Stimmen der Rettung - Der Podcast über die zivile Seenotrettung im Mittelmeer

Folge 15 - Politik, Narrative, Verantwortung in der Seenotrettung – mit Erik Marquardt, MdEP


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Über die Zukunft der Seenotrettung in Europa

🧭 Worum geht’s in dieser Folge?

Einordnung: Politische Reaktionen auf Seenotrettung zwischen Humanität und Abschottung.

Erik Marquardt: MEP seit 2019, Schwerpunkte Migration, Asyl, Menschenrechte; vorher Einsätze in der zivilen Seenotrettung.
Kernthese: Nicht Fakten, sondern Narrative und Mehrheiten entscheiden die Praxis an Europas Außengrenzen.

🔹 Gesprächsschwerpunkte

Parlamentarische Realität:

Unterschied zwischen Ausschüssen mit Grundkonsens (z. B. Haushalt, Entwicklung, Kultur) und dem konflikthaften Innenausschuss.
Nationale Öffentlichkeiten prägen die EU-Debatte – kein einheitlicher europäischer Diskurs.

Mythen und Deutungshoheit:

Warum die Pull-Faktor-Erzählung verfängt: scheinbar einfache Antwort auf komplexe Realität.
Gefahr der „Take back control“-Logik: Rechtsstaatlichkeit vs. vermeintliche totale Kontrolle.
Strategischer Vorschlag: Seenotrettung aus der Asyl-Grabendebatte herauslösen und als elementare Menschlichkeitsfrage erzählen.

Unterschiedliche nationale Kontexte:

Spannweite zwischen Ländern wie Ungarn und Portugal/Spanien.
Italien/Malta/Griechenland: Verweigerung, Verzögerung, Kriminalisierung – variierende Praxis in den SAR-Zonen.

Frontex & Leitstellen:

Wandel von Schiffspräsenz zur Luftaufklärung – und die Konsequenzen.
Praxisproblem: Meldungen an RCCs, ohne zeitgleich nahe Handelsschiffe/NGOs zu alarmieren.
Ergebnis: De-facto-Externalisierung, wenn europäische Leitstellen nicht reagieren und Libyen agiert.

Drittstaaten-Deals:

Geld gegen „Migrationskontrolle“ – Menschenrechtskosten werden ausgeblendet.
Beispiele: Wüste-Aussetzungen, Pushbacks, Gewalt – und europäische Mitverantwortung.

Rolle der Zivilgesellschaft:

Mehr Kooperation, strategische Narrativarbeit, geringerer Binnenkonsum von Kritik.
Ziel: Deutungshoheit zurückgewinnen, nicht nur reagieren.

Konkrete EU-Hebel (Handlungsoptionen):

Luftaufklärung mit Verpflichtung zur sofortigen Alarmierung aller in der Nähe befindlichen Schiffe.
Staatliche Seenotrettung und verlässliche Häfen; Unterstützung zivilgesellschaftlicher Akteure.
Finanzierung durch Mitgliedstaaten und Optionen der EU-Kommission; klare Standards für RCC-Praxis.

Schlussgedanke:

Öffentlicher Druck und klare Sprache sind nötig.

🔗 Weiterführende Links

Sea-Watch: https://sea-watch.org
Sea-Eye: https://sea-eye.org
SOS Humanity: https://sos-humanity.org
United4Rescue: https://united4rescue.com
Alarm Phone: https://alarmphone.org
PRO ASYL: https://www.proasyl.de
UNHCR Deutschland: https://www.unhcr.org/de

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Stimmen der Rettung - Der Podcast über die zivile Seenotrettung im MittelmeerBy Andreas Hanna-Krahl