Über die Zukunft der Seenotrettung in Europa
🧭 Worum geht’s in dieser Folge?
Einordnung: Politische Reaktionen auf Seenotrettung zwischen Humanität und Abschottung.
Erik Marquardt: MEP seit 2019, Schwerpunkte Migration, Asyl, Menschenrechte; vorher Einsätze in der zivilen Seenotrettung.
Kernthese: Nicht Fakten, sondern Narrative und Mehrheiten entscheiden die Praxis an Europas Außengrenzen.
Parlamentarische Realität:
Unterschied zwischen Ausschüssen mit Grundkonsens (z. B. Haushalt, Entwicklung, Kultur) und dem konflikthaften Innenausschuss.
Nationale Öffentlichkeiten prägen die EU-Debatte – kein einheitlicher europäischer Diskurs.
Mythen und Deutungshoheit:
Warum die Pull-Faktor-Erzählung verfängt: scheinbar einfache Antwort auf komplexe Realität.
Gefahr der „Take back control“-Logik: Rechtsstaatlichkeit vs. vermeintliche totale Kontrolle.
Strategischer Vorschlag: Seenotrettung aus der Asyl-Grabendebatte herauslösen und als elementare Menschlichkeitsfrage erzählen.
Unterschiedliche nationale Kontexte:
Spannweite zwischen Ländern wie Ungarn und Portugal/Spanien.
Italien/Malta/Griechenland: Verweigerung, Verzögerung, Kriminalisierung – variierende Praxis in den SAR-Zonen.
Wandel von Schiffspräsenz zur Luftaufklärung – und die Konsequenzen.
Praxisproblem: Meldungen an RCCs, ohne zeitgleich nahe Handelsschiffe/NGOs zu alarmieren.
Ergebnis: De-facto-Externalisierung, wenn europäische Leitstellen nicht reagieren und Libyen agiert.
Geld gegen „Migrationskontrolle“ – Menschenrechtskosten werden ausgeblendet.
Beispiele: Wüste-Aussetzungen, Pushbacks, Gewalt – und europäische Mitverantwortung.
Rolle der Zivilgesellschaft:
Mehr Kooperation, strategische Narrativarbeit, geringerer Binnenkonsum von Kritik.
Ziel: Deutungshoheit zurückgewinnen, nicht nur reagieren.
Konkrete EU-Hebel (Handlungsoptionen):
Luftaufklärung mit Verpflichtung zur sofortigen Alarmierung aller in der Nähe befindlichen Schiffe.
Staatliche Seenotrettung und verlässliche Häfen; Unterstützung zivilgesellschaftlicher Akteure.
Finanzierung durch Mitgliedstaaten und Optionen der EU-Kommission; klare Standards für RCC-Praxis.
Öffentlicher Druck und klare Sprache sind nötig.
Sea-Watch: https://sea-watch.org
Sea-Eye: https://sea-eye.org
SOS Humanity: https://sos-humanity.org
United4Rescue: https://united4rescue.com
Alarm Phone: https://alarmphone.org
PRO ASYL: https://www.proasyl.de
UNHCR Deutschland: https://www.unhcr.org/de