und Esau, die Zwillinge, die knapp hintereinander geboren wurden. Jakob hatte sich unter der Geburt an Esaus Fersen festgehalten – daher sein Name Jakob, der auch so viel wie „Der Fersenhalter“ bedeutet. Esau war der Erstgeborene, ausgestattet mit allen Pflichten und vor allem Rechten, die damals so galten. Diese Erzählung ist komplex und enthält gar einen Ringkampf zwischen Jakob und … Gott!! Ja, der Allmächtige kämpfte mit einem seiner frühesten Geschöpfe! Doch das ist eine andere, total verrückte Geschichte im Alten Testament. So war das einst. Zumindest wurde damals so was aufgeschrieben.
Im 20. Jahrhundert erzählt Franz Kafka in „Ein Brudermord“ ganz anders: kurz, prägnant, ohne Hintergründe aufzuzeigen, etwa Handlungsmotive der Figuren. Die Erzählung wirkt ganz zu Beginn wie ein Polizeibericht, dann wie ein Drehbuch für einen Kurzfilm oder eine Szene in einer Serie. Doch es wird hier so präzise und bildhaft erzählt, dass man/frau die Filmkunst gar nicht braucht. Die Erzählkraft des Autors erzeugt durchweg Bilder im Kopf der Hörenden/des Lesenden. Einen äußerst beeindruckenden Bild-Höhepunkt provoziert das Textende, als die gerade Witwe gewordene Frau Wese sich mit ihrem Pelz über den ermordeten Mann beugt, sodass der „über dem Ehepaar sich wie der Rasen eines Grabes schließende Pelz“ der umstehenden Menge offenbart wird, während „der nachthemdbekleidete Körper“ der Frau „ihm gehört“ – dem Toten! Oha. Tod und Liebe liegen wie so oft in der Literatur nah beieinander. Große Erzählkunst!
Abseits all dessen ist diese Geschichte, in der Täter und Opfer gar keine Brüder, sondern „Bierbankgenossen“ sind, spannend wie ein moderner Krimi. Franz Kafka schrieb sie im Winter 1916/17, Volker Drüke bringt sie zu Gehör.
Kain, der Sohn von Eva und Adam, erschlug seinen Bruder Abel. Schon in der zweiten Generation der Menschheitsgeschichte ein Mord! Ein Brudermord! Zumindest im jüdisch-christlichen Glauben.
Auch sehr berühmt und ausführlich in der Genesis erzählt: die Konkurrenzgeschichte um Jakob und Esau, die Zwillinge, die knapp hintereinander geboren wurden. Jakob hatte sich unter der Geburt an Esaus Fersen festgehalten – daher sein Name Jakob, der auch so viel wie „Der Fersenhalter“ bedeutet. Esau war der Erstgeborene, ausgestattet mit allen Pflichten und vor allem Rechten, die damals so galten. Diese Erzählung ist komplex und enthält gar einen Ringkampf zwischen Jakob und … Gott!! Ja, der Allmächtige kämpfte mit einem seiner frühesten Geschöpfe! Doch das ist eine andere, total verrückte Geschichte im Alten Testament. So war das einst. Zumindest wurde damals so was aufgeschrieben.
Im 20. Jahrhundert erzählt Franz Kafka in „Ein Brudermord“ ganz anders: kurz, prägnant, ohne Hintergründe aufzuzeigen, etwa Handlungsmotive der Figuren. Die Erzählung wirkt ganz zu Beginn wie ein Polizeibericht, dann wie ein Drehbuch für einen Kurzfilm oder eine Szene in einer Serie. Doch es wird hier so präzise und bildhaft erzählt, dass man/frau die Filmkunst gar nicht braucht. Die Erzählkraft des Autors erzeugt durchweg Bilder im Kopf der Hörenden/des Lesenden. Einen äußerst beeindruckenden Bild-Höhepunkt provoziert das Textende, als die gerade Witwe gewordene Frau Wese sich mit ihrem Pelz über den ermordeten Mann beugt, sodass der „über dem Ehepaar sich wie der Rasen eines Grabes schließende Pelz“ der umstehenden Menge offenbart wird, während „der nachthemdbekleidete Körper“ der Frau „ihm gehört“ – dem Toten! Oha. Tod und Liebe liegen wie so oft in der Literatur nah beieinander. Große Erzählkunst!
Abseits all dessen ist diese Geschichte, in der Täter und Opfer gar keine Brüder, sondern „Bierbankgenossen“ sind, spannend wie ein moderner Krimi. Franz Kafka schrieb sie im Winter 1916/17, Volker Drüke bringt sie zu Gehör.