Die Welternährungslage hat sich aufs Ganze gesehen verbessert, das ist die gute Nachricht. Die Zahl der Hungernden ist gesunken, um knapp 40 Prozent weltweit seit 1990, bilanzierte kürzlich die Welthungerhilfe in ihrem neuesten Index, der unter anderem auf Daten der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beruht. Doch noch immer haben 800 Millionen Menschen nicht genug zu essen, das ist ein Zehntel der Weltbevölkerung. "Der Hunger ist ein paradigmatisches Beispiel dafür, wie notwendig es ist, Solidarität und Gerechtigkeit im globalen Maßstab neu zu denken", sagt Sozialethiker Markus Vogt. In dieser Einsichten-Ausgabe analysiert der LMU-Wissenschaftler, was der Begriff Gerechtigkeit für heutige Konfliktlagen noch leisten kann - angesichts von Globalisierung und Klimawandel. Volkswirt Uwe Sunde untersucht einen anderen Aspekt des sozialen Ausgleichs aus globaler Sicht - die Frage, wie sich Demokratie und Wohlstand wechselseitig stabilisieren. Und der Politikwissenschaftler Berthold Rittberger beleuchtet den Interessenausgleich innerhalb der EU und die Bedeutung der europäischen Rechtsprechung für die soziale Gerechtigkeit in der Gemeinschaft und den einzelnen Mitgliedstaaten.
Was das "Gebot der Gerechtigkeit" bedeutet, hinterfragen LMUWissenschaftler auch für andere Bereiche der Gesellschaft: Der Ökonom Ludger Wößmann macht Vorschläge dafür, wie unser Bildungssystem nicht nur effizienter, sondern auch chancengerechter
sein könnte. Die Soziologin und Genderforscherin Paula-Irene Villa zeigt, was Geschlechterunterschiede heute noch ausmachen, Jurist Ralf Kölbel bewertet unter anderem die Praxis des Deals im Strafprozess.
Und Philosoph Julian Nida-Rümelin schließlich fragt mit den Theoretikern der Gerechtigkeit nach der Moral der Märkte.