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Randlage in Krisenzeiten
Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen während der Gründungsphase der k.k. Fachschule für Holzindustrie und Marmorbearbeitung in Hallstatt fordern zum Vergleich mit der Gegenwart heraus. Strategien der Vergangenheit, die sich als erfolgreich erwiesen haben, können hier und jetzt für die Zukunft angepasst werden. Der Gründerkrach von 1873 war eine Börsen-Spekulationskrise, deren Zustandekommen und deren Folgen uns am Beginn des 21. Jahrhunderts seltsam vertraut erscheinen müssen. Diese Wirtschaftskrise war von europäischer Dimension und wurde im Salzkammergut durch den lokalen Strukturwandel zusätzlich verschärft. Die Gebirgsregion am Rande dreier Bundesländer war über Jahrhunderte von der namensgebenden Salzwirtschaft geprägt, die mit der fortschreitenden industriellen Revolution im 19 Jahrhundert ihre Einzelstellung verlor. Von einer mächtigen Industrie, die zu Beginn der Neuzeit den überwiegenden Teil der Staatsfinanzen erwirtschaftete, entwickelten sich die Salinen zu einem Staatsbetrieb mit mäßigen Erträgen. Um überlebensfähig zu bleiben, galt es deren betriebliche Effizienz steigern. Das bedeutete auch damals schon Rationalisierung und den damit verbundenen Personalabbau.
Mit lediglich vier Schülern wurde im Schuljahr 1873/74 der Schulbetrieb mit der Abteilungen für Holzschnitzerei und Marmorbearbeitung aufgenommen. Öffentlichen Zeichenkurse, die an Abenden und Sonntagen angeboten wurden, sollten die Bildung der Gewerbetreibenden des Ortes und der Umgebung in ästhetischer und technischer Beziehung heben. Auf diese Weise sollten die Qualitätsansprüche der zuströmenden Sommergästen und Fremden befriedigt und sich der im Salzkammergut aufstrebenden Heimindustrien für Holzschnitzerei, Drechslerei und Steinbearbeitung neue Absatzgelegenheiten eröffnet werden. Da die Betriebe der Region jedoch zu wenige Lehrstellen anboten, wurde, um der Jugendarbeitslosigkeit weiter entgegenzuwirken, mit Beginn des Schuljahres 1881/82 die Abteilung für Tischlerei und im Schuljahr 1886/87 die Abteilung für Holzdrechslerei eröffnet.
Unter den ersten Hallstätter Schulleitern - Hans Greil und Gustav Goebel - fand eine intensive Auseinandersetzung mit den Denkmälern der Holzbildhauerkunst statt. Die Bemühungen um Objektivität in der Bestandsaufnahme historischer Holzobjekte standen ganz im Zeichen des damaligen Zeitgeistes, des dogmatischen Historismus. Ergänzend dazu wurden an der Hallstätter Schule innovative Techniken der Holzkonservierung und Restaurierung entwickelt. 1887 erhielt die Schule den Auftrag für die Errichtung eines großen neogotischen Flügelaltars, des Kreuzaltars, in der Hallstätter Pfarrkirche. Diese Arbeit hält dem Vergleich mit dem nebenstehenden gotischen Marienaltar durchaus stand. Damit war nur wenige Jahre nach Gründung der Hallstätter Schule ein Leistungsniveau erreicht, das auch den internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchte.
Die steigende Nachfrage an Ausbildungsplätzen konnte das ursprüngliche Schulgebäude am Hallstätter Marktplatz nicht mehr abdecken, sodass ein Neubau der Schule notwendig wurde. 1905 eröffnet der damalige Landeshauptmann Ebenhoch auf der Nachbarparzelle seiner Sommervilla das heute immer noch als Theoriegebäude verwendete Objekt. Die Ebenhoch-Villa wurde in der Zwischenzeit demoliert und der an den See grenzende Park dient heute als Busterminal. Die weiter steigenden Schülerzahlen erforderten bald einen Zubau, der 1938 in Angriff genommen und 1941 fertig gestellt worden ist.
Anderson, Chris, Makers - Das Internet der Dinge: die nächste industrielle Revolution, München 2013.
