Ein Standpunkt von Peter Haisenko (Betreiber des Portals anderweltonline.com).
Allenthalben wird ein Fachkräftemangel beklagt. Zu Recht. Aber trifft das zu auf alle Sparten? Die überbordende Bürokratie leidet nicht darunter. Warum ist das so?
In den 1970er Jahren begann in Deutschland die Epoche des Überflusses. Durch technischen Fortschritt wurden die Produktionsabläufe derart verbessert, effizienter, dass absehbar war, dass Arbeitszeiten drastisch verkürzt werden konnten, ja mussten. Die 30-Stundenwoche stand im Raum ebenso wie die Viertagewoche. Es wäre der Triumph des Kapitalismus geworden. Die kommunistischen Länder wären aus dem Staunen nicht herausgekommen und hätten die Hüter ihres Systems mit Schimpf und Schande aus den Ämtern gejagt. Der Kapitalismus, oder besser die Soziale Marktwirtschaft, hätte überzeugend gesiegt, ganz ohne Waffen, Überrüstung und andere Bedrohungen. Warum ist es anders gekommen?
Bereits nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa und im Pazifik hatten die USA ein schier unüberwindliches Problem. Was sollte geschehen mit der riesigen Anzahl an Soldaten, die nicht mehr gebraucht wurden und die als junge Männer nichts anderes als das Kriegshandwerk gelernt hatten? Im Land selbst herrschte bereits Überfluss. Wie heute festgestellt wurde, hatte der Durchschnittsamerikaner damals ein besseres, höheres Einkommen zur Verfügung, als in den späteren 1990er Jahren. Die US-Industrie produzierte ausreichend für den Wohlstand aller Amerikaner. Da waren die zusätzlich zur Verfügung stehenden Soldaten, die nicht mehr gebraucht wurden, einfach überflüssig. Und wieder: Man hätte einfach die Arbeitsbedingungen verbessern, die Arbeitszeiten verkürzen können. Zum Wohle aller.
Eisenhower hat frühzeitig gewarnt
Wie aber schon der scheidende US-Präsident Eisenhower festgestellt hatte, hatte bereits damals der Militärisch-Industrielle-Komplex in den USA die Macht übernommen. Der kann aber nur existieren, wenn es Krieg gibt oder zumindest eine kriegerische Bedrohung, auch wenn diese nur erfunden ist. Dieser MIK schafft aber auch eine Unmenge an Arbeitsplätzen. Nicht nur im Militär selbst, sondern auch in der Produktion für dieses Militär. Man stelle sich vor, all das wird plötzlich für zivile Zwecke eingesetzt. In welchem Ausmaß könnte dann der zivile Wohlstand ansteigen und die allgemeine Arbeitsbelastung sinken. Bleibt man aber bei kapitalistischen Prinzipien, würde eine nie dagewesene Arbeitslosigkeit das Land in seinen Grundfesten erschüttern. So wäre der Kapitalismus als solcher in höchster Gefahr, durch ein freiheitlicheres, humanistischeres System abgelöst zu werden. Dann aber wäre Schluss gewesen, mit der irrsinnigen Ausbeutung, der Unterdrückung der „Arbeiterklasse“, dem ungerechtfertigten Luxus aus leistungslosem Einkommen. Nur der Erhalt der Kriegsdoktrin konnte das verhindern.
In der BRD zeigte sich dieser Effekt erst zwanzig Jahre später. Kriegsbedingt. Aber auch hier hatte man 1955 mit der Wiederbewaffnung schon Arbeitskräfte aus dem zivilen Bereich herausgenommen. Realistisch betrachtet haben diese nichts für den allgemeinen Wohlstand geleistet, aber für eine niedrige Arbeitslosenquote gesorgt. Dazu kam, dass das Beispiel Japan gezeigt hatte, wie schnell eine Nation vorankommen kann, wenn es praktisch gar kein Militär unterhält. Das war den USA unheimlich und so haben sie frühzeitig dafür gesorgt, dass auch in der BRD Arbeitskräfte im Militär gebunden waren und so nichts für den zivilen Wohlstand leisteten. Mit dem Beitritt zur NATO konnten die USA auch Wohlstand aus der BRD abziehen, indem die BRD US-Waffen kaufen musste. Gleichzeitig wurde der „Ostblock“ in seiner Entwicklung gehemmt, weil auch dort zu viel in ein Militär gesteckt werden musste. Wenn das nicht gereicht hat, wurden Embargos verhängt.
Bürokratie gegen Arbeitslosigkeit