Ein Kommentar von Rainer Rupp.
Das Ultimatum das die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) nach dem Militärputsch in Niger den neuen Machthabern dort gestellt hatte, nämlich den gestürzten Präsidenten wieder in sein Amt einzusetzen oder durch eine militärische Invasion von ECOWAS-Staaten selbst davon gejagt zu werden, war letzten Sonntag sang und klanglos verstrichen. 
Zur Erinnerung: Präsident Tinubu hatte nach dem Putsch in Niger den neuen militärischen Machthabern mit einer militärischen Intervention gedroht, falls sie nicht spätestens bis zum Sonntag, den 6. August, Nigers gestürzten Präsidenten Mohammed Bazoum wieder in sein Amt einsetzten.
Die meisten westlichen Medien erwähnten das Ultimatum gar nicht mehr, obwohl nach dem erfolgreichen Putsch in Niger gegen den westlichen Marionetten-Präsidenten vor allem Frankreich und auch die USA mit einer Invasion gedroht hatten. Beide Länder haben je eine große Militärbasis in Niger und verfolgen dort bedeutende wirtschaftliche und geopolitische Interessen. 
Allerdings wäre eine franko-amerikanische Invasion in Niger nur als Huckepack-Operation auf dem Rücken williger ECOWAS-Staaten möglich. Ein kurzer Blick auf die Landkarte hätte jedoch genügt, um selbst dem dümmsten imperialistischen Jubel-Presstituierten klarzumachen, dass eine solche Invasion des Niger nur unter größten politischen und militärischen Opfern möglich wäre. 
Niger liegt nämlich fernab ab vom Meer im Zentrum Afrikas. Es ist umgeben von Staaten, die entweder militant anti-imperialistisch sind, wie Mali und Burkina Faso und von dem mächtigen Nigeria, das eine lange anti-imperialistische Tradition hat, die auch in der Bevölkerung fest verwurzelt ist. 
Allerdings hatte der Präsident Nigerias den Neuen Machthabern in Niger mit einer Invasion gedroht, aber aus ganz anderen Motiven als Paris und Washington. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, Frankreich und den USA sein Land als Sprungbrett anzubieten, um auf Niger zu schlagen; und wenn doch, hätte das sein eigenes politisches Ende bedeutet.
Die politischen und militärischen Eliten Nigerias sind sicherlich nicht weniger korrupt als anderswo, aber sie brauchen dafür keine Zuwendungen aus dem Ausland. Denn Nigeria ist ein wichtiger Öl-Exporteur auf dem Weltmarkt und somit ein reiches Land. So hatte Nigeria die Möglichkeit, seit langem mit finanziellen Geschenken an seine Nachbarn sich erfolgreich deren Unterstützung in den Gremien der ECOWAS-Organisation zu sichern. Auch das bettelarme Land Niger war bedeutender Empfänger regelmäßiger Hilfe aus Nigeria.
Allein aus den paar vorangegangenen Zeilen können wir herauslesen, dass die 15-ECOWAS-Staaten keinesfalls aus einem soliden Block bestehen. Und doch tun Medien und Politiker des Kollektiven Westens so, als ob ECOWAS sich als Block gemeinsam mit dem Westen gegen Niger ausgesprochen hat. Ähnlich wie die Berichterstattung über die Ukraine entbehren auch diese angeblichen Nachrichten über Niger der Realität. Vielmehr widerspiegeln sie westliches Wunschdenken über Westafrika. 
Natürlich gibt es in ECOWAS eine Reihe von einst künstlich geschaffenen, kleinen Staaten, die auf sich allein gestellt kaum überleben könnten. Deren Eliten hängen an der „Herz-Lungen-Maschine“ westlicher Zuwendungen. Sie bedanken sich für die Zuwendungen, indem sie nicht nur in ECOWAS, sondern auch in der UNO und anderen internationalen Gremien abstimmen, wie der „Master“ es wünscht.
Dagegen verfolgen die riesigen westafrikanischen Flächenstaaten Mali und Burkina Faso, die direkt an Niger grenzen, eine dezidiert anti-imperialistische Politik im Sinne von Thomas Sankara. Und jetzt sieht es so aus, als könnte Niger das dritte Land in diesem Bund werden.
Sankara war Afrikas „Che Guevara“. Er ist zum Symbol der afrikanischen Revolution gegen den Neo-Kolonialismus des Westens geworden. Wie „Che“ wurde auch er ermordet. In den Vierteln der Armen und Ausgebeuteten in Afr...