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Friedenspolitik oder Regierungsfähigkeit? Zoff in der LINKEN | Von Rainer Rupp (Podcast)


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Ein Kommentar von Rainer Rupp.
Nicht nur in der Friedensbewegung haben die Initiativen in der Führungsspitze der Partei „Die LINKE“ für Empörung gesorgt. Auch parteipolitisch nicht organisierte Aktivisten und Anhänger anti-militaristischer Bewegungen sind alarmiert. Denn „Die Linke“ ist die einzige Partei im Bundestag, die gegen starken Druck und gegen alle Verlockungen von außen und von innen bis heute an ihrem friedenspolitischen Kurs festgehalten hat. Doch nun häufen sich die Warnsignale, dass mit Blick auf die nächsten Bundestagswahlen und mit Aussicht auf Regierungsbeteiligung das Spitzenpersonal der LINKEN der Partei den Marschbefehl „ohne Tritt, rechtsrum“ in die Kriegsfähigkeit geben will. Allerdings gibt es an der Parteibasis und bei einigen Bundestagsabgeordneten, die nicht bereit sind, ihre friedenspolitischen Überzeugungen für einen Minister- oder Staatssekretärsposten zu verkaufen, noch erheblichen Widerstand (1).
„Acht Monate vor der Bundestagswahl sorgt in der Linkspartei ein Positionspapier zur Friedens- und Sicherheitspolitik für Aufregung“, berichtete die parteieigene Zeitung „Neues Deutschland“ am 25. Januar 2021 (2). Der Autor des Papiers ist kein geringerer als Matthias Höhn, sicherheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion.
In dem von ihm zur Diskussion gestellten Papier skizziert Höhn ein ganz neues außen- und sicherheitspolitisches Programm, mit dem sich die Linke stromlinienförmig an die SPD mit ihren langjährigen imperialistischen Kriegserfahrungen in Regierungsverantwortung und an die kriegsgeilen Grünen anpassen kann. Als die grüne Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt jüngst auf dem Parteitag erklärte: „Die Grünen waren noch nie eine pazifistische Partei“ hat sie wenigsten einmal die Wahrheit gesagt (3).
Besonders alarmierend ist, dass eine starke Fraktion innerhalb der Grünen öffentlich über militärische Interventionen nachdenkt, mit oder ohne UNO-Mandat anderen Ländern mit Gewalt ihre grünen ökologischen Vorstellungen aufzuzwingen. Da befindet sich der Linke Mathias Höhn mit seinem neuen, außen- und sicherheitspolitischen Programm in bester Gesellschaft (4).
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Höhn in seinem Papier recht geschickt mit politischen Taschenspielertricks operiert, was einen an den bösen Witz erinnert: „Wie merkt man, wenn ein Politiker lügt?“ Antwort: „Wenn sich seine Lippen bewegen“. 
In der Einführung zu seinem Diskussionspapier zwecks Kriegsbefähigung „linker Sicherheitspolitik“ singt Höhn ein hohes Lied auf die festen Säulen, auf denen der Friedenswillen der Partei ruht, nämlich: auf ihr „beharrliches Nein zu Kriegseinsätzen der Bundeswehr, Nein zu immer größeren Verteidigungshaushalten, Nein zum weltweiten, scheinbar ungebremsten Geschäft mit Waffen und Rüstungsgütern.“
Und dann kommt sofort der Schlenker, mit dem genau diese Pfeiler, auf denen der Friedenswille der Partei ruht, untergraben werden. Dazu arbeitet Höhn mit den gängigen Argumenten aus der Trickkiste der neo-liberalen Groß-Deutschen, die darauf brennen, notfalls mit militärischen Mitteln rund um die Welt Verantwortung zu übernehmen; angeblich um Demokratie und Menschenrechte zu schützen, aber tatsächlich, um sich Rohstoffe und Marktzugänge zu sichern. Um die Linken in diese Richtung umzuprogrammieren argumentiert Höhn, dass seit Gründung der Linkspartei im Jahr 2011 „die Welt sich nicht zum Besseren entwickelt“ habe.
Dann lässt Höhn eine Parade des Schreckens am Leser vorbeiziehen: 80 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg, Gewalt, bitterer Armut, Klimaveränderungen, Hundert Tausende Tote in Kriegen und Stellvertreterkriegen, allen voran in Syrien oder im Jemen, aber auch in der Ukraine, in Afghanistan, in Mali oder Libyen, im Irak. Diese Schrecken haben bei Höhn keine Geschichte, keine Ursache und Wirkung. Vielmehr wird der Eindruck vermittelt, dass die Schrecken - ähnlich wie ein Gewitter oder Sturmflut - außerhalb des Willens und ...
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