"Zwischen Ignorieren und Operieren von Schmerzen liegt ein großer Spielraum - eine Chance für die Manualtherapie" - Dr. Lea Overmann
Das Gefühl des Spürens beim Behandeln braucht erstmal eine gute Struktur von Befunden und es braucht Erfahrung, schildert Dr. Overmann.
Faszien und Depression: Fragestellungen
Gibt es Marker für physiologische Zusammenhänge von Nackenschmerz und Depression?
Inwiefern gehören psychologische und physiologische Therapieansätze zusammen?
Interdisziplinäres Denken und Wissen lernen und darauf vorbereitet werden?
Dr. Overmann betrachtet auch die Frage in einer Studie: Warum haben viele Menschen keine Schmerzen?
In dieser Episode (NR.6) des Podcasts "Faszienierend - Muskeln, Faszien und oft unerklärliche Beschwerden" diskutieren wir mit Dr. Lea Overmann, einer renommierten Nachwuchswissenschaftlerin in der klinischen Psychologie und Medizinforschung, die sich auf myofasziale Schmerzen und deren Wechselwirkungen mit psychischen Erkrankungen spezialisiert hat. Ihre Arbeiten zur Rolle der Faszien und deren Einfluss auf chronische Schmerzen bringen neue Perspektiven in die Diskussion um körperliche und psychische Gesundheit.
Fasziale Wechselwirkung Köper und Geist
Dr. Overmann ist 2024 mit dem Wissenschaftspreis der Osteopathie Stiftung ausgezeichnet worden. Im Gespräch mit Tilo Mörgen erläutert sie die Komplexität von myofaszialen Schmerzen und den Zusammenhang zu Depressionen. Sie fordert unsere Denkweise über Schmerz und dessen Behandlung heraus und plädiert für ein besseres Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist. Als Beispiel beschreibt sie, dass viele Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, gleichzeitig an Depressionen erkranken. Dies überschneidet sich oft mit körperlichen Beschwerden, die nicht immer ernst genommen werden, selbst wenn sie für die Betroffenen einen enormen Leidensdruck darstellen.
Die Unterhaltung vertieft sich in die Technik des myofaszialen Releases, die Dr. Overmann anwendet. Dabei handelt es sich um eine manuelle Therapieform, die darauf abzielt, Spannungen und Schmerzen im Gewebe zu lösen. Sie erklärt den Unterschied zwischen direkten und indirekten Techniken der Behandlung und hebt hervor, wie wichtig ein fundiertes Verständnis der Anatomie und Physiologie für die effektive Anwendung dieser Techniken ist. Durch gezielte Berührung und Druck kann der Körper zur Selbstregulation angeregt werden, was eine Linderung der Beschwerden zur Folge haben kann.
Interdisziplinäres Arbeiten
Ein besonderes Augenmerk legt Dr. Overmann auch auf die Bedeutung von interdisziplinärem Arbeiten im Gesundheitswesen. Der Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen, wie Psychologie und manueller Therapie, könnte zu besseren Behandlungsergebnissen führen.
Ihre Botschaft ist klar: es ist notwendig, das Verständnis von Schmerz als etwas zu begreifen, das sowohl körperliche als auch emotionale Dimensionen hat.
Ratschläge: Nackenschmerzen
Abschließend gibt Dr. Overmann im Interview Ratschläge für Patienten, die mit chronischen Schmerzen zu kämpfen haben. Sie betont, wie wichtig es ist, Freude an der Bewegung zu finden und Bewegung als Teil des Lebens zu integrieren, anstatt sie lediglich als Therapie zu betrachten. Ihre Empathie und Motivation wecken Hoffnung, dass Patienten nicht nur als Körper behandelt werden, sondern als ganzheitliche Wesen, deren Wohlbefinden in körperlicher und psychischer Hinsicht gefördert werden sollte.