Philipper 2,1-4 - Die Bedeutung der Demut
1 Gibt es nun [bei euch] Ermahnung in Christus, gibt es Zuspruch der Liebe, gibt es Gemeinschaft des Geistes, gibt es Herzlichkeit und Erbarmen, 2 so macht meine Freude völlig, indem ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und auf das Eine bedacht seid. 3 Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst. 4 Jeder schaue nicht auf das Seine, sondern jeder auf das des anderen.
Das christliche Leben ist voller Gegensätze.
Wir müssen sterben und uns selbst verleugnen, wenn wir für Christus leben wollen.
Wir müssen unsere geistliche Armut anerkennen, wenn wir reich vor Gott werden wollen.
Wir müssen trauern, wenn wir glücklich werden wollen.
Wir müssen unser Leben verlieren, wenn wir es retten wollen.
Aber der vielleicht größte Widerspruch begegnet uns in diesem Kapitel: Wir müssen uns selbst demütigen, wenn wir von Gott erhöht werden wollen.
"Demut" ist ein Wort, das bedeutet, von sich selbst mit Niedrigkeit zu denken.
"Demut öffnet uns für die Gnade Gottes und lässt uns erkennen, dass wir ohne ihn nichts sind", Augustinus (Bekenntnisse).
"Demut bedeutet, dass wir uns vollständig von uns selbst abwenden und uns allein auf die Barmherzigkeit Gottes verlassen", Calvin (Institutio).
"Die Demut ist der Schlüssel zur wahren Erkenntnis Gottes und der Weg, auf dem wir uns ihm nähern können", Calvin (Institutio).
3 Denn ich sage kraft der Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, daß er nicht höher von sich denke, als sich zu denken gebührt, sondern daß er auf Bescheidenheit bedacht sei, wie Gott jedem einzelnen das Maß des Glaubens zugeteilt hat. (Röm 12,3)
Für einen Christen ist die Demut die grundlegendste aller Tugenden.
Niemand geht stolz durch die enge Pforte, die zum Leben führt.
Wenn Christus unser Leben erfüllen soll, müssen wir uns von unserem Selbst lösen.
Wenn Christus zunehmen soll, müssen wir selbst abnehmen.
Die Tugend der Demut ist das zentrale Thema der Verse 1-11.
Um uns zu zeigen, wie wir demütig sein können, verweist uns Paulus auf das höchste Vorbild, den Herrn Jesus selbst.
Die Bedeutung der Ermutigung und des Zuspruchs
Was Paulus in Vers 1 schreibt, gilt für jeden Christen. Es gibt in der Gemeinde für jeden:
Ermahnung in Christus
Zuspruch der Liebe
Gemeinschaft des Geistes
Herzlichkeit und Erbarmen
Ermutigung / Ermahnung (paraklesis) bedeutet, sich nahe zu kommen, um gemeinsam im Glauben voranzukommen.
Christus ermutigt und tröstet uns durch den Dienst des Heiligen Geistes, der in den Gläubigen wohnt.
Durch diesen Geist berührt Jesus auch in Zeiten der größten Entmutigung unser Herz und stärkt unseren Glauben.
Er spricht zu uns Worte der Hoffnung und des Trostes und gießt Freude in unsere zitternden Herzen.
Diese Ermutigung und Ermahnung teilen wir in der Gemeinde.
Der Zuspruch der Liebe deutet auf eine ähnliche Wahrheit hin, unterstreicht aber insbesondere die Liebe, die Christus zu den Gläubigen und sie zueinander haben.
Die Gemeinschaft des Geistes drückt aus, dass der Heilige Geist in uns allen wirkt.
Herzlichkeit und Erbarmen fließen von Christus in die Herzen der Gläubigen.
DIE KIRCHE AUF ERDEN IST VOLLER GEBROCHENHEIT. GEORG MAJOR:
Bevor wir anfangen, über Gleichgesinnte und die anderen Teile dieses Abschnitts zu diskutieren, sollte zunächst darauf hingewiesen werden, dass selbst unter Christen eine große Menge an Gebrochenheit und Schwäche zu finden ist. Wir sollten uns nicht vorstellen, dass die christliche Gemeinde hier im Leben vollkommen rein und ohne jede Gebrochenheit ist. Sie bekennen täglich ihre Schwäche, wenn sie beten: "Vergib uns unsere Schuld", usw. Sie sündigen hier und da, da dieses Leben nicht ohne Sünde und Gebrochenheit sein kann. Aufgrund dessen muss jeder geduldig sein und die Gebrochenheit anderer ertragen, so wie auch Paulus den Galatern lehrt, wenn er sagt: "Einer trage des andern Last. . . ."
Dieser Abschnitt zeigt, dass wir nicht gereizt sein sollten, sobald wir als Christen ihre Schwäche sehen und erleben, wie es die Welt gerne tut. Denn wir sehen auch bei großen Heiligen viel Schwäche und Gebrochenheit, wie bei David, bei Petrus und Paulus und den anderen Aposteln. Sie sind voller Ehrgeiz und Rivalität. Jeder möchte größer und mächtiger als der andere sein. Der eine möchte auf der rechten Seite sitzen, der andere auf der linken in des Herrn Christi Reich. Und niemand möchte der Geringste sein. . . .
Wenn nun jemand denken und sagen würde: "Aber schaut, Davids Lehren und die der Apostel können nicht wahr sein, da sie selbst Sünder waren, die oft gestolpert und versagt haben", wäre dies falsch. Wir müssen die Lehre von der Person unterscheiden. Denn da die Lehre der Apostel und Propheten von Gott ist - trotz dass sie auch schwache Menschen sind - ist ihre Lehre wahr. Wir tragen in zerbrechlichen Gefäßen und schwachen Gefäßen den kostbaren Schatz Gottes, sein Wort und Glauben, und sollten deshalb diese Lehre nicht deshalb verurteilen. . . . Zusammenfassend ist dieses ganze Leben von Sünde erfüllt; jedoch wird das kommende Leben völlig rein sein, frei von aller Gebrochenheit und Schwäche. Möge unser lieber Herr Christus uns dies gewähren! Amen.
Die Bedeutung der Einheit
Paulus ruft die Gemeinde nun zur Einheit auf: "So macht meine Freude völlig, indem ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und auf das Eine bedacht seid", (Vers 2).
Die Freude des Apostels wird vollkommen, wenn die Gemeinde in Einheit lebt.
Der Fokus ist hier aber nicht eine Einheit um der Einheit willen, sondern sie sollen eines Sinnes sein, gleiche Liebe haben und auf das Eine bedacht sein.
Das Eine, auf das sie bedacht sein sollen, ist die Verherrlichung Gottes.
20 Unserem Gott und Vater aber sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (Phil 4,20)
Die Bedeutung der Demut
Paulus unterstreicht nun die Bedeutung der Demut.
Er gibt jeweils zwei negative Aufforderungen, die von zwei positiven Aufforderungen gefolgt werden.
Er beginnt mit: "Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz", Vers 3.
Die Philipper können sich nicht unter die gewaltige Hand Gottes demütigen, wenn sie sich gegenüber einander erheben.
Demut ist das Gegenteil von Selbsterhebung und von Stolz.
Wenn Paulus sagt, wir sollen "in Demut einer den anderen höher als sich selbst achten", dann heißt das, dass uns die Bedürfnisse der anderen wichtiger sein sollten als die eigenen.
Wir müssen immer danach Streben, zum Wohl anderer Menschen zu leben und zu handeln.
Die Bedeutung der Anderen
Paulus ergänzt diese Aussagen mit einer weiteren negativen und positiven Aufforderung: "Jeder schaue nicht auf das Seine, sondern jeder auf das des anderen", Vers 4.
Er möchte, dass Christen mit der gleichen Sorge, die sie um ihre eigenen Belange haben, sich auch um andere sorgen.
Auf das des Anderen zu sehen bedeutet, die Augen offenzuhalten für die Bedürfnisse des Anderen.
Alles im christlichen Leben dient dazu, größere Demut in uns hervorzubringen.
Gottes Wort heiligt uns und lehrt uns eine demütige Einstellung.
Gebet bringt uns auf die Knie vor Gott.
Unsere Anfechtungen demütigen uns.
Und dennoch bleibt unsere natürlich Einstellung oft selbst-zentriert.
Wachstum in Christus ist nötig, um mehr und mehr für das Wohl anderer zu leben.
Anwendung
Wie geht es dir mit der Tugend der Demut?
Wie kannst du in dieser Woche mehr auf die Bedürfnisse anderer bedacht sein?