Henning Zwiers musste wegen eines BHV1-Einbruchs seine gesamte Herde keulen. Mittlerweile melkt er neue Kühe. Wie er die Zeit verkraftet hat und warum er trotz allem ein positives Fazit zieht, hören Sie im neuen Elite-Podcast!
Henning Zwiers, Grafschaft Bentheim (Niedersachsen), bewirtschaftet einen Betrieb mit 220 melkenden Kühen. Im Oktober 2016 wurde ein verkauftes Kalb positiv auf BHV1 getestet. Die anschließende Herdenuntersuchung zeigte, dass 80% der Kühe positiv waren - ein Schock! Denn das bedeutet heute, dass die gesamte Herde getötet werden muss.
Mittags kam der Bescheid und schon nachmittags war das Veterinäramt vor Ort, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Anfang November 2016 musste Zwiers seine Tiere abgeben. Melkende Kühe gingen zum Schlachter, Hochtragende und junge Kälber wurden vor Ort eingeschläfert.
In jeder Ausgabe: der Elite-Podcast
In jeder Ausgabe der Elite-Impulse nehmen wir Sie nun mit zu spannenden Menschen aus der Milchwirtschaft, stellen interessante Persönlichkeiten und Betriebskonzepte vor oder sprechen mit Leuten, die zwar für Milcherzeuger wichtig sind, deren Alltag ihnen jedoch meist fremd ist. Als Podcast können Sie die Geschichten überall mit hinnehmen – ob im Auto, auf dem Trecker oder beim Fegen des Hofes – Sie haben die Hände frei und können sich trotzdem kurzweilig unterhalten lassen! Wie Sie den Podcast auch mobil verfügbar machen, lesen Sie hier.
Nachdem das letzte Rind den Hof verlassen hatte, reinigte eine Spezialfirma den Stall. Anschließend nutzte die Familie die Zeit des Leerstands, um den Stall zu renovieren und den Melkstand zu optimieren. Im Dezember zogen die ersten Milchkühe ein - Weihnachten 2016 pochten die Pulsatoren wieder!
Kritik an Keulung
Obwohl Henning Zwiers, wie im Podcast zu hören, letztlich ein positives Fazit zieht, übt er auch Kritik am Vorgehen der Tierseuchenkasse und der Zuchtverbände. Darauf haben sie geantwortet:
Die Tierseuchenkasse (TSK) Niedersachsen strebt an, betroffenen Milchkuhhaltern die Entschädigung binnen vier Wochen nach Antragseingang zukommen zu lassen. „Solch große Fälle, bei denen ganze Herden entschädigt werden müssen, ziehen wir Einzelfällen vor", sagt Ursula Gerdes von der Niedersächsischen Tierseuchenkasse. Die Höhe der Entschädigung berechnet sich nach genetischer Herkunft und Milchleistung der Tiere. Die "wertvollste" Kuh ist demnach eine Färse nach der ersten Kalbung und entsprechender Herkunft. Landwirte können sicherstellen, das Geld rasch zu erhalten, indem sie sich rechtskonform verhalten (schnell untersuchen, positive Tiere schnell entfernen). Ursula Gerdes sieht keine Alternative dazu, betroffene Kühe/Rinder zu entfernen (am besten zu schlachten), weil bei einem Herpesvirus ein Tier für immer infiziert ist und andere Tiere anstecken kann.
Diese Meinung vertreten auch die Zuchtverbände. Mit Beginn des Sanierungsverfahrens hatten sie den „Sanierungsprozess positiv begleitet" und gemeinsam mit den Behörden ein Konzept entwickelt, erklärt Michael Hellwinkel (Masterrind). Die Richtlinien insgesamt wurden dann schließlich von Seiten der Behörden festgelegt. „Für uns als Zuchtorganisation ist die BHV1-Freiheit für Gesamt-Deutschland wichtig", sagt Hellwinkel, „Neben den wirtschaftlichen Folgen einer besseren Tiergesundheit für die Betriebe werden im nationalen und mittlerweile auch im internationalen Zuchtviehgeschäft nur noch BHV1-freie Tiere gehandelt.“
Betrieb Zwiers
220 melkende Kühe mit 10.500 kg MilchleistungGrafschaft Bentheim (Niedersachsen)Jungvieh ausgelagertzwei Angestellte