Ein Kommentar von Hermann Ploppa.
Keine Frage: aus der jetzigen katastrophalen Ampel-Regierung soll der CDU-Vorsitzende als „starker Mann“ und Messias uns aus tiefer Not führen. Tatsächlich erfolgt jedoch stattdessen die komplette Übergabe des Gemeineigentums in die Hände globaler Finanzkartelle
Der neue starke Mann der CDU: Friedrich Merz fährt im Schlafwagen aus Deutschland in die kriegsgeplagte Ukraine. Er berichtet seiner Twitter-Fangemeinde: „Es ist schön, in diesem Land zu sein. Alles sicher, alles gut, und die ukrainischen Behörden sind äußerst kooperativ.“ <1> Natürlich trifft unser Merz auch Wolodomyr Selenskyi: „Das Gespräch war atmosphärisch und inhaltlich außergewöhnlich gut.“ <2> Mehr brauchen wir für heute nicht zu wissen.
Oppositionsführer Merz als Staatsmann. Natürlich hat er sich im Vorfeld mit dem noch amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz abgestimmt. Weniger staatsmännisch greift Merz dann zwei Wochen später Titelverteidiger Scholz frontal an. Merz ist wütend. Denn Scholz liefert nicht schnell genug schweres Geschütz an die lodernde Ostfront: „Es gibt ganz offensichtlich in der Bundesregierung Verzögerungsstrategien, zumindest eine Verzögerungstaktik.“ Ein „Herumschwurbeln um die Themen“ – das sei der Sache einfach nicht angemessen. <3> Es gibt bereits „öffentliche Beschwerden von Rüstungsunternehmen“. Und Herr Scholz soll doch endlich mal selber nach Kiew fahren. Soll sich mal ein Vorbild nehmen an Frau Baerbock.
Da spricht ER, der marktradikale Erlöser aus Brilon im Hochsauerlandkreis. Friedrich Merz wird kurzen Prozess machen mit den kärglichen Resten des Sozialstaats. Mit dem Gemeinwohl. Mit dem Nationalstaat als letztem Großorganismus, der den unersättlichen Globalkonzernen noch Paroli bieten könnte. Dieser Aufwasch des öffentlichen Raums ist schon lange eingefädelt. Und es fehlt eben nur noch einer wie Friedrich Merz, um dafür die Galionsfigur abzugeben. Dabei wollten die Mitglieder der CDU diesen Merz eigentlich ums Verrecken nicht haben. Als Merz 2018 CDU-Vorsitzender werden wollte, gaben die Christdemokraten demonstrativ dem politischen Leichtgewicht Kramp-Karrenbauer den Vorzug. Und 2020 hauten die CDU-Mitglieder dem Friedrich Merz den laschen Laschet um die Ohren. Doch 2021 mussten sie den Merz dann doch notgedrungen wählen. Die beiden Nobodies Röttgen und der ebenso beliebte wie beleibte Helge Braun: das wäre einem politischen Selbstmord gleichgekommen.
Die Schluckbeschwerden der christdemokratischen Basis erklären sich daraus, dass Merz allzu ungeniert die Interessen der verhassten Superreichen vertritt. Nicht nur dass Merz zwei flotte Privatjets sein Eigentum nennen darf. <4> Das ginge ja vielleicht noch an. Aber Friedrich Merz war von 2016 bis 2020 Aufsichtsratsvorsitzender von Blackrock Deutschland. Lange Zeit konnte die größte Vermögensverwaltungsgesellschaft der Welt unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit agieren. Doch seit etwa einem halben Jahrzehnt ist nun Blackrock Synonym für Volksenteignung und skrupellose Reichtumsvermehrung der sowieso schon Superreichen dieser Welt. Friedrich Merz war 2002 von seiner Rivalin Angela Merkel aus der Politik gemobbt worden. Seitdem vertrat Merz von 2009 bis 2020 die Interessen der US-amerikanischen Oligarchen in Deutschland als Präsident der Atlantikbrücke. Während jedoch die Atlantikbrücke soziale Kontakte stiftet, sorgt die Rechtsanwaltskanzlei Mayer Brown unter anderem für die Abwicklung der Privatisierung öffentlichen Eigentums in private Konzernhände. Merz stieg bei der Kanzlei ein und wurde dort Miteigentümer. Die Reste des deutschen Kohlebergbaus waren in der Ruhrkohle AG vereinigt worden. <5> Merz und seine Freunde besorgten den lukrativen Gang an die Börse und die nachfolgende Umwandlung der RAG in das Konglomerat Evonik. Als Sozius von Mayer Brown begleitete Merz den Verkauf der einstmals dem Volk gehörenden West Landesbank (WestLB) an private Investoren. Diese Enteignung durch Mayer Brown wurde vom Lan...