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Gegnerische Verbündete | Von Diether Dehm


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Ein Kommentar von Diether Dehm.
Um dem gefährlichen US-amerikanischen Dominanzgebaren zu begegnen, sollten Linke mit konservativen Kräften strategisch zusammenarbeiten.
Ja, wir brauchen den Widerstand gegen jene Machtkrake aus Finanz-, IT- und Pharmakonzernen, gegen den militärisch-industriellen Komplex und dessen Helfershelfer in Politik und Medien. Zu riskant wäre es, dem Global-Governance-Anspruch einer unipolaren Weltordnung nach dem Gusto der USA das Feld zu überlassen. Um das Schlimmste zu verhindern, müssen wir viele sein und an einem Strang ziehen. Aber wer sind eigentlich „wir“? Linke scheuen oft die Nähe von Patrioten und eher wirtschaftsliberal denkenden Menschen, die sich darum sorgen, dass die Regierung in Deutschland den Standort platt macht. Auch umgekehrt gibt es erhebliche Berührungsängste. Ist eine projektbedingte Kooperation etwa Klassenverrat? Ist der Querfront-Vorwurf in solchen Fällen berechtigt? Oder ist es schlicht strategische Vernunft, wenn verschiedene Lager, die einander sonst nicht immer grün sind, gemeinsam gegen einen derzeit gefährlicheren und mächtigeren Feind zu Feld ziehen ― wofür es erfolgreiche Beispiel in der Geschichte gibt? In einem Artikel hatte Susan Bonath vor neoliberalen U-Booten“ (A) gewarnt (B), die sich mit Freiheitsrhetorik in elitenkritischen Diskursen breitmachten, in Wahrheit für eine soziale Agenda jedoch eher schädlich seien. Diether Dehm, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Linken und Künstler, widerspricht ihr in diesem Artikel als Marxist. Er fordert im Interesse einer wirkmächtigeren Aktionseinheit, Denk- und Milieugrenzen zu überwinden und eine neue Öffnung zu heimat-, aber auch zu marktorientierten Ampel-Kritikern.
So, wie die eine Community sämtliche Etagen und Tiefengewölbe des Imperialismus vom „Bilderberger“ Klaus Schwab nach dessen überschätztem Masterplan „Great Reset“ bis ins Kleinste durchgestyled wähnt, sieht die conträre Gemeinde in Bilderberg-Kritikern allzumeist rechte Verschwörungsmystiker. „junge-Welt“-(jw)-Chef Koschmieder verdächtigte gar Ken Jebsen (Kayvan Soufi Siawash) als eine Abart „profaschistischer Einfluss-Agenten“. Und ließ allen, die Jebsen nicht sofort abschworen, jw-Schreibverbot erteilen, so unter anderen Wolfgang Gehrcke, Klaus Hartmann, Rainer Rupp und mir.
Wie man hört, ging es Susan Bonath bei der jw auch nicht viel besser. Aber auch sie ist von Generalverdacht umgetrieben. Ihrer geht gegen hausbackene Neuauflagen marktideologischer Ladenhüter, die sie zu einer schlau kalkulierten Verschwörung von Libertären gegen Protestbewegungen aufwertet:


„Konzertiert unterwandern die neoliberalen Extremisten den Widerstand ― und kaum jemand stört sich daran.“

Wer damit gemeint sein dürfte, sind Publizisten wie Marc Friedrich, Markus Krall, Daniele Ganser, Jürgen Todenhöfer, Max Otte, Paul Brandenburg und ähnliche; ja selbst Ulrike Guérot wegen deren Bekenntnis zu einer „Republik Europa“.
Was hingegen Koschmieder bis Jebsen gemeinsam ist: den NATO-Aufmarsch gegen die russische Grenze nebst Verschärfung von Militär- und Handelsattacken gegen China überzeugend abzulehnen und stattdessen wieder preiswertes Gas aus Russland einzufordern. Was und wer also an einem breiten Bündnis gegen Pentagon und US-Weltherrschaft bastelt, ist von Zerwürfnis, Ab- und Vorverurteilung überschattet. Und über allen zusammen hängt dann noch das taz- und Spiegel-Damoklesschwert, als „Querfront“ und „profaschist-affin“ verbellt zu werden.
Und zu allem Überfluss befürchten hausbackene Sympathisanten mit SPD-Hintergrund noch kommunistische Unterwanderung des Wagenknecht-Lagers durch die DKP. Nur,
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