Selbstgewähltes Asyl und das Leben darin
Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
In der Zukunft werden Berichte wie der folgende nur noch von Zeit zu Zeit erscheinen, da natürlich mit zunehmender Dauer, die wir in Namibia leben, sich auch das Leben „normalisiert“. Es gibt wohl kaum ein Land, in dem man schneller mit Menschen in Kontakt kommt und sich schneller zu Hause fühlt als in Namibia. Infolgedessen drohen die Geschichten immer stärker zur „Fliesentischgeschichten“, wie ein Kommentator bemerkte, zu werden. Aber hier noch einmal einige Informationen, die vielleicht interessant sind, auch um die Unterschiede zum Leben in Deutschland deutlich zu machen.
Das Einkaufen
Wir wohnen in einer, für deutsche Verhältnisse kleinen Stadt am atlantischen Ozean, Swakopmund. Nur 30 km entfernt befindet sich der größte Hafen des Landes, Walvis Bay. Und ein paar hundert Kilometer weiter südlich soll demnächst vielleicht die größte grüne Wasserstoffherstellung Afrikas gebaut werden. Wenn Umweltschutzbedenken das nicht im letzten Augenblick verhindern.
Die Hauptstadt Windhuk ist ca. 400 km entfernt, zu erreichen in vier Stunden über eine gut ausgebaute Schnellstraße. Das Land selbst hat weniger Einwohner als eine Großstadt in Deutschland. Weshalb es kein Ebay gibt. Und Amazon verlangt Liefer- und Zollkosten, die oft die Artikelkosten übersteigen, und das bei extrem langen Lieferzeiten.
Daher läuft hier die Beschaffung zum größten Teil über Händler, und man kauft, was eben angeboten wird. Es ist so ähnlich wie in Deutschland vor 50 Jahren. Aber es gibt einen großen Unterschied. Noch nie habe ich ein Land erlebt, in dem die Verkäufer so freimütig empfahlen wohin man gehen sollte, um eine Alternative zu finden. Aber das ist der Weg für einen Neuankömmling und selbst für einen Einwohner, der etwas Seltenes sucht. Er wird von Händler zu Händler weitergereicht, bis er doch das passende Teil gefunden hat.
Und es ist am Ende erstaunlich, wie reichhaltig das Angebot in einer so kleinen Stadt wie Swakopmund doch ist. Natürlich gibt es nicht alle Marken, und natürlich darf man nicht auf einer Vorstellung beharren. Und natürlich gibt es Ausnahmen. Aber mit etwas Flexibilität findet man, was das Problem löst. Oder man muss es selbst basteln.
Also da gab es zum Beispiel das Problem, dass wir die beiden Hundeboxen, in denen unsere schwarzen Teufel nach Afrika kamen, mit Hilfe von Estelle nach Kapstadt schicken wollten, damit sie dort wieder verwendet werden konnten, und wir einen Teil der Beschaffungskosten zurück bekommen. Dafür mussten sie auseinandergebaut und dann verpackt werden. Aber wie? Im Baumarkt schilderte ich das Problem, worauf ich an ein Spezial-Geschäft in der Nähe verwiesen wurde, das spezialisiert auf Verpackungsmaterialien war. Und dort fand ich alles, was das Verpackungsherz begehrte.
Naja, auf einen bezahlbaren und belastbaren Bürostuhl, der von der Hauptstadt in die Niederlassung kommen sollte, warten wir nun schon drei Wochen, aber notfalls kann man auch auf einem Küchenstuhl am Computer arbeiten, wie dieser Bericht beweist. Aber damit genug mit diesen Geschichten.
Die Renovierung
Während man in Deutschland jede Art von Gartenzäunen und Einfriedungen fertig kaufen kann, geht man in Namibia anders vor. Man nimmt Bewehrungsstahl und Holzpfosten, streicht beide mit Wetterschutzfarbe an und baut daraus einen Zaun. Da die Pfosten nicht frostsicher stehen müssen, wird nur im Bereich, in dem ein selbstgebautes Törchen direkt zum Golfplatz führt, mit Betonfüßen versehen. Da jeder so baut, ist es auch nichts Besonderes hier. Und inzwischen konnten unsere Hunde wieder ohne Leine in den Garten.
Im Eingangsbereich mussten alle in Beton gelegten Fliesen entfernt werden. Schöne aber unglaublich gewucherte Sträucher hatten Wurzeln entwickelt, welche den Beton angehoben und gebrochen hatten. Jetzt finden sich dort zwar nicht schöne aber praktische Verbundpflasterstein...