By Friedrich Idam, Gestaltung: Reinhard PilzRandlage in Krisenzeiten
Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen während der Gründungsphase der k.k. Fachschule für Holzindustrie und Marmorbearbeitung in Hallstatt fordern zum Vergleich mit der Gegenwart heraus. Strategien der Vergangenheit, die sich als erfolgreich erwiesen haben, können hier und jetzt für die Zukunft angepasst werden. Der Gründerkrach von 1873 war eine Börsen-Spekulationskrise, deren Zustandekommen und deren Folgen uns am Beginn des 21. Jahrhunderts seltsam vertraut erscheinen müssen. Diese Wirtschaftskrise war von europäischer Dimension und wurde im Salzkammergut durch den lokalen Strukturwandel zusätzlich verschärft. Die Gebirgsregion am Rande dreier Bundesländer war über Jahrhunderte von der namensgebenden Salzwirtschaft geprägt, die mit der fortschreitenden industriellen Revolution im 19 Jahrhundert ihre Einzelstellung verlor. Von einer mächtigen Industrie, die zu Beginn der Neuzeit den überwiegenden Teil der Staatsfinanzen erwirtschaftete, entwickelten sich die Salinen zu einem Staatsbetrieb mit mäßigen Erträgen. Um überlebensfähig zu bleiben, galt es deren betriebliche Effizienz steigern. Das bedeutete auch damals schon Rationalisierung und den damit verbundenen Personalabbau.
Mit lediglich vier Schülern wurde im Schuljahr 1873/74 der Schulbetrieb mit der Abteilungen für Holzschnitzerei und Marmorbearbeitung aufgenommen. Öffentlichen Zeichenkurse, die an Abenden und Sonntagen angeboten wurden, sollten die Bildung der Gewerbetreibenden des Ortes und der Umgebung in ästhetischer und technischer Beziehung heben. Auf diese Weise sollten die Qualitätsansprüche der zuströmenden Sommergästen und Fremden befriedigt und sich der im Salzkammergut aufstrebenden Heimindustrien für Holzschnitzerei, Drechslerei und Steinbearbeitung neue Absatzgelegenheiten eröffnet werden. Da die Betriebe der Region jedoch zu wenige Lehrstellen anboten, wurde, um der Jugendarbeitslosigkeit weiter entgegenzuwirken, mit Beginn des Schuljahres 1881/82 die Abteilung für Tischlerei und im Schuljahr 1886/87 die Abteilung für Holzdrechslerei eröffnet.
Unter den ersten Hallstätter Schulleitern - Hans Greil und Gustav Goebel - fand eine intensive Auseinandersetzung mit den Denkmälern der Holzbildhauerkunst statt. Die Bemühungen um Objektivität in der Bestandsaufnahme historischer Holzobjekte standen ganz im Zeichen des damaligen Zeitgeistes, des dogmatischen Historismus. Ergänzend dazu wurden an der Hallstätter Schule innovative Techniken der Holzkonservierung und Restaurierung entwickelt. 1887 erhielt die Schule den Auftrag für die Errichtung eines großen neogotischen Flügelaltars, des Kreuzaltars, in der Hallstätter Pfarrkirche. Diese Arbeit hält dem Vergleich mit dem nebenstehenden gotischen Marienaltar durchaus stand. Damit war nur wenige Jahre nach Gründung der Hallstätter Schule ein Leistungsniveau erreicht, das auch den internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchte.
Die steigende Nachfrage an Ausbildungsplätzen konnte das ursprüngliche Schulgebäude am Hallstätter Marktplatz nicht mehr abdecken, sodass ein Neubau der Schule notwendig wurde. 1905 eröffnet der damalige Landeshauptmann Ebenhoch auf der Nachbarparzelle seiner Sommervilla das heute immer noch als Theoriegebäude verwendete Objekt. Die Ebenhoch-Villa wurde in der Zwischenzeit demoliert und der an den See grenzende Park dient heute als Busterminal. Die weiter steigenden Schülerzahlen erforderten bald einen Zubau, der 1938 in Angriff genommen und 1941 fertig gestellt worden ist.
Anderson, Chris, Makers - Das Internet der Dinge: die nächste industrielle Revolution, München 2013